Hamburg. Immer häufiger wird in Hamburg eingebrochen. Die Beamten fahnden nun mit Bildern gestohlener Wertsachen im Internet.

Likes reichen nicht, Hinweise sind gefragt: Mit Hilfe von Facebook versucht die Hamburger Polizei seit Donnerstag, Wohnungseinbrüche aufzuklären. Zum Start der sogenannten Sachfahndung stellten die Beamten die Bilder von diversen Schmuckstücken aus einem Bandendiebstahl sowie einen sehr seltenen Münzanhänger ein, der am 3. September bei einem Einbruch gestohlen wurde ins Netz. Von dem Anhänger aus Gold mit einem Motiv des spanischen Künstlers Pablo Picasso gebe es weltweit nur 20 Exemplare, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler von der Sonderkommission „Castle“ hoffen, dass Zeugen nun Hinweise zu dem gestohlenen Anhänger im Wert von mehr als 10 000 Euro geben und in den anderen Fällen sich die rechtmäßigen Eigentümer melden.

„Wir wissen, Einbruch traumatisiert. Was aber auch bleibend ist, ist ganz oft die Frage nach einem Schmuckstück oder irgendeiner Sache, die die Menschen ihr Leben lang begleitet hat und die nun plötzlich durch einen Einbruch weg ist“, sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer zur Bedeutung der Sachfahndung. Er fügte aber hinzu: „Für uns ist es natürlich auch ein Schritt auf dem Weg zum Täter.“

Im vergangenen Jahr war die Zahl der Wohnungseinbrüche in Hamburg um 8,2 Prozent auf fast 7500 Taten gestiegen. Meyer rechnet für dieses Jahr mit einem weiteren Anstieg. „Möglicherweise gelingt es uns, die steigenden Zahlen etwas abzumildern“, sagte er mit Blick auf die seit August aktive Soko „Castle“.

Auch Personenfahndung auf Facebook denkbar

Die Polizei bereitet auch die Personenfahndung auf Facebook vor. Ein Arbeitskreis berate über die rechtlichen Fragen und stehe mit dem Landesdatenschützer Johannes Caspar in Kontakt. Um die Sicherheit der Daten im Netz zu garantieren, stelle die Polizei ihre Bilder nicht direkt auf Facebook, sondern verlinke dort nur zur Quelle auf der Seite von hamburg.de. Ausgeweitet werden soll diese Art der Fahndung auf andere Deliktbereiche wie Raub oder Fahrraddiebstähle. Bislang nutzt die Hamburger Polizei Facebook nur für allgemeine Informationen, zur Prävention und Nachwuchsgewinnung.

Dass eines Tages Hamburger Kriminalfälle nur noch im Internet, aber nicht mehr in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ zu sehen sind, schloss Polizeisprecher Timo Zill aus. „Es geht uns um eine neue Zielgruppe“, sagte er. Die 13- bis 30-Jährigen nutzten fast nur noch das Internet und seien selten vor dem Fernseher anzutreffen.

Die Chefin der Soko „Castle“, Alexandra Klein, zog eine erfolgreiche erste Bilanz, trotz der weiter steigenden Zahl von Einbrüchen. „Es wäre verfrüht zu denken, dass man große zahlenmäßige Veränderungen schon in diesem Jahr bewirkt“, sagte sie. Die Beamten hätten bereits eine Reihe von Festnahmen gemacht, zuletzt seien am Mittwoch zwei Verdächtige gefasst worden, die europaweit agiert haben sollen. Wohnungseinbrüche seien ein serielles Delikt, das heißt, wenige Täter verübten viele Taten. Für die Soko komme es darauf an, „zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, am richtigen Täter“ zu sein. Sie betonte zugleich, dass die Bürger viel zur Vermeidung von Einbrüchen tun könnten, indem sie Fenster und Türen geschlossen halten.