Peking . Bürgermeister Scholz erhält bei China-Reise viel Zustimmung zum geplanten Referendum. Chinesisches Olympia-Komitee lobt Bewerbung.
Warum ausgerechnet Peking? Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz blieb ruhig angesichts der von einer chinesischen Journalistin gestellten Frage, was die Hansestadt in Sachen Olympische Sommerspiele von Chinas Hauptstadt wohl lernen könne. Es gehe darum, wie die Chinesen im Jahr 2008 die Spiele gemanagt hätten, antwortete der Senatschef diplomatisch auf der Pressekonferenz in der deutschen Botschaft in Peking.
Seit Sonntagabend ist Olaf Scholz, begleitet von einer gut 40-köpfigen Wirtschaftsdelegation, auf Dienstreise in China. Die ersten drei Tage besuchte er Peking. Am Mittwochabend traf er in Shanghai ein, wo er bis zur Rückreise am Sonnabend bleiben wird. Eines wurde in den ersten drei Tagen seiner Visite aber bereits deutlich: Hamburgs Werben für die Sommerspiele im Jahr 2024 hat – wenn auch inoffiziell – längst begonnen.
Es waren nicht nur aus Höflichkeit gestellte Fragen, die die chinesischen Journalisten hatten. Zumal Peking bereits im Jahr 2022 erneut Austragungsort olympischer Wettbewerbe sein wird – dann der Winterspiele. Scholz ließ sich nicht zweimal bitten und machte deutlich, dass Hamburg nicht nur an den Pekinger Erfahrungen, sondern auch an jenen anderer Austragungsorte interessiert sei. Es sei wichtiger Bestandteil von Hamburgs Bewerbung, „Einblicke bei denen zu erhalten, die Olympische Spiele bereits durchgeführt haben“. Das Wissen früherer Austragungsorte sei eine „Chance, die man nicht vorübergehen lassen darf“.
London dient als Maßstab für Hamburg
Geschickt vermied der Senatschef jede bewertende Bemerkung über die Sommerspiele in Peking. Das mag zum einen an der Höflichkeit des Gastes gegenüber seinem Gastgeber gelegen haben. Zum anderen ist jedem für Hamburgs Olympiabewerbung Verantwortlichen klar, dass Peking nicht das Vorbild für die Hansestadt sein kann. Abgesehen von einigen Prestigeobjekten rund um das weltberühmte Olympiastadion steht es – glaubt man Zeitungsberichten – nicht gut um die vor gut zehn Jahren für viele Milliarden Euro gebauten Sportanlagen.
Nicht zuletzt, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, sind vor allem die Erfahrungen, die London mit den Spielen im Jahr 2012 gemacht habe, der Maßstab für die Hamburger. So sind beispielsweise die Kosten der Spiele in Großbritanniens Hauptstadt die Grundlage für die Kostenschätzungen im vor einigen Wochen vorgelegten Finanzbericht der Hamburger Bewerbung.
Das alles hält Bürgermeister Olaf Scholz bei seiner Stippvisite am Olympiastadion, das wegen seines Aussehens den Spitzenamen „Krähennest“ genannt wird, allerdings nicht davon ab, dessen „beeindruckende Architektur“ zu würdigen. Von dem Stadion gehe eine „große Faszination“ aus, sagte er. Allerdings, auch darauf verwies der Senatschef, habe sich seit 2008 manches im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geändert.
Hamburg setzt auf nachhaltige Spiele
„Hamburg steht für Spiele, die auf Gigantismus verzichten“, sagte Scholz. Schon aus seiner Tradition als Stadtrepublik heraus, „haben wir kein großes Repräsentationsbedürfnis“. Stattdessen verwies der Politiker noch einmal darauf, dass Olympische Spiele in Hamburg, „nachhaltige Spiele der kurzen Wege“ und die Stadtentwicklung – vor allem auf dem Kleinen Grasbrook, im Süden und Osten – in einem Maße voranbringen würden, „wie es ohne Olympia nicht möglich wäre“.
Scholz hofft auf eine große Zustimmung für Hamburgs Olympiabewerbung bei dem Referendum am 29. November. „Jeder Einzelne hat es in der Hand, aber man darf das nicht anderen überlassen“, mahnte er bei seiner Visite in Peking. Zudem gehe er davon aus, dass eine große Mehrheit bei der Abstimmung die Chancen der Hansestadt bei der Entscheidung des IOC steigern werden.
Auch Peking befragte sein Volk zu Olympia
Zustimmung zum Abhalten eines Referendums erhielt Hamburg überraschenderweise bei Besuch des chinesischen Olympischen Komitees. Dessen Präsident Liu Peng meinte, auch in Peking habe man das Volk befragt und hohe Zustimmung erfahren. Vor allem aber äußerte Peng sich ausgesprochen wohlwollend über die Hamburger Bewerbung. Die Deutschen seien organisatorisch in der Lage, einen so großen sportlichen Wettbewerb auszutragen. Das hätten sie bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 bewiesen. Das hörte die Hamburger Delegation natürlich gern. Immerhin ist China im IOC mit vier abstimmungsberechtigten Mitgliedern vertreten.
Weit weniger Diplomatie erlebte der Bürgermeister bei seinem Gespräch mit dem Chef des fünftgrößten Infrastrukturunternehmens der Welt, der China Communications Construction Company (CCCC), Chen Fenjian. Dieser zeigte sich über Hamburgs Entwicklung bestens informiert und warb – für einen chinesischen Manager eher ungewöhnlich – recht unverblümt für die Leistungen seines Unternehmens. Man baue Brücken, Hafenlagen, Autobahnen und könne auch ein Olympiastadion errichten. Zudem sei denkbar, dass CCCC als Sponsor für die Spiele in Hamburg auftritt.