Hamburg . Heute beginnt Nordeuropas größte Bootsmesse. 80.000 Besucher werden erwartet. Sie erleben einen Mix aus Hightech und Seefahrerromantik
550 Aussteller, mehrere Welt- und Europapremieren und ein 40 Jahre altes Boot namens „Marianne“ – die Kontraste auf der diesjährigen Hanseboot könnten nicht schillernder sein. An diesem Sonnabend öffnet Nordeuropas größte Bootsmesse neun Tage lang ihre Pforten. Rund 80.000 Besucher werden erwartet. Partnerland ist das Skipper-Lieblingsziel Dänemark. „Wir freuen uns, dass viele Werften und Händler die Veranstaltung dazu nutzen, ihre Boote und Yachten zum ersten Mal einem breiten Publikum zu zeigen“, sagt Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH.
Erstmals zu sehen sind zum Beispiel die Hanse 315, das kleine Einsteigerboot der Greifswalder Hanseyachts AG, und die stylische Quicksilver 505 Cabin für rasante Fahrer. Gastland Dänemark präsentiert mit der neuen Dragonfly 25 Sundeck einen kleinen, aber feinen Trimaran. Die gut 70.000 Euro teure „Libelle“ ist sogar trailertauglich. In den Hallen B7 und B4 auf dem Messegelände können Liebhaber des motorisierten Sports die neuesten Boote bestaunen. Selbst jene, die keinen Sportbootführerschein haben, dürften dort fündig werden. Schließlich zeigt die Hanseboot auch führerscheinfreie Schiffe bis 15 PS. Halle B6 bildet dagegen die große Bühne für die Segelschiffe. Die kostengünstigste Variante für Einsteiger ist das Segeln mit einer Jolle. Experten demonstrieren in Halle B3 mit Trapez, Segelsimulator und unterschiedlichen Jollen, wie relativ einfach dieser Sport zu erlernen ist.
Bereits zum heutigen Auftakt der Messe rückt Hamburgs Olympiabewerbung 2024 in den Mittelpunkt. An diesem Sonnabend, 9.30 Uhr, diskutieren darüber in der Halle B3 Hamburgs Staatsrat Christoph Holstein, Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer sowie der angehende Olympionike Paul Kohlhoff aus dem Kieler Yacht-Club. Weitere prominente Akteure der 56. Hanseboot sind unter anderem Profisegler Boris Herrmann und der norddeutsche Meteorologe Meeno Schrader. Aktivisten der weltweiten Meeresschutzorganisation Sea Shepherd (Motto: „Wir stellen uns zwischen die Mörder und die Wale“) halten täglich um 11 Uhr einen Fachvortrag (Halle B5).
Mehr noch: Zwei bärtige junge Männer, gerade von einer Weltumsegelung zurück, verraten bei halbstündigen Vorträgen die Geheimnisse ihrer ungewöhnlichen Weltumsegelung. Am Freitag trafen die „Sailing Conductors“ Benjamin Schaschek und Hannes Koch mit ihrer bunten, 9,90 Meter langen „Marianne“ im City-Sportboothafen ein. Als sie den Törn im März 2011 starteten, hatte sich nur Skipper Benjamin mit einem Online-Segelkurs und drei Tagen Praxis auf eine Reise vorbereitet, die von Asien über Kapstadt bis nach Brasilien und in die Karibik führte. „Wir hatten in der Elbe gar nicht mit einer so starken Strömung gerechnet“, sagten die gelernten Toningenieure bei ihrer Ankunft in Hamburg. Roswitha und Hans-Jürgen Lübcke aus Wedel, die Großeltern von Hannes, begrüßten die beiden Leichtmatrosen mit einem Transparent und schlossen sie mit Freudentränen in die Arme. „Vier Jahre Urlaub sind nun vorbei“, sagte Smutje Hannes Koch – und eilte mit Kapitän Benjamin Schaschek zur Messehalle.
Auf der Hanseboot werden sie ihr Buch „Sailing Conductors“ (Delius Klasing Verlag) und ihr Projekt vorstellen: Bei jedem Landgang – von den Salomonen über Thailand bis zur Karibik – hatten die segelnden Dirigenten jeweils regionale Musiker um ihren ganz speziellen Beitrag für einen gemeinsamen Song gebeten. „Denn Musik wirkt nirgends so wie am Ort ihres Ursprungs“, sagen sie. Zu weiteren Veranstaltungen im Rahmenprogramm zählen Aktionen und Lernprojekte für Kinder, Mini-Törns in einem großen Wasserbecken, Fachvorträge über den traditionellen Holzbootsbau und die beliebte „art maritium“. 23 klassische Marinemaler sowie weitere Künstler stellen im Obergeschoss der Halle B2 ihre Werke vor. Etliche werden zum Verkauf angeboten.
Zwar erreicht die Hanseboot nicht mehr die Rekordbesucherzahlen wie vor gut zehn Jahren mit 120.000 Gästen. Aber die Interessenten gehören zu einer finanzkräftigen Klientel. Sie verfügt über ein durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von 4723 Euro im Monat. 50 Prozent der Besucher sind Bootseigner, 86 Prozent sind aktive Wassersportler – vom Paddeln bis zum Blauwassersegeln. Jeder sechste Besucher, ergab eine Umfrage, kommt aus beruflichen Gründen zur Hanseboot. Rund 60.000 Bootssportler engagieren sich in der Metropolregion Hamburg in den Wassersportvereinen. Dabei bilden die 165 Sportboothäfen einen idealen Rahmen für alle Bootssportbegeisterten. Die Messe ist noch bis 8. November geöffnet.