Hamburg. Von Hamburg aus hatte Initiator Harald Höppner seine Mission gestartet - die nun auf Rettungseinsätze vor Griechenland erweitert wird.

Die private Flüchtlingshilfsinitiative „Sea-Watch“ plant nach ihren Einsätzen vor der Küste Libyens auch eine Mission in der Ägäis. Vorgesehen sei eine Rettungs- und Beobachtungsaktion zwischen der türkischen Küste und der griechischen Insel Lesbos, sagte „Sea-Watch“-Arzt Thomas Lenzen am Mittwochabend bei einem Vortrag in der Nagelkreuzkapelle der Potsdamer Garnisonkirchengemeinde. Dort gebe es aktuell mehr Flüchtende und Schiffbrüchige als auf der Route zwischen Nordafrika und Italien, fügte er an. Die Mission solle so bald wie möglich starten. Lenzen war Ende Juli zwei Wochen lang für „Sea-Watch“ vor der libyschen Küste unterwegs.

"Sea-Watch"-Initiator Harald Höppner © Picture Alliance/dpa

Die Aktivistengruppe um den Initiator Harald Höppner hat demnach seit Ende Juni mehr als 2.000 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. Darunter seien zahlreiche Kinder, Frauen und Schwangere gewesen, sagte Lenzen. Aus dem viel kritisierten Hilfsprojekt sei eine funktionierende Mission geworden, sagte Lenzen.

Höppner, der selbst nicht über Seeerfahrung verfügt, hatte für den Einsatz im Sommer einen ehemaligen niederländischen Fischkutter von 1917 gekauft und war von Hamburg aus in Richtung der italienischen Insel Lampedusa aufgebrochen. Lenzen zufolge sind bei den Einsätzen üblicherweise acht ehrenamtliche Besatzungsmitglieder an Bord, darunter Kapitän, Mediziner, Matrosen und Maschinisten.

"Sea-Watch" verteilt Rettungswesten

Bei ihren Einsätzen nimmt „Sea-Watch“ keine schiffbrüchigen Flüchtlinge an Bord, sondern verteilt Rettungswesten und Trinkwasser, leistet medizinische Notversorgung und ruft die italienischen Behörden oder EU-Marineschiffe zu Hilfe. Dieses Konzept der Erstversorgung sei auch angesichts der Beengtheit auf dem nur rund 20 Meter langen Kutter sehr sinnvoll, sagte Lenzen.

Die Einsätze seien allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein, räumte der Arzt ein. Jedoch habe ihm seine Beteiligung gezeigt, dass zivilgesellschaftliches Engagement auch im Mittelmeer möglich sei und dass man anpacken und etwas gegen die „schlimme Situation“ an den EU-Außengrenzen tun könne.