Hamburg. Delikte sind Gewalt, Prostitution und Drogenhandel. In Sylter Migrantenunterkunft starb ein Mann bei Messerstecherei.
Die Hansestadt geht verstärkt gegen gewalttätige und kriminelle Flüchtlinge vor. Nach Abendblatt-Informationen werden seit mehreren Wochen immer wieder Bewohner in andere Camps verlegt, um Konflikte und Bandenbildung besser zu vermeiden. „Es gibt in einigen Unterkünften Menschen, die das Recht des Stärkeren durchsetzen wollen. Wir gehen mit aller Konsequenz dagegen vor“, hatte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) in einem Abendblatt-Interview gesagt.
Mitarbeiter berichten von „Dutzenden Verlegungen am Tag“. Die große Mehrheit der Bewohner aber sei friedlich. Auch aus ihrem Kreis habe es Bitten gegeben, auffällig gewordene Asylbewerber zu verlegen, um die Situation vor Ort zu entspannen.
Zuvor hatten sich an mehreren Standorten kriminelle Gruppen aus jeweils bestimmten Ethnien zusammengefunden. Nach Abendblatt-Informationen soll eine „Gang“ von Albanern aus dem Flüchtlingsdorf an der Schnackenburgallee mit 3500 Bewohnern auch Prostitution an mehreren, wechselnden Standorten betreiben. Einige betroffene Frauen sollen sich Mitarbeitern offenbart haben. „Diese Gruppe hat eigene Kommunikationswege und Strukturen aufgebaut“, sagt eine Mitarbeiterin. Zudem sei sexuelle Gewalt weiterhin häufig.
Prostitution: Frauen sehen sich häufig nicht als Opfer
Nach Abendblatt-Informationen ist die Polizei bemüht, einen besseren Einblick in die Unterkünfte zu bekommen. „Es gab bislang einen Hinweis auf Prostitution. Der konnte aber nicht erhärtet werden“, sagt ein Beamter. Erschwerend für Ermittlungen sei, dass sich die Frauen häufig nicht als Opfer sehen. Die Folge: Die Polizei bekommt keinen Zugang, Taten bleiben unbewiesen. Kürzlich wurde aber eine kleine Wache in der Unterkunft in Bahrenfeld eingerichtet.
Von mafiösen Strukturen könne aber keine Rede sein, heißt es. „Unzufriedenheit führt dazu, dass sich Flüchtlinge mit einzelnen Störern solidarisieren“, sagte Susanne Schwendtke, Sprecherin von „Fördern & Wohnen“. Führung und Mitarbeiter der städtischen Gesellschaft betonten zugleich, die Lage in den Camps habe sich zuletzt deutlich entspannt.
Bei mehreren Durchsuchungen an der Schnackenburgallee fand die Polizei zuletzt eine kleinere Menge Haschisch, das offenbar für den Verkauf gedacht war, eine Schreckschusspistole und Beile unter einem Container. Am Dienstag kam es zu größeren Polizeieinsätzen an Unterkünften in Harburg und Wilhelmsburg mit 45 Streifenwagen – dabei wurden auch Diensthunde und Schlagstöcke eingesetzt, 15 Personen kamen in Gewahrsam.