Kurz vor der ersten Ziellinie haben die Olympia-Macher nochmals die Werbetrommel gerührt. De Maizière eilte eigens in die Hansestadt.
Hamburg. Letzter Akt vor dem Finale: Drei Tage vor Ablauf des Referendums in Hamburg hat die Spitze der Olympia-Bewerbung mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière, DOSB-Präsident Alfons Hörmann und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz ihre letzte Sitzung abgehalten und Zuversicht verbreitet. „Wir übergeben den Staffelstab an die Bürger Hamburgs und Kiels“, sagte Hörmann am Donnerstag. „Die hervorragende Wahlbeteiligung, die sich abzeichnet, zeigt, dass das Projekt Olympischer Spiele in der Stadtgesellschaft angekommen ist.“ Bisher haben mehr als 40 Prozent der 1,3 Millionen wahlberechtigten Einwohner ihre Stimme abgegeben.
Der Bundesinnenminister ermunterte die Wähler, sich trotz der Erschütterungen in internationalen und nationalen Sportgremien zu beteiligen: „Gerade angesichts der Debatten um große internationale Sportverbände sollen Hamburg und Deutschland beweisen, dass eine saubere, eine faire, eine nachhaltige Bewerbung zum Erfolg führen kann.“ Außerdem solle Deutschland beweisen, dass es angesichts der aktuellen Terrorlage sichere Spiele veranstalten könne.
Eine Einigung über die Verteilung der Olympia-Kosten zwischen Bund und Stadt gibt es allerdings noch nicht. „Was die Finanzen betrifft, sind wir in guten Gesprächen“, sagte de Maizière. „Es geht um viel Geld. Und da werden wir uns am Ende schon einigen.“ Den Zeitpunkt ließ er offen. Es werde so weit sein, „wenn wir einig sind“. Der DOSB-Präsident sagte in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur: „Ich mache mir keinerlei Sorgen, dass es nicht gelingen wird, eine einvernehmliche und vernünftige Lösung zu finden.“
Linke sind enttäuscht von de Maizière
Der Hamburger Senat will, dass der Bund 6,2 Milliarden Euro zuschießt. 1,2 Milliarden will die Hansestadt übernehmen. Insgesamt sollen die Spiele 11,2 Milliarden Euro kosten. Als Erlöse werden 3,8 Milliarden Euro erwartet.
Heike Sudmann, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken in der Hamburger Bürgerschaft, war von den Aussagen des Ministers enttäuscht. „Wir haben keinerlei neue Erkenntnisse gewonnen“, sagte sie. „Der Bürgermeister hat große Probleme, wenn der Bund nicht die 6,2 Milliarden Euro gibt.“ Es gebe „viel zu viel grobe Schätzungen und keine verbindlichen Zahlen“ im Finanzkonzept für die Spiele, monierte sie. „Deshalb traue ich dem Konzept nicht.“
DOSB-Chef hofft auf Rückenwind der Bevölkerung
Beim Referendum würde dem DOSB-Chef eine Zustimmung von etwas über 50 Prozent ausreichen, um das Rennen gegen die Mitbewerber Budapest, Rom, Paris und Los Angeles bis zur Vergabe durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) 2017 in Lima aufzunehmen. „Alles, was über 50 Prozent an Zustimmung liegt, gilt unter Demokraten als Legitimation weiterzumachen.“ Bürgermeister Scholz demonstrierte am Donnerstag nochmals seinen Optimismus: „Wir wollen erfolgreich sein am Sonntag, wir wollen erfolgreich sein 2017 in Lima.“
Bei einem Nein der Hamburger zu Olympia fürchtet der DOSB-Chef gravierende Folgen für die zukünftige Entwicklung des Sports. Eine erfolgreiche Olympia-Bewerbung würde „den dringend notwendigen Rückenwind für ganz Sportdeutschland“ geben. „Wenn dieser Impuls nicht käme, werden wir den Sport trotzdem weiterentwickeln“, sagte Hörmann. „Ich mache aber auch keinen Hehl daraus, dass uns dann wertvolle und wichtige Effekte fehlen würden. Statt mit Rückenwind werden wir in dem Fall eher im Gegenwind weiterarbeiten.“
Tausende bei Olympia-Aktion im Stadtpark