Hintergrund ist eine zunehmende Zahl von sexueller Gewalt und Belästigungen in den bisherigen Flüchtlingsunterkünften.
Hamburg. Der Senat plant nach Abendblatt-Informationen spezielle Unterkünfte für weibliche Flüchtlinge in Hamburg. „Wir arbeiten daran, allein reisenden Frauen, auch solchen mit Kindern, gezielt Plätze in einigen neuen, kleineren Unterkünften der Zentralen Erstaufnahme zur Verfügung zu stellen“, sagte Frank Reschreiter, Sprecher der Innenbehörde. Demnach laufen bereits konkrete Planungen, erste solcher Einrichtungen sollen „in naher Zukunft“ in Betrieb genommen werden. Das Konzept für die Spezialunterkünfte würde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rote Kreuz (DRK) finalisiert.
Hintergrund ist eine zunehmende Zahl von sexueller Gewalt und Belästigungen in den bisherigen Unterkünften. Wie das Abendblatt am Montag berichtete, mussten von Januar bis Juli bereits elf Frauen mit 13 Kindern aus Unterkünften in Frauenhäuser verlegt werden. Weitere 18 Frauen mit 27 Kindern wurden von Gewaltberatungsstellen betreut, zehn dieser Frauen hätten Gewalt direkt in der Flüchtlingsunterkunft erlitten. Das hatte eine Schriftliche Kleine Anfrage der FDP-Bürgerschaftabgeordneten Jennyfer Dutschke ergeben. Dutschke forderte, dass „Rot-Grün dringend die Initiative ergreift, um sexuelle Gewalt in den Flüchtlingsunterkünften entschieden zu unterbinden“.
Schutzzelte nach Zwischenfällen
Neben den neuen Spezialunterkünften sollen in einem großen Hamburger Flüchtlingslager vier Schutzzelte nur für Frauen aufgestellt werden. Die vier sogenannten Domo-Zelte seien auf eine private Initiative hin mit Spendengeldern gekauft worden, sagte eine Sprecherin des städtischen Betriebs Fördern & Wohnen.
Die kuppelförmigen Zelte sollen Flüchtlingsfrauen in der Zentralen Erstaufnahme an der Schnackenburgallee im Stadtteil Bahrenfeld zum Beispiel Gelegenheit bieten, unbeobachtet von Männern ihr Kopftuch abzulegen oder ihre Babys zu stillen, hieß es. Sie sollen noch in dieser Woche geliefert und aufgebaut werden.
Zuvor war es in der größten Hamburger Erstaufnahmeeinrichtung mit mehr als 3500 Bewohnern zu Zwischenfällen von Belästigungen gegen oft muslimische Frauen gekommen. Einzelne Betroffene erzählten, dass sie auch Affären mit fremden Männern eingingen, um vor Übergriffen geschützt zu sein.
Fördern & Wohnen schult Mitarbeiter
Alleinreisende Frauen sind nach der Genfer Flüchtlingskonvention besonders schutzbedürftig, wie die Sprecherin von Fördern und Wohnen erklärte. Sofern sie an manchen Hamburger Standorten nur in Zelten oder Hallen unterkämen, bemühe man sich, sie möglichst in der Nähe des Sicherheitspersonals wohnen zu lassen. Die sanitären Einrichtungen seien grundsätzlich für Männer und Frauen getrennt.
Fördern und Wohnen habe viele weibliche Mitarbeiter, auch bei den Wachdiensten arbeiteten Frauen. Es gebe zudem spezielle Angebote nur für weibliche Flüchtlinge, etwa Sport und Selbstverteidigung oder Deutschkurse. Im Erstgespräch, das mit jedem Flüchtling geführt wird, wiesen die Behördenmitarbeiter auf ein Notruftelefon hin, über das sich Frauen Hilfe holen können.