Hamburg. Die Nordkirche hat dieses Jahr 1.8 Millionen Euro mehr in die Hilfe für Flüchtlinge investiert als 2014. Dazu gehören auch Unterkünfte.
Mehr als 12.000 Menschen engagieren sich derzeit ehrenamtlich in den Gemeinden der evangelischen Nordkirche für Flüchtlinge. Dazu kämen etwa 250 Hauptamtliche, die sich zumindest in einem Teil ihrer Arbeitszeit um die Versorgung von Asylsuchenden und durchreisenden Flüchtlingen kümmern, sagte Landesbischof Gerhard Ulrich am Dienstag in Hamburg. Gemeinsam mit der Flüchtlingspastorin der Nordkirche, Dietlind Jochims, und Hamburgs Diakonie-Chef Dirk Ahrens zog er eine überwiegend positive Zwischenbilanz der kirchlichen Flüchtlingshilfe in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Er dankte den vielen Helfern, die sich „selbstlos engagierten“. „Doch wir müssen auch auf sie achten“, sagte der Bischof.
Wunsch nach besserer Zusammenarbeit mit den Behörden
Die Netzwerke von Freiwilligen seien in der derzeitigen Situation von zentraler Bedeutung, sagte Ahrens. „Die Ehrenamtlichen wirken extrem stabilisierend auf die geflüchteten Menschen.“ Die Diakonie unterstütze mit ihren Angeboten auch die Helfer. „Sie brauchen fachliche Unterstützung und jemanden, bei dem sie sich auch mal aussprechen können“, sagte der Leiter des Diakonischen Werkes Hamburg. Bei der Integration von Asylsuchenden sei die Diakonie mit verschiedenen Projekten und Einrichtungen, die es teils schon seit Jahre gebe, „gut aufgestellt“. Lediglich in der Zusammenarbeit mit den Behörden in Hamburg wünsche er sich noch eine Verbesserung. In Schleswig-Holstein klappe etwa die Vernetzung seiner Meinung nach deutlich besser. Ahrens verwies auf den häufig geäußerten Wunsch nach einem Runden Tisch in Hamburg.
Neben der Versorgung der Flüchtlinge vor Ort sei auch die Bekämpfung der Fluchtursachen unbedingt notwendig, betonten die Kirchenleitenden. „Wer heute an Entwicklungsarbeit spart, erfährt gerade, was er sich damit einkauft“, sagte Ahrens. Entwicklungsarbeit sei zentraler Bestandteil der Flüchtlingshilfe. „Wir haben durch unseren Lebensstil und unsere Rolle in der Kolonialzeit eine Mitverantwortung“, ergänzte Ulrich.
1.8 Millionen mehr ür Flüchtlingsarbeit in 2015
Flüchtlingspastorin Jochims bekommt täglich Anfragen von Ehrenamtlichen, die auf der Suche nach Ansprechpartnern oder fachlichem Rat sind. Sie sei froh, dass zwölf der 13 Kirchenkreise einen regionalen Flüchtlingsbeauftragten eingestellt hätten. „Sie wissen, wer für was zuständig ist und weiterhelfen kann.“ Sie böten auf regionaler Ebene wertvolle und notwendige Unterstützung und Koordinierung der freiwillig Engagierten. Dabei seien längst nicht alle Helfer in den Gemeinden auch Mitglieder der Kirche, sagte Ulrich. Das sei ein tolles Zeichen. „Die vielen Helfenden fragen nicht zuerst nach der Herkunft, sondern sehen als erstes die Not.“
Ab 2015 setzt die Nordkirche nach den Worten Ulrichs jährlich 1,8 Millionen Euro zusätzlich für die Flüchtlingsarbeit ein. Weitere 150.000 Euro würden direkt vor Ort in den Gemeinden aufgewendet. Zur Unterbringung von Flüchtlingen stelle die Nordkirche derzeit insgesamt etwa 120 Gemeinschaftsunterkünfte in Kirchengemeinden, weitere 20 von der Diakonie Hamburg. Von den 1,8 Millionen Euro werden 1,1 Millionen Euro an das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung überwiesen. Diese sollen helfen, die Lebensbedingungen der Menschen in ihren Heimatländern zu verbessern.