Hamburg . Parteichef Heintze wirft Rot-Grün Versagen in Flüchtlingskrise vor und will jede Kooperation beenden.

Der Streit über den Umgang mit den Flüchtlingen droht in Hamburg weiter zu eskalieren. Nach Klagen und Protesten von Anwohnern gegen Unterkünfte will die CDU nun die Zusammenarbeit mit dem rot-grünen Senat in der aktuellen Krise einstweilen ganz beenden. Das jedenfalls schlägt CDU-Landeschef Roland Heintze seiner Partei vor – und begründet dies damit, dass der Senat die Möglichkeiten des Asylkompromisses nicht ausreichend nutze, Polizeirecht zur Beschlagnahme von Unterkünften anwende, die Bürger nicht genügend bei der Planung einbeziehe und kaum Ausreisepflichtige abschiebe.

„Es ist an der Zeit, auf allen Ebenen dem Senat seine Verantwortung für ein Schultern der aktuellen Lage deutlich aufzuzeigen. Die CDU hat hierzu ihren Beitrag geleistet und ist weiterhin dazu bereit, sofern der Bürgermeister endlich die Grundlagen hierfür schafft“, sagte Heintze dem Abendblatt. „Dazu hat er bisher wenig beigetragen, eigentlich muss er das Thema zur Chefsache machen und alle, die helfen wollen, mit ins Boot holen. Unsere Forderungen hierfür sind klar und wie andere Bundesländer zeigen umsetzbar. Bis er hier nicht handelt, gibt es meines Erachtens keinen Grund dafür, falsches und rücksichtsloses Regierungshandeln zu unterstützen“, so der CDU-Chef weiter. „Wir sollten ernsthaft prüfen, die Kooperation mit Rot-Grün so lange zu beenden, bis sich etwas ändert.“

So hilft Hamburg den Flüchtlingen

Hamburgs größte
Kleiderkammer
in der Messehalle
A3 ist die bisher
beste Anlaufstelle
für Spenden
jeder Art
Hamburgs größte Kleiderkammer in der Messehalle A3 ist die bisher beste Anlaufstelle für Spenden jeder Art © Alexander Koerner
Der erste Sortierschritt: aus den Spendenkartons in die Kunststoffbehälter. Was
alles hier ankommt – Kleidung für Männer, Frauen, Kinder, Bettwäsche und Decken
Der erste Sortierschritt: aus den Spendenkartons in die Kunststoffbehälter. Was alles hier ankommt – Kleidung für Männer, Frauen, Kinder, Bettwäsche und Decken © Getty Images
Kistenweise Kleiderspenden: Der Inhalt von Tausenden Umzugskartons wird
gesichtet und sortiert, schmutzige und defekte Sachen werden ausgemustert
Kistenweise Kleiderspenden: Der Inhalt von Tausenden Umzugskartons wird gesichtet und sortiert, schmutzige und defekte Sachen werden ausgemustert © Getty Images
Jede Spende hilft. Benötigt werden vor
allem Winterschuhe (Größe 41 bis 45)
Jede Spende hilft. Benötigt werden vor allem Winterschuhe (Größe 41 bis 45) © Getty Images
Zentrale Anlaufstelle: besonders
eindrucksvoll aus der Vogelperspektive
Zentrale Anlaufstelle: besonders eindrucksvoll aus der Vogelperspektive © Getty Images
Unverkennbar: Hier geht’s um alles,
was für Kinder interessant ist
Unverkennbar: Hier geht’s um alles, was für Kinder interessant ist © Getty Images
Starthilfe in eine neue Zukunft:
ausrangierte Kinderräder
Starthilfe in eine neue Zukunft: ausrangierte Kinderräder © Getty Images
Gut sortiert: Ob Kleidung oder Schuhe –
wichtig sind Größe und Tauglichkeit
je nach Jahreszeit
Gut sortiert: Ob Kleidung oder Schuhe – wichtig sind Größe und Tauglichkeit je nach Jahreszeit © Getty Images
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Heintze verweist darauf, dass mittlerweile laut Umfrage eines Radio­senders 70 Prozent der Hamburger mit der Flüchtlingspolitik des Senats unzufrieden seien. Dies sei auch eine Folge des „häufig nicht mehr akzeptablen Umgangs mit den Anliegen der Bürger, die von Flüchtlingsunterkünften vor Ort betroffen sind“, so Heintze. „Hier wird teilweise mit Polizeirecht das Vertrauen in den Rechtsstaat ausgehebelt. Das ist nicht die Politik der CDU.“

Derzeit seien etwa 8000 Menschen in Hamburg ausreisepflichtig. „In der jetzigen angespannten Situation muss deren Abschiebung sofort durchgeführt werden“, so Heintze. „Für alles andere haben die Hamburger kein Verständnis mehr.“ Solange der Senat sich verweigere, die Maßnahmen aus dem Asylpaket 1 konsequent umzusetzen, entbehre die Kritik an mangelnder Unterstützung der CDU bei der Standortsuche für neue Flüchtlingsunterkünfte jeglicher Grundlage.

„Deshalb sollten wir meines Erachtens sowohl im Land als auch auf Bezirksebene konsequent an die Verantwortung von Olaf Scholz und seinem Senat appellieren, erst das Asylpaket umzusetzen“, so Heintze weiter. „Bevor hier nicht klar sichtbare Maßnahmen ergriffen werden, braucht er nicht damit zu rechnen, dass die CDU Rot-Grün dabei unterstützt, Projekte im Eil­verfahren durchzusetzen.“

Die CDU stehe dazu, „Menschen in Not zu helfen und Asylmissbrauch konsequent einzudämmen“, so der Parteichef. Wie das jüngste Urteil des Verwaltungsgerichts zur Wohnunterkunft in Klein Borstel zeige, sei bei dem Thema die CDU-Forderung nach einer breiten Bürgerbeteiligung „akut wie nie“, sagte Heintze. „Die fortwährende Aushebelung geltenden Baurechts und das vollständige Ignorieren des Bürgerwillens sind inakzeptabel. Darauf müssen wir immer wieder hinweisen.“ Umwelt­senator Jens Kerstan (Grüne) warf der CDU vor, ein „parteipolitisches Süppchen“ zu kochen.