Hamburg. Koalition will Ganztagsangebote für Migranten öffnen, aber auch die Schulpflicht durchsetzen. Neue Regelung für die jüngsten Schüler.

Die rot-grüne Koalition will den Unterricht von Flüchtlingskindern ausbauen und deren Integration verbessern. So sollen die Jungen und Mädchen die Möglichkeit bekommen, an den kostenlosen Ganztagsangeboten der Schulen teilzunehmen. „Die zuständige Fachbehörde soll hierzu in Zusammenarbeit mit den Schulleitungen der beteiligten Schulen sicherstellen, dass eine Teilnahme unbürokratisch ermöglicht wird“, heißt es in einem Bürgerschaftsantrag von SPD und Grünen, den die Fraktionen am gestrigen Montag beschlossen haben.

Außerdem greift Rot-Grün eine Anregung aus den Grundschulen und eine Forderung der CDU-Opposition auf: Künftig sollen auch für die ersten beiden Klassenstufen eigene internationale Vorbereitungsklassen gebildet werden, „wo dies möglich ist“, wie es in dem Antrag heißt. Während hierher geflüchtete Kinder und Jugendliche von Klasse drei an in Basis- oder Vorbereitungsklassen unterrichtet werden, werden die jüngsten schulpflichtigen Flüchtlingskinder bislang direkt in die Regelklassen eingeschult.

Teilweise sechs Flüchtingskinder in ersten Klassen

Aufgrund der deutlich gestiegenen Zahl von Zuwanderern führt das an einzelnen Standorten dazu, dass bis zu sechs Kinder mit Fluchthintergrund in den Eingangsklassen sitzen. „Wir werden beiden Seiten – den hier schon wohnenden und den zugewanderten Kindern mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen – besser gerecht, wenn wir sie auch in den ersten beiden Klassen trennen“, sagt die Grünen-Schulexpertin Stefanie von Berg.

Bei der Größe der Lerngruppen setzen SPD und Grüne wegen der hohen Fluktuation auf Flexibilität. „Um die Kinder und Jugendlichen gut zu unterrichten und zu betreuen, soll die Klassengröße im Durchschnitt 14 bis 18 Schüler umfassen und damit kleiner sein als in den kleinsten Hamburger Grundschulklassen mit 19 Kindern“, heißt es in dem rot-grünen Antrag. Allerdings: Die CDU fordert eine Obergrenze von 14 Schülern für die Lerngruppen der Zentralen Erstaufnahme. Nach Angaben der Schulbehörde gilt für die Vorbereitungsklassen an den Regelschulen bislang eine Orientierungsfrequenz von 15 Schülern.

Leerstehende Klassenräume verstärkt nutzen

Wegen der Dynamik der Flüchtlingsbewegung lassen sich starre Vorgaben von Gruppengrößen häufig nicht einhalten. Das gilt auch für den Unterricht in den Zentralen Erstaufnahmen, der in Hamburg direkt nach der Einreise beginnt. Weil die Unterrichtsräume manchmal kurzfristig für die Unterbringung neu Ankommender benötigt werden, wollen SPD und Grüne verstärkt leer stehende Schulräume nutzen. Zum Thema einer gleichmäßigeren Verteilung der Flüchtlingskinder über das Stadtgebiet äußern sich SPD und Grüne nicht. Betont wird das Recht auf schulische Bildung, aber auch die Schulpflicht. Die Lehrer sollen die Teilnahme am Unterricht dokumentieren, bei unentschuldigtem Fehlen sollen die Eltern informiert werden. „Verlässlicher Unterricht gibt den Kindern nach langer Flucht auch zusätzliche Sicherheit und Stabilität“, sagt Barbara Duden, schulpolitische Sprecherin der SPD.