Hamburg. Das Unternehmen findet nach langer Suche einen Vorstandsvorsitzenden. Allerdings kann er erst im April 2016 kommen.

Eine lange Suche ist beendet. Die Hamburger Kupferhütte Aurubis hat endlich einen neuen Vorstandsvorsitzenden gefunden. Jürgen Schachler, 61, soll zum 1. April 2016 an die Spitze des börsennotierten Unternehmens mit seinen weltweit rund 6300 Beschäftigten rücken. So hat es der Aufsichtsrat einstimmig beschlossen. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Schachler kommt vom Stahlkonzern ArcelorMittal, wo er zahlreiche Führungsfunktionen vor allem im Ausland innehatte. Zuletzt leitete er den Konzern-Geschäftsbereich Flachprodukte (unter anderem Feinbleche) in Südwest-Europa.

Der Vertrag des neuen Aurubis-Chefs läuft allerdings – wohl auch aus Altersgründen – nur bis Ende März 2019. Und sein genaues Antrittsdatum ist laut Pressemitteilung mit einem „voraussichtlich“ versehen. Dies sei jedoch nur eine Formalie, hieß es aus dem Umfeld des Unternehmens.

Derzeit wird Aurubis noch von Bernd Drouven geführt, der allerdings zum 1. November 2015 wieder zurück in den Aufsichtsrat wechseln wird. Drouven hatte den Vorstandsvorsitz nur vorübergehend übernommen, nachdem Peter Willbrandt den Chefsessel im Herbst 2014 verlassen musste. Allerdings darf Drouven als ehemaliger Aufsichtsrat nur für maximal ein Jahr den Posten des Vorstandsvorsitzenden einnehmen. Bis Jürgen Schachler zu Aurubis kommt – also vom 1. November 2015 bis 1. April 2016 – sollen die beiden aktuellen Vorstände Stefan Boel (Produktion und Produkte) und Erwin Faust (Finanzen) die Kupferhütte leiten. Die Börse reagierte am Freitag kurz nach der Bekanntgabe dieser etwas verwirrenden Personalrochaden verhalten. In einem insgesamt stagnierenden Markt verlor das Papier der Kupferhütte rund 0,7 Prozent und schloss bei 56,00 Euro.

Aurubis hatte zuletzt starke Geschäftszahlen vorgelegt. So war der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern im dritten Quartal kräftig auf 81 Millionen Euro gestiegen. Der Umsatz legte zudem trotz niedrigerer Kupferpreise um 13 Prozent auf 2,95 Milliarden Euro zu. Das Unternehmen stellte im August sogar das beste Ergebnis der Firmengeschichte in Aussicht „sofern keine außerordentlichen Ereignisse mehr eintreten“.

Für Unruhe sorgte derweil vor wenigen Tagen die Aussage von Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann, er könne sich eine Fusion mit Aurubis gut vorstellen. Dafür gebe es eine wirtschaftliche Logik, sagte er. Der Stahlkonzern hält bereits 25 Prozent an der Hamburger Kupferhütte.

Der designierte Aurubis-Chef Schachler freut sich derweil erstmal auf seine neue Aufgabe. „Die Chance und Herausforderung, die Aurubis-Geschäfte in den nächsten Jahren an entscheidender Stelle mitgestalten zu können, überzeugt mich“, sagte er. Der Konzern biete aus seiner Sicht „alle Möglichkeiten für eine positive Weiterentwicklung auf einem ausgesprochen stabilen Fundament“.

Die Beschäftigten dürften sich nun zunächst einmal nach ein wenig mehr Ruhe an der Spitze ihrer Kupferhütte sehnen. Seit Ende 2007 der damalige Vorstandschef Werner Marnette das Unternehmen nach 13 Jahren an der Spitze verlassen musste, ist Schachler nun bereits der dritte Nachfolger. Nicht wenige Arbeitnehmer hätten sich sicherlich eine noch längerfristige Lösung auf dem Chefsessel gewünscht. Doch offensichtlich war es für den Aufsichtsrat alles andere als einfach überhaupt einen qualifizierten Nachfolger für Interims-Chef Drouven zu finden. Schließlich suchte das Kontrollgremium fast ein Jahr lang. „Das Auswahlverfahren gestaltete sich äußerst schwierig“, sagte ein Insider dem Abendblatt. Vor allem die personellen Querelen der vergangenen Jahre hätten nicht gerade dazu beigetragen, dass sich Top-Manager um den Posten im Hamburger Süden gerissen hätten.

Die Börsen-Experten reagieren mit Blick auf die Personalie gelassen. Der Wechsel an der Spitze der Kupferhütte stehe für Kontinuität, auch weil Bernd Drouven in den Aufsichtsrat zurückkehre , sagte der Analyst der Hamburger Sparkasse, Ingo Schmidt, dem Abendblatt. Insgesamt liefen die Geschäfte bei Aurubis rund, allerdings habe die Aktie in der Vergangenheit bereits eine sehr starke Performance hingelegt und kräftig an Wert gewonnen, so dass die Haspa derzeit nicht mehr allzu viel Spielraum nach oben sieht. Die Empfehlung für Besitzer der Aurubis-Aktie lautet dennoch „Halten“. Immerhin haben die Anteilseigner in den vergangenen zwölf Monaten viel Freude an dem Papier gehabt. Der Kurs legte um satte 55 Prozent zu.