Hamburg. 1572 Fälle von leichter und 316 Fälle von schwerer Körperverletzung im vergangenen Schuljahr gemeldet. Anstieg erstmals gestoppt.
Die Gewalt an Hamburgs Schulen ist unverändert hoch, hat im Vergleich zu den Vorjahren jedoch nicht weiter zugenommen. Im Schuljahr 2014/15 wurden insgesamt 1572 Fälle von leichter Körperverletzung und 316 Fälle von schwerer Körperverletzung an Gymnasien, Grund-, Stadtteil-, Berufs- und Sonderschulen gemeldet, wie die Schulbehörde am Montag mitteilte. Im vorigen Schuljahr waren es 1591 bzw. 317 Fälle. Seit 2008 werden die Fälle der Schulbehörde gemeldet. Die Zahl stieg jedes Jahr kontinuierlich, erst jetzt konnte der Anstieg erstmals gestoppt werden.
Fälle von schwerer Körperverletzung meldeten die Lehrkräfte aus den Bezirken Mitte (70) und Altona (61) am häufigsten, ihre Kollegen aus Harburg (23) am seltensten, wie aus der Senatsantwort auf eine Große Anfrage der CDU-Fraktion hervorgeht. In der Kategorie der leichten Körperverletzung liegt Wandsbek (387) an der Spitze, Eimsbütteler Schulen (68) meldeten am wenigsten Vorkommnisse.
Die meisten aller Gewaltvorfälle wurden an Stadtteilschulen gemeldet (40 Prozent). 33 Prozent der Meldungen kamen aus Grundschulen und rund 10 Prozent aus Gymnasien. Die Täter waren überwiegend männlich: Auf 1471 Jungen (79 Prozent) kommen nur 464 Mädchen, die in Gewalttaten involviert waren. Die meisten Opfer von Gewalt sind Schüler, Lehrer sind kaum betroffen.
Doch wie bereits in den vergangenen Jahren sei die Aussagekraft der Zahlen der Schulbehörde zufolge begrenzt. Grund: Das Meldeverhalten der Schulen sei zu unterschiedlich. "Während einige Schulen schon Schneeballwürfe als Gewalttat melden, melden andere Schulen seit Jahren nicht eine einzige Gewalttat", teilte die Behörde mit. "Plausibel ist beides nicht. Tendenziell werden eher zu viele Vorfälle in der Schule als Gewalttat eingestuft." Von 89 Meldungen schwerer Gewalttaten an den Schulen habe die Hamburger Polizei nur acht Vorfälle bestätigt.
Aus diesem Grund will die Schulbehörde zur Erhebung der Gewaltstatistik an Hamburgs Schulen in Zukunft mit der Polizei zusammen arbeiten. „Das offensichtlich äußerst unterschiedliche Meldeverhalten von Schulen und der unklare Maßstab bei der Bewertung von Gewaltvorfällen lassen eine Nutzung der Zahlen für belastbare Statistiken nicht zu", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Daten sollen künftig mit denen der Polizei abgeglichen werden.
"Außer ein wenig Herumdoktern an der Statistik ist im vergangenen Jahr nicht Substantielles geschehen", sagte Karien Prien, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Sie forderte vor allem Präventionsmaßnahmen vom Senat. "An unseren Schulen hat Gewalt nichts zu suchen und ein Klima der Angst darf gar nicht erst entstehen.“