Hamburg. Hamburger DAX-Konzern legt Rekordzahlen bei der Rendite vor. Klebstofftochter Tesa enttäuscht dagegen beim Umsatz die Erwartungen.

Es ist ein Duft, den viele Verbraucher wiedererkennen sollen. Der Hamburger Nivea-Hersteller Beiersdorf verkauft erstmals in seinem Nivea-Haus am Jungfernstieg und den weiteren Nivea Spas in Bergedorf, Eppendorf und Winterhude ein Eau de Toilette, das laut Unternehmen den Duft der Nivea-Creme versprühe. „Das Parfüm wurde von jungen Mitarbeitern kreiert“, sagt Beiersdorf-Vorstandschef Stefan F. Heidenreich. Zum Parfümkonzern will das Unternehmen deshalb aber nicht werden, das Eau de Toilette sei eine Ausnahme. 30 Milliliter des Eau de Toilette kosten 24 Euro.

Auch in der Hautpflege hat Beiersdorf einen neuen Weg eingeschlagen. In Deutschland und Österreich testet der Konzern derzeit erstmals Einmalrasierer für Frauen. „Sanfte Pflege der Haut passt zu unserer Kompetenz“, sagt Heidenreich. „Vor allem Frauen rasieren sich gern unter den Achseln und in der Bikinizone.“ Hässliche Flecken nach der Rasur sollen laut Heidenreich mit dem Beiersdorf-Produkt vermieden werden. Diese hässlichen Flecken konnte der Konzern selbst in der Neun-Monats-Bilanz vermeiden.

Konzerumsatz stieg um 2,7 Prozent zum Vorjahr

Mit neuen Produkten und Erfolgen in Schwellenländern hat das Unternehmen bis Ende September hohe Zuwächse erzielt und ist damit an einigen Konkurrenten vorbeigezogen. „Wir haben unsere Effizienz gesteigert und die Flexibilität erhöht“, sagte Heidenreich. Der Konzernumsatz stieg um 2,7 Prozent. Unter Einbeziehung der Wechselkurse kletterten die Erlöse um 6,8 Prozent auf gut fünf Milliarden Euro. Das Ebit, also das Betriebsergebnis im Konzern, stieg ohne Sondereffekte um 11,9 Prozent auf 750 Millionen Euro. Über die Höhe des Gewinns freute sich Heidenreich besonders. Erstmals in der Geschichte des Nivea-Herstellers verbesserte sich die Ebit-Umsatzrendite auf 14,9 Prozent nach 14,2 im Vorjahr.

„Wir wachsen teils gegen den Markt und setzen uns auch in einem schwierigen Umfeld durch“, so der Vorstandsvorsitzende. Selbst den französischen Konkurrenten L’Oreal hat die Hamburger Firma hinter sich gelassen. „Wir haben allen Grund zur Zufriedenheit“, so der Manager. Die Commerzbank hat das Kursziel für Beiersdorf nach den Zahlen zum dritten Quartal von 79 auf 84 Euro angehoben, die Einstufung aber auf „Hold“, also Halten, belassen. Das Wachstum und die Profitabilität der Konsumenten-Sparte hätten positiv überrascht, sagte Bankenanalyst Andreas Riemann.

Klebstoff-Tochter Tesa schwächelt in der Elektroindustrie

Riemanns Prognose hat sich bereits am Mittwochnachmittag überholt. Um 15.05 Uhr kletterten die Papiere über die Marke von 87 Euro. Das amerikanische Analysehaus S&P Capital IQ hat die Einstufung für Beiersdorf nach den Zahlen auf „Strong Buy“ – also kaufen – mit einem Kursziel von 95 Euro belassen. Die Ergebnisse für die ersten neun Monate des Jahres seien erwartungsgemäß ausgefallen und stützten die Prognosen für das Gesamtjahr, berichtete Analyst Jia Man Neoh. Der Ausblick des Managements auf deutlich verbesserte operative Gewinnmargen sei ermutigend.

Doch das Unternehmen legte auch weniger überragende Zahlen vor. Denn gleichzeitig musste Beiersdorf die Umsatzprognose für das Gesamtjahr von plus fünf auf drei bis vier Prozent zurücknehmen. Ursache ist eine weitgehende Stagnation bei der Klebstoff-Tochter Tesa, die nicht allein im Geschäft mit Privatkunden tätig ist, sondern auch als Zulieferunternehmen der Elektronik- und Autoindustrie. Die Firma leidet vor allem unter der volatilen Industriekonjunktur. Vor allem in Korea habe es von der dortigen Elek­tro­nikindustrie weniger Aufträge für die Branche gegeben. Offenbar scheint sich der Markt für Smartphones, für die Tesa Klebefolien liefert, zu beruhigen. Tesa macht ungefähr 16 Prozent des Konzernerlöses von Beiersdorf aus. Während der Umsatz schwächelt, wird der Beiersdorf-Gewinn laut der Einschätzung von Heidenreich bis Jahresende weiter zulegen.

Erfolsrezept basiert auf „richtigen Mix von Produkten“

Selbst im gesättigten europäischen Markt konnte sich der Hamburger Konzern behaupten. In Europa kletterte der Umsatz um 1,1 Prozent. Davon entfielen 0,4 Prozentpunkte auf Westeuropa. Auf dem deutschen Markt gab es laut Heidenreich Zuwächse, aber Italien und die Schweiz schwächelten. Das Phänomen Schweiz kennt Heidenreich schon seit seinem Antritt in Hamburg. „Dort sinken die Preise immer weiter“, sagte er. Zugelegt habe hingegen der Umsatz in Spanien. In Russland konnte sich das Unternehmen über zweistellige Wachstumsraten freuen. Auch in Brasilien wuchsen die Verkäufe in dieser Größenordnung. Vor allem große Innovationen wie etwa das Deo Black & White sorgten seit Anfang des Jahres für ein Umsatzplus in dieser Sparte von gut 20 Prozent.

„Der richtige Mix von Produkten, neuen wie alten, ist der Schlüssel zum Erfolg“, lautet Heidenreichs Motto.