Hamburg . Das Abendblatt hatte über zunehmende sexuellen Übergriffe in Unterkünften berichtet. Jetzt reagieren Hamburger und spenden Kuppelzelte.

In einem großen Hamburger Flüchtlingslager sollen vier Schutzzelte nur für Frauen aufgestellt werden. Die vier so genannten Domo-Zelte seien auf eine private Initiative hin mit Spendengeldern gekauft worden, sagte eine Sprecherin des städtischen Betriebs Fördern & Wohnen.

Die kuppelförmigen Zelte sollen Flüchtlingsfrauen in der Zentralen Erstaufnahme an der Schnackenburgallee im Stadtteil Bahrenfeld zum Beispiel Gelegenheit bieten, unbeobachtet von Männern ihr Kopftuch abzulegen oder ihre Babys zu stillen, hieß es. Sie sollen noch in dieser Woche geliefert und aufgebaut werden.

Das Hamburger Abendblatt hatte am Montag berichtet, dass Frauen in Flüchtlingsunterkünften zunehmend sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind. Die Ausstellung der Zelt sei keine direkte Reaktion darauf, sagte die Sprecherin von Fördern & Wohnen. "Wir haben bereits vor längerer Zeit den Bedarf an speziellen Räumen für Frauen erkannt." In der Einrichtung in Bahrenfeld lebten Ende August 227 Frauen und 153 Mädchen, wie aus einer Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Jennyfer Dutschke hervorgeht. Die Erstaufnahme in Bahrenfeld verfügt offiziell über 2600 Plätze.

Nach Angaben des Senats ermittelte das Fachkommissariat Sexualdelikte des Landeskriminalamts in diesem und im vergangenen Jahr in sechs Fällen in Flüchtlingsunterkünften, drei der Verfahren wurden bereits eingestellt. Mitarbeiter von Fördern und Wohnen registrierten in den ersten acht Monaten des Jahres neun „Fälle mit eindeutigem Bezug auf sexuelle Gewalt“.

Elf Frauen mit 13 Kindern aus Flüchtlingseinrichtungen zogen nach Angaben von Opferschutzeinrichtungen im ersten Halbjahr in Frauenhäuser. Weitere 18 Frauen mit 27 Kindern wurden von Gewaltberatungsstellen betreut, zehn dieser Frauen hätten Gewalt direkt in der Flüchtlingsunterkunft erlitten. Dutschke vermutet, dass sich hinter den bekannten Fällen eine große Dunkelziffer verbirgt. Die FDP-Abgeordnete forderte, dass „Rot-Grün in diesen Punkten dringend die Initiative ergreift, um sexuelle Gewalt in den Flüchtlingsunterkünften entschieden zu unterbinden“.

Alleinreisende Frauen sind nach der Genfer Flüchtlingskonvention besonders schutzbedürftig, wie die Sprecherin von Fördern und Wohnen erklärte. Sofern sie an manchen Hamburger Standorten nur in Zelten oder Hallen unterkämen, bemühe man sich, sie möglichst in der Nähe des Sicherheitspersonals wohnen zu lassen. Die sanitären Einrichtungen seien grundsätzlich für Männer und Frauen getrennt.

Fördern und Wohnen habe viele weibliche Mitarbeiter, auch bei den Wachdiensten arbeiteten Frauen. Es gebe zudem spezielle Angebote nur für weibliche Flüchtlinge, etwa Sport und Selbstverteidigung oder Deutschkurse. Im Erstgespräch, das mit jedem Flüchtling geführt wird, wiesen die Behördenmitarbeiter auf ein Notruftelefon hin, über das sich Frauen Hilfe holen können.