Hamburg. Die Zierkirschen an der Alster blühen, auf Balkonen wachsen wieder Tomaten und die Temperaturen erinnern im Dezember eher an Frühling.

Im März würde bei diesem Wetter Frühlingsstimmung aufkommen: Temperaturen im zweistelligen Bereich, Sonnenschein, an der Alster blühen die Zierkirschen und auf Hamburger Balkonen wachsen die Tomaten wieder. Aber da ja nicht März ist, sondern Dezember, sorgen derlei Wetterphänomene derzeit für Verwunderung. Was ist los mit diesem Winter?

Für Spaziergänger an der Alster mag es angesichts der Blütenpracht jedenfalls so wirken, als ob die Natur gerade völlig verrückt spielt. Experten zeigen sich jedoch gelassen. Dass die Zierkirschen derzeit hübsch in voller Blüte stehen, das ist laut Rolf Lühders ziemlich normal. Der Obstbauer aus dem Alten Land sagt: „Die Zierkirschen blühen ganz regulär zwei Mal im Jahr, im Frühling und im Herbst.“

Auch Carsten Sempf von der Abteilung Stadtgrün im Bezirksamt Eimsbüttel kennt das Phänomen. Er sei schon öfter vorgekommen, dass die Zierkirschen bereits im Dezember geblüht haben. Im vergangenen Jahr blühten sie im Januar. Sollte jetzt doch noch Frost kommen, stürben die Blüten ab, und eine erneute Blüte im Frühjahr falle dann nicht mehr so üppig aus.

Dezember ist bisher deutlich zu warm

"Nichtsdestotrotz ist der Dezember bisher allerdings deutlich zu warm", sagt Kent Heinemann vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation. Normalerweise liegen die mittleren Temperaturen in Hamburg im letzten Monat des Jahres bei zwei bis drei Grad. Der Dezember-Durchschnitt bisher: 8,7 Grad. Auch am heutigen Dienstag werden wieder Tagestemperaturen zwischen zehn und elf erwartet. Ein Wärmerekord werde absehbar allerdings nicht geknackt. Für den 9. Dezember liegt dieser in Hamburg bei 14,3 Grad aus dem Jahr 2000.

Und was ist mit Weihnachten?

Eine Änderung der Wetterlage ist erst einmal nicht in Sicht. Hochdruckgebiete im Süden und Osten Europas und Tiefdruckgebiete über dem Atlantik sorgen weiterhin dafür, dass milde Temperaturen aus dem Süden zu uns strömen.

Mit sieben bis acht Grad soll es am Donnerstag und Freitag zwar etwas kälter werden, aber schon am Wochenende steigen die Temperaturen dann wieder. Für eine Weihnachtswetter-Prognose sei es aber laut Heinemann noch zu früh. "Bis dahin kann noch viel passieren."

Nabu bleibt gelassen

Angesichts der extrem milden Temperaturen bleibt der Naturschutzbund (Nabu) gelassen. Tiere hätten (genau wie Menschen) eher mit starken Temperaturschwankungen zu kämpfen, als mit beständigen Temperaturen. Dass einige Pflanzen jetzt wieder austreiben, sei nicht ungewöhnlich. "Beim nächsten Wintereinbruch gehen die Knospen dann wieder ein – und treiben im Frühjahr erneut aus", so ein Nabu-Sprecher.

Händler auf dem Weihnachtsmarkt freuen sich

Laut Heide Mombächer, Sprecherin des historischen Weihnachtsmarktes auf dem Rathausmarkt, würden sich besonders die Händler über die milden Temperaturen freuen. "Wenn es nicht so kalt ist, verweilen die Besucher eher vor den Ständen und schauen sich in aller Ruhe um." Auch an den Glühweinbuden scheint das frühlingshafte Wetter nicht zu Umsatzeinbußen zu führen. Laut Heide Mombächer sei das vergangene Wochenende "hammermäßig" gelaufen.