In Ehestorf geht es familiär zu. Viele der 945 Einwohner kennen sich – ein ländliches Idyll mit wenig Verkehr.
Um mich herum tummeln sich etliche meiner Familienmitglieder“, sagt Ortsbürgermeister Klaus Meyer-Greve. Und er klingt keineswegs unglücklich darüber. In seinem Ehrenamt ist Meyer-Greve zuständig für die Ortsteile Ehestorf und Alvesen. „Meine Schwester wohnt nebenan, daneben mein Zwillingsbruder. Zwischenzeitlich wohnten hier sogar meine Mutter, zwei Tanten und Cousins“, erzählt er. Das Grundstück eines ehemaligen Bauernhofs, den Meyer-Greves Urgroßvater 1889 erworben hatte, bietet Platz für die Häuser der Verwandten. Der Familienvater schätzt das idyllische Leben. „Hier ist der Verkehr vor der Haustür verschwindend gering. Unseren Sohn konnten wir immer ohne Sorge draußen spielen lassen.“
Trotz – oder gerade wegen – der ländlichen Umgebung bieten sich für die Anwohner genügend Freizeitmöglichkeiten. „Ich persönlich bin bis vor ein paar Jahren noch regelmäßig Mountainbike gefahren.“ Auch bei Reitern seien Ehestorf und die umliegenden Ortschaften sehr beliebt. Der Harburger Reitverein betreibt seinen Stall dort, und so ist es nicht verwunderlich, dass auf den allgegenwärtigen Weideflächen zahlreiche Pferde grasen, die dem Landschaftsbild etwas Gemütliches verleihen.
„Nicht nur die Stellplätze und Ausreitmöglichkeiten ziehen die Hamburger zu uns nach Ehestorf“, sagt Meyer-Greve. „Durch den Wildpark Schwarze Berge und das Freilichtmuseum Kiekeberg sind wir ein regelrechtes Naherholungsgebiet für gestresste Großstädter.“ Meyer-Greve, der selbst eines der 11.000 Mitglieder des Kiekeberger Fördervereins ist, hält sich gern dort auf und besucht die wechselnden Veranstaltungen. Einmal im Monat trifft er seinen Stammtisch im Museumsgasthaus „Stoof Mudders Kroog“. Gastronomisch sei die Gegend blendend ausgestattet, findet er. Auch die Terrasse des Gasthofs zum Kiekeberg hat es dem Ortsbürgermeister wegen der schönen Aussicht angetan. „Wir liegen 130 Höhenmeter über Hamburg. Diesem Umstand verdanken wir die gute Sicht auf die Stadt.“ Am Horizont zeichnen sich bei klarem Wetter die Elbphilharmonie und Hamburgs Hauptkirche Sankt Michaelis ab.
Hier zu leben gefällt nicht nur Meyer-Greve und seiner Familie. In einer Studie des Diplomkaufmanns, der neben seinem Engagement freiberuflich als Mikrogeograf und Marktforscher arbeitet, zeigt sich Folgendes: Die Ehestorfer sehen den größten Vorzug ihres Wohnorts darin, dass sie stadtnah, aber gleichzeitig mitten in der Natur leben. „Wegen dieses Merkmals ist die Nachfrage nach Wohnraum groß. Das Angebot im Norden von Rosengarten ist aber klein.“ Das liege daran, dass sich die Wohnflächen inmitten von Naturschutzgebieten befänden. „Diese wollen wir erhalten. Deshalb sind Neubaugebiete nur für den südlichen Bereich der Gemeinde in Planung“, sagt Meyer-Greve. Im Norden hieße es: Verdichtung statt Neubau.
Neben den Vorzügen, die besonders Familien genießen wollten, gebe es natürlich auch Nachteile, gibt Meyer-Greve zu. Einer davon sei das langsame Internet. „Mit 384 KB surfen – das ist langsamer als Schneckengeschwindigkeit“, sagt er. „Im Ortsteil Alvesen sind wir allerdings dabei, dieses Problem zu beheben. In Ehestorf verhält es sich anders. Dort liegen unter der Straße Leitungen von Kabel Deutschland.“ Somit sei eine Förderung des Ausbaus mit öffentlichen Mitteln nicht möglich. Das bedeutet für die Ehestorfer: High-Speed ist noch nicht in Sicht.
Das gilt auch für den Nahverkehr: Durch die Anbindung an den HVV gelangen Anwohner in einer halben Stunde nach Harburg, nach Hamburg seien es 45 Minuten, berichtet Meyer-Greve. „Durch unseren Sohn haben wir allerdings einsehen müssen, dass es ohne Taxi Mama nicht geht.“ Wenn Schulfreunde auf verschiedene Ortschaften verteilt seien, reichten die Abfahrtszeiten der Busse oft nicht aus. „Das sind die Kompromisse, die wir für die ruhige, grüne Umgebung eingehen müssen“, sagt der Ortsbürgermeister.