Hamburg. Logistikzentrum in St. Georg scheitert an massivem Widerstand. Komplett aufgegeben hat Amazon die Pläne allerdings noch nicht.

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat vorerst seine Pläne aufgegeben, ein Logistikzentrum im Herzen Hamburgs zu eröffnen. Ein entsprechender Antrag auf Nutzungsänderung für eine Fläche im Berliner-Tor-Center im Stadtteil St. Georg sei zurückgezogen worden, sagte ein Sprecher des Bezirksamts Hamburg-Mitte dem Abendblatt. Zuvor gab es offenbar ein Gespräch mit dem Unternehmen, in dem Amazon mitgeteilt wurde, dass der Antrag wenig Aussicht auf Erfolg habe. Der Konzern war für eine Stellungnahme am Montag zunächst nicht zu erreichen.

Ursprünglich wollte Amazon eine 2500 Quadratmeter große Fläche in dem Bürokomplex zu Logistikzwecken anmieten. Gegen die Pläne hatte sich im Bezirk allerdings massiver Widerstand geregt, da der Lieferverkehr über die benachbarten Wohnstraßen, die alle in einer Tempo-30-Zone liegen, hätte abgewickelt werden müssen. Sowohl die Grünen als auch die SPD im Bezirk hatten sich kritisch zu dem Vorhaben geäußert.

Komplett aufgegeben hat Amazon die Pläne für ein Logistikzentrum in Hamburg allerdings noch nicht. Die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung befinde sich weiter in Gesprächen mit dem Unternehmen über passende Flächen, sagte ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde. Wo diese letztlich angesiedelt werden könnten, ist aber offen. Bezirkspolitiker hatten unter anderem Hammerbrook und Billbrook als mögliche Ausweichstandorte ins Gespräch gebracht.

Bundesweit ist der Konzern schon seit Längerem dabei, näher an seine City-Kunden heranzurücken. Mit eigenen Zustellbasen will der Onlinehändler vor allem auf der letzten Meile zum Endverbraucher unabhängiger von Partnern wie DHL oder Hermes werden. Außerdem könnte so die Grundlage für neue Angebote wie den besonders schnellen Lieferservice Prime Now geschaffen werden.

Nach Abendblatt-Recherchen sucht Amazon bereits in Frankfurt, Köln und Berlin nach Führungspersonal für lokale Verteilzentren. Die „Delivery Station Manager“ sollen laut konzerninterner Stellenbeschreibung sicherstellen, dass die „Mengen-, Qualitäts- und Kostenziele“ innerhalb eines strategischen Plans erreicht werden. In Berlin soll der Onlinehändler laut „Lebensmittelzeitung“ besonders weit gekommen sein. Hier hat sich der Konzern angeblich eine 2500 Quadratmeter große Fläche in einem Büro- und Einkaufskomplex unweit des Bahnhofs Zoo gesichert, die für logistische Zwecke genutzt werden soll.