Hamburg. Der renommierte Wirtschaftsprofessor Andrew Zimbalist referierte zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von Olympia.

Andrew Zimbalist ist Olympiakritiker. Der 68-Jährige, Wirtschaftsprofessor am Smith College in Northampton (US-Bundesstaat Massachusetts), war einer der führenden Gegner der mittlerweile gescheiterten Bewerbung Bostons um die Sommerspiele 2024, er hat eine Vielzahl von Artikeln und Büchern über die wirtschaftliche Entwicklung des Sports publiziert. Dabei ist es nicht der olympische Grundgedanke, der ihn stört, sondern die Auswüchse des Gigantismus, die Großveranstaltungen wie Olympische Spiele begleiten.

Am Dienstag referierte Zimbalist vor rund 50 Zuhörern in der HafenCity Universität zum Thema „Geldverschwendung? Wie die meisten Gastgeberstädte verlieren“. Doch wer erwartet hatte, dass am Ende des einstündigen Vortrags eine Absage an Hamburgs Olympiapläne als einzig realistische Möglichkeit übrig bleiben würde, sah sich getäuscht. Vielmehr hielt Zimbalist, ohne es zu beabsichtigen, ein Plädoyer für Hamburg als Gastgeberstadt.

Zunächst erläuterte er die Titelthese seines Vortrags. Die Effekte auf die Wirtschaft der Gastgeberstädte Olympischer Spiele seien maximal kurzfristig, selbst die Tourismusbranche profitiere kaum, weil Olympiatouristen die normalen Besucher nur ersetzten, anstatt sie zu ergänzen. Dies sei lediglich anders bei Städten wie Barcelona (Gastgeber 1992), deren weltweite Bekanntheit durch die Ausrichtung der Spiele deutlich steige und sich so langfristig auf die Besucherzahlen auswirke. Das dürfte im Vergleich mit den Weltstädten Los Angeles, Paris, Rom und Budapest, die sich auch für 2024 bewerben, für Hamburg sprechen.

Auch Zimbalists Hinweise auf zu wenig Nachhaltigkeit – leer stehende Stadien, überflüssige Hotelkapazitäten – spielten dem Hamburger Konzept in die Karten, da für alle Sportstätten Nachnutzungskonzepte bestehen und die nötige Bettenkapazität durch temporäre Bereitstellung von Kreuzfahrtschiffen abgedeckt werden soll.

Besonders interessant war aber Zimbalists Einschätzung des Finanzkonzepts. Die von Hamburg eingeplante Inflationsrate von jährlich zwei Prozent hält er für vernünftig. Als Puffer für aus dem Ruder laufende Bauvor­haben seien 20 Prozent realistisch – Hamburg hat bis zu 80 Prozent eingepreist. Die von Zimbalist errechneten Einnahmen (3,5 bis 4,5 Milliarden) und Kosten (15 bis 20 Milliarden) decken sich mit Hamburgs Rechnung. Zimbalists Fazit: Hamburg könne wie Barcelona, das er für ein Erfolgsmodell hält, ein „verstecktes Juwel sein, das es schafft, Olympia in seine Vision von Stadtentwicklung einzupassen, anstatt sich nach Olympia zu richten“.