Hamburg. Die Spielstätte hat sich auf dem Hamburger Location-Markt etabliert. Eine Begegnung mit Klaus Oetzel, dem Chef des Mehr! Theaters.
Er ist der Neue. Was stimmt, aber auch nicht ganz. Denn Klaus Oetzel ist schon seit Jahren Teil des bundesweit arbeitenden Mehr!-Theater-Konzerns von Maik Klokow, der seit März auch auf dem Hamburger Location-Markt anwesend ist. Oetzel war Geschäftsführer der Deutschen Eintrittskarten TKS GmbH mit Sitz in der Speicherstadt, Nathalie Heinrich war die Leiterin des Mehr! Theaters auf dem Großmarkt-Gelände.
Von jetzt auf gleich, obwohl die Erwartungen übertroffen worden seien, trennte sich Klokow Ende September von seiner Filialleiterin, es muss wohl mächtig gekracht haben hinter den Kulissen. Oetzel, BWLer und Diplomkaufmann, wurde zum 1. Oktober auf den geleerten Chefposten der 30-Millionen-Euro-Entertainment-Immobilie versetzt und möchte nun eigentlich nur über andere Dinge sprechen. Denn er ist der Neue.
„Ich habe mich relativ schnell entschieden, diese Stelle wahrzunehmen. Eine solche Gelegenheit bekommt man nicht oft“, sagt der 48-Jährige, und: „Ich bin ein begeisterter Theatermensch.“ Für und mit Klokow arbeitet Oetzel bereits seit gut 20 Jahren, seine Anfangserfahrungen sammelte er beim Musical-Anbieter Stella und wechselte dann zu Stage Entertainment, jenem Musical-Konzern, den Klokow 2008 verließ, um seine eigenen Ideen umzusetzen.
Mit Ticketing kennt sich Oetzel also nachweislich gut aus. Bei der Frage, wie es mit inhaltlichen Planungen für ein Haus wie seines steht, das für alles von eigenen Musikshows über Konzerte bis zu Firmenevents geeignet und anmietbar ist, entgegnet er: „Wir sind ein Gastspielhaus, wir nehmen im Wesentlichen das auf, was an uns herangetragen wird. Dafür müssen Sie gut vernetzt sein in der Branche. Man muss den richtigen Umgang mit den Veranstaltern finden, aber auch zu Firmen, die das Theater ja auch für Events nutzen. Das ist mein Ding.“
Keine Angst, als der neue Hausherr eine leichte Beute für abgebrühte Veranstalter zu sein, die diesen Job schon länger machen? „Wenn Sie mich über den Tisch ziehen, dann sind Sie schon gut. Ich bin seit 20 Jahren in der Branche.“
Die Programm-Möglichkeiten sind fast so groß wie der Saal
Die vergangenen Wochen hat Oetzel dazu genutzt, Antritts- und Aufwärmbesuche bei allen hiesigen Veranstaltern zu machen. Die Branche ist nach wie vor ein Nasengeschäft, manche können sich riechen, einige nicht. Da gibt sich der Hausherr Oetzel zuversichtlich: „Die Vielfalt der Produktionen ist riesig. Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen. Bester Garant für eine hohe Auslastung sind künstlerische Qualität und ein rundum gelungenes Theatererlebnis.“
Das kann mal ein Musical sein, ein großes Konzert, eine Zaubershow, eine Firmenfeier mit allem Drum und Dran. Die Möglichkeiten sind fast so groß wie der Saal, den man in mehreren Bestuhlungsvarianten nutzen kann.
Neulich erst wäre es fast zum Gastspiel vom Berliner Ensemble mit Robert Wilsons „Faust“ gekommen. Doch auch da, beim Theaterfestival, rappelte es zwischen den Machern hier und dem für seine Befindlichkeiten bekannten BE-Intendanten Claus Peymann von dort. Tausende Kartenkäufer der beiden restlos ausverkauften Abende waren betrübt, Oetzel als Gast-Hausherr ist es nach diesem Prestige-Ausfall immer noch: „Den staatlichen Spielstätten will ich keine Konkurrenz machen. Aber dieses Haus hat Voraussetzungen, die sehr gut dafür geeignet sind. Da würde ich gern eine zweite Chance erhalten.“ Mehr Theater also im Mehr! Theater? Klaus Oetzel wäre so weit, findet er.