Hamburg. Für kleine Hamburger Fachbetriebe soll nach dem Willen der Kammer ein Bieterportal geschaffen werden.

Das Bekenntnis zur Olympia-Bewerbung ist für die Hamburger Handwerkskammer längst eine Herzensangelegenheit: Bei ihren Veranstaltungen werden Banner mit dem Feuer-und-Flamme-Emblem aufgehängt, und wenn – wie gestern Abend – der Erste Bürgermeister zu Besuch kommt, serviert „So schmeckt Hamburg“, eine Initiative der Lebensmittelhandwerker in der Stadt, einen „Burger 24“ mit der Olympia-Flamme. „Die Spiele werden ein großer Gewinn für Hamburg“, ist Kammer-Präsident Josef Katzer überzeugt. Wenn das bedeutendste Sportereignis der Welt zu Gast an Alster und Elbe sei, verschaffe das der Stadt einen „Werbeeffekt, der unbezahlbar ist“.

Doch das Wort Gewinn ist auch durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Kammer hat schon sehr konkrete Vorstellungen darüber, was geschehen muss, damit die Spiele zum gewinnbringenden Ereignis für ihre gut 15.000 Mitgliedsbetriebe und deren mehr als 130.000 Beschäftigte werden können. Die Kammer fordert eine mittelstandsfreundliche Auftragsvergabe bei den Milliardeninvestitionen, die notwendig werden, wenn die Hansestadt tatsächlich den Olympia-Zuschlag erhält. Damit nicht allein nationale und internationale Konzerne das Milliardengeschäft machen, soll eine elektronische Bieter- und Vergabe-Plattform geschaffen werden, auf der öffentliche Aufträge im Zusammenhang mit Olympia ausgeschrieben werden und qualifizierte Unternehmen sich registrieren lassen können.

Das Vorbild für die Kammer ist dabei ein System, das bei den Olympischen Spielen 2012 in London erfolgreich eingesetzt wurde. Über die Vergabeplattform namens „CompeteFor“ waren in der britischen Hauptstadt Olympiaaufträge mit einem Volumen von umgerechnet mehr als drei Milliarden Euro an kleine und mittlere Unternehmen gegangen. So fertigte ein Londoner Metallbaubetrieb mit damals zwölf Mitarbeitern, der sich auf die Herstellung von Fahrrad-Abstellanlagen spezialisiert hatte, auch die Fahrradständer und -lagerregale für die olympischen Radsportwettbewerbe.

Im Rathaus gibt es grundsätzlich Sympathie für die Idee der Kammer. „Mir scheint es in der Tat wichtig, dass sich alle Beteiligten zielsicher durch die Anforderungen des Vergaberechts hindurch navigieren können“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Veranstaltung „Wir arbeiten für Olympia in Hamburg“ am Dienstagabend in der Handwerkskammer.

Eine Zusage, dass bei einer erfolgreichen Bewerbung tatsächlich eine solche Plattform geschaffen wird, gibt es vom Senat allerdings noch nicht. Im neuen Masterplan Handwerk 2020, den Scholz und Katzer heute Vormittag unterzeichnen werden, heißt es, das Vorhaben werde geprüft.

Hans Peter Wollseifer, der Präsident des Zentralverbands der Deutschen Handwerks (ZDH), sagte, die Olympia-Bewerbung sei eine gute Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass Hamburg auch eine Stadt des Handwerks sei. „Voraussetzung ist, dass die großen Bauvorhaben mit denjenigen durchgeführt werden, die etwas davon verstehen. Über den Aufbau einer mittelstandsfreundlichen Bieter- und Vergabeplattform hinaus erwarten wir, dass Aufträge nach Vergaberecht über Fach- und Teillose vergeben werden. Ein solches Vergabeverfahren hat sich auch in London bewährt.“

Das für Olympia in London entwickelte Bieterportal existiert immer noch

Die Kammer will, dass die Regis­trierung auf der Plattform für die Betriebe und die Auftraggeber ohne Kosten und ohne zusätzlichen Aufwand möglich wird. Zudem soll sie über Olympia hinaus bestehen bleiben und zur zentralen Plattform für alle öffentlichen Aufträge weiterentwickelt werden. In London ist das geschehen. „CompeteFor“ existiert weiter und wird mittlerweile auch von privaten und halbprivaten Auftraggebern genutzt. Kammer-Präsident Katzer spricht sich für ein „zentrales webbasiertes Portal“ aus, über das Aufträge „technisch zeitgemäß und zukunftsfähig vergeben“ werden könnten.

Bürgermeister Scholz wollte sich da noch nicht so recht festlegen: „Wenn sich eine Bieterplattform zu einer zen­tralen Vergabeplattform Hamburgs entwickeln ließe, auf der die Auftraggeber und -nehmer miteinander kommunizieren, dann würde das sicher der Transparenz nützen.“