Hamburg . Nordeuropas größte Bootsmesse entdeckt die junge Generation. Noch bis Sonntag gibt es viele Angebote für Nachwuchs-Skipper.
Der Wind weht nur mit Stärke 2,5. Aber die Brise reicht schon aus, um die Jolle zum Schaukeln zu bringen. Der acht Jahre alte Leif sitzt im Boot und hat alles im Griff. Es ist nur eine Trockenübung in der Messehalle B3, bevor es dann aufs Wasser im großen Becken geht. Seine Schwester Anna, 10, klettert derweil in den Kenter-Simulator und bemüht sich um Gleichgewicht.
Die Jollen-Einsteiger-Arena mit den Simulationsgeräten gehört zu den vielen Attraktionen für Kinder und Jugendliche auf der diesjährigen Hanseboot. Nordeuropas größte Bootsmesse wurde am Sonnabend eröffnet und präsentiert bis kommenden Sonntag maritime Neuheiten für jung und alt – von der teuren Segelyacht bis zum Paddelboot. Mehr als 550 Aussteller aus 20 Nationen sind auf dem Messegelände präsent. Die Veranstalter rechnen mit insgesamt 80.000 Besucher.
Segelyacht-Neuheiten bei der Hanseboot
Uta Westermann, Sprecherin der Hanseboot, wollte auf Abendblatt-Anfrage noch keine ersten Angaben über die Besucherzahlen vom Wochenende machen. Aber eines steht schon jetzt fest: Immer mehr Kinder und Jugendliche entern die Hanseboot. „Unter dem Motto ,Hits für Kids’ nehmen wir die jüngere Zielgruppe viel stärker in den Blick als vor einigen Jahren“, sagt sie. Schließlich sind die Lütten von heute die Skipper von morgen.
Der Hamburger Regatta-Segler Jan-Martin Lührs, 28, steht im Windschatten des Segelsimulators. Er besucht die Hanseboot schon seit zehn Jahren. Diesmal ist er wieder ehrenamtlich im Einsatz und kümmert sich um junge Besucher. Lührs, Mitglied der Baltischen Segler-Vereinigung in Hamburg, freut sich über das wachsende Interesse der Kleinen. „Zum Glück“, sagt er, „hat sich die Hanseboot weiter entwickelt. Sie ist immer mehr zu einer Erlebnismesse geworden. Es werden also nicht mehr nur Dickschiffe gezeigt. Das kommt bei den Kindern und Jugendlichen gut an.“ Wie wassersportbegeistert die jungen Hamburger sind, zeigt diese Zahl: Allein auf der Alster werden pro Jahr rund 2000 Führerscheinprüfungen absolviert. Besonders beliebt sind bei den Jüngsten die Optimisten-Grundkurse. Der Mühlenberger Segel-Club (MSC) verfügt über die bundesweit größte Jugendabteilung. Der MSC bietet eine fundierte Jüngsten- und Jugendausbildung, in der Breiten- und Leistungssport gleichermaßen betrieben werden. 257 Kinder und Jugendliche sind in neun Segelabteilungen aktiv. Vor allem die Ausbildung für junge Erwachsene und die interessante und aufregende Sparte Seesegeln haben dazu beigetragen, dass es offenbar kaum Probleme mit der Überalterung gibt.
Nina Kähler vom Altonaer SegelClub besucht gerade mit ihren Kindern die Hanseboot und sucht für den Jungen einen Neoprenanzug. Die Hamburgerin betreut den Nachwuchs in ihrem Verein und sagt: „Wir haben eine starke Jugendabteilung.“ Der Altonaer Segel-Club sei ein „Familienverein“, bei dem die Freude am Segelsport quer durch alle Generationen gehe. „Früher“, sagt sie, „haben Angebote für Kinder auf der Hanseboot keine so große Rolle wie heute gespielt.“ Das sei jetzt zum Glück anders.
Es gibt nicht nur einen Kindergarten und eine interaktive Ausstellung des Flensburger Schifffahrtsmuseums. Schnuppersegeln für Kinder, Knotenkunde und ein kleiner Törn mit Elektrobooten auf dem Wasserbecken gehören ebenfalls zum Messeangebot. Wer will, kann in Halle B5 am Stand der Segelmacherei Clown Sails Taschen aus Segeltuch herstellen. Früh übt sich eben, wer später einmal einen großen Törn unternehmen will.
Wie Andreas Gabriel aus Tönning. Der 46-Jährige umrundete Europa mit einem selbst gebauten „Kajakmarn“. 7500 Seemeilen legte er allein in den beiden zu einem Katamaran verbundenen Boot zurück. Am Sonntag erzählte er vor allem den kleinen Besuchern von der mehrjährigen, einsamen Reise. „Ich habe deshalb mit allem gesprochen, was nicht niet-und nagelfest war. Sogar mit meinem Außenborder“, gesteht er.
Auf der Hanseboot ist auch wieder der Deutsche Motoryachtverband vertreten. Rainer Lutterbey von der Jugend-Motorboot-Gemeinschaft Schleswig-Holstein betreut einen Infostand. Es geht um Rennboote, die es locker auf 100 Stundenkilometer bringen. Zugegeben, das macht Lärm. „Wir haben aber im Rendsburger Obereiderhafen die Genehmigung zum Training“, sagt Lutterbey. In Hamburg, fügt er hinzu, hätten die Behörden das aber noch nicht erlaubt. Deshalb wünscht sich der Schleswig-Holsteiner, dass die jungen Rennboot-Kapitäne auch in der Hansestadt eine Wasserfläche zum Trainieren bekommen. „Wer sich für Olympia bewerben will, sollte das unbedingt erlauben“, sagt er. Bislang sei das aus Lärmschutzgründen untersagt worden.