Hamburg. Warenhauskette wechselt vor Olympischen Spielen und Fußball-EM die Führungsspitze aus. Neue Sortimente in Hamburg geplant.
Karstadt-Chef Stephan Fanderl will nach den Warenhäusern auch die Karstadt-Sporthäuser wieder auf Kurs bringen. Dazu übernimmt der Manager nun in Personalunion auch die Leitung der inzwischen als selbstständige Einheit unter dem Dach der Signa Retail-Holding agierenden Sporthäuser, wie die „Welt“ berichtete. „Ich sehe große Potenziale, die wir besser als bislang ausschöpfen müssen – dazu stellen wir jetzt die Weichen“, sagte der Manager. Der bisherige Chef der Sporthäuser, Simon Rider, scheidet nach nicht einmal zwei Jahren im Amt aus. Er war noch von Fanderls Vorvorgänger, Andrew Jennings, an die Spitze der Filialen geholt worden.
Ziel der Karstadt-Mutterfirma Signa Retail sei es, auch bei Karstadt Sports „eine profitable Nummer eins, zwei oder drei“ im Markt zu sein, betonte Fanderl. Mit den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich sei 2016 ein wichtiges Sportjahr. „Für Karstadt Sports sind das riesige Chancen, die wir nutzen wollen.“
Fanderl soll nur kurz in doppelter Funktion tätig sein
Die Doppelbelastung als Vorsitzender der Warenhaus-Gruppe und Chef des Sportsegments will Fanderl nach eigener Darstellung aber „nur kurz“ wahrnehmen. „Primäre Aufgabe ist es, das Management-Team bei Karstadt Sports für die Zukunft aufzustellen.“
Konkret möchte Fanderl die Sortimentsschwerpunkte in den Sporthäusern nicht nur in Richtung Fußball, sondern auch in Richtung Teamsport allgemein verschieben. Hohe Priorität haben für ihn auch die Bereiche Laufen, Fitness und Yoga. Mit diesen Sportarten sollen auch vermehrt Frauen angesprochen werden.
In einer neuen Filiale in Norderstedt sowie in renovierten Filialen an drei Standorten in Hamburg, Dortmund und Hannover ist nach seinen Worten auch der Sportschuhbereich erheblich erweitert worden. Insgesamt betreibt Karstadt Sports drei Filialen in der Hansestadt: An der Mönckebergstraße, in Wandsbek, sowie im Phoenix-Center in Harburg.
Harter Wettbewerb sorgten zuletzt für rückläufige Zahlen
Ein Arbeitsplatzabbau unter den 1400 Mitarbeitern ist laut Fanderl derzeit nicht vorgesehen. Voraussetzung dafür ist aber das Erreichen der geplanten Wachstumsziele: „Wir werden mit diesem Team hart daran arbeiten, unsere Planung zu erreichen. Insofern sind keine Änderungen geplant“, sagte der Karstadt-Chef. Die Entscheidungswege müssten aber kürzer werden, und die Tochtergesellschaft müsse schneller auf neue Trends reagieren.
Karstadt Sports hatte nach den letzten im Bundesanzeiger veröffentlichten Zahlen im Ende September 2013 abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang von knapp vier Prozent auf 238 Millionen Euro und einen Verlust von rund 4,4 Millionen Euro ausgewiesen. Der Siegeszug des Onlinehandels, neue Anbieter aus dem Ausland wie die französische Kette Decathlon und auch Discounter sorgen für einen harten Wettbewerb.
Der Konkurrenzkampf und hausgemachte Probleme bei einer IT-Umstellung machten zuletzt auch der Otto-Tochtergesellschaft Sportscheck zu schaffen. Der Umsatz der Münchner schwächelt seit Jahren, im Geschäftsjahr 2014/15 gingen die Erlöse um 7,2 Prozent auf 296 Millionen Euro zurück. Die für den stationären Einzelhandel zuständige Managerin im Konzern, Neela Montgomery, griff daraufhin durch und tauschte einen Großteil der Führungsriege bei Sportscheck aus. Ein ähnlicher Vorgang wie jetzt bei Karstadt.
Jenseits des Sportgeschäfts ist Karstadt dabei, sich wieder aus den roten Zahlen zu kämpfen. Zumindest operativ ist es der Kette im zurückliegenden Geschäftsjahr 2014/15 gelungen, ein positives zweistelliges Millionenergebnis zu erzielen. Unter dem Strich ist dies allerdings noch nicht der Fall. Und auch die Umsätze in den normalen Filialen sind weiter gesunken.