Die Abendblatt-Serie für alle, die Hamburg schon ganz gut kennen, aber immer wieder neu oder anders entdecken wollen. Teil 2.

Flugzeuge gucken

Kann ich mir in der Bordküche ein Spiegelei braten? Wie gehen die Ingenieure auf die Suche nach winzigen Rissen in den Flügeln? Was passiert, wenn ein Bussard ins Triebwerk geflogen ist? Bei einer Führung durch die Welt von Lufthansa Technik erleben die Besucher Luftfahrttechnik hautnah. Über mehr als 30.000 Quadratmeter erstrecken sich die Werkstätten für Flugzeuge auf der Lufthansa Technik Basis. Hier werden jedes Jahr rund 200.000 Komponenten von Fliegern aus aller Welt bearbeitet. Immerhin sitzt in Hamburg die Zentrale von Lufthansa Technik, deren Angebot noch durch internationale Produktionsstätten ergänzt wird. So kümmert sich das Tochterunternehmen Aero Alzey bei Frankfurt beispielsweise um die Überholung der Triebwerke von kleinen Jets und Turboprop-Flugzeugen.

Drei weitere Gesellschaften oder Joint Ventures der Gruppe, Lufthansa Technik Intercoat aus Deutschland, Lufthansa Technik Turbine Shannon aus Irland und Airfoil Services aus Malaysia, sind auf die Instandhaltung und Reparatur einzelner Komponenten von Flugtriebwerken spezialisiert. In Hamburg wird aber das richtig große Rad gedreht, hier steht auch die weltweit zweitgrößte Lärmschutzhalle für Großraumflugzeuge, in der Triebwerke am Flugzeug getestet werden. Bei öffentlichen Führungen können Technikbegeisterte alles über einen der größten Arbeitgeber der Hansestadt erfahren.
Lufthansa Technik: Weg beim Jäger 193 Infos: www.lufthansa-technik.com

Lokfahren

Gefühlt jeder kleine Junge hatte irgendwann mal den Traumberuf Lokführer. In der Nähe des Hauptbahnhofs können sich Erwachsene den Kindheitswunsch erfüllen. In einem Simulator Platz nehmen, die Beschleunigung eines IC erfahren und das Gefühl, einen tonnenschweren Zug zu beherrschen, das bietet die Deutsche Bahn in Hamburg.
Loksimulator: Högerdamm 28–30, Infos: www.globe-tours.de

Müllberg

Ein Berg, also eine Geländeform, die in Hamburg relativ selten auftaucht, ist an sich immer schon einen Ausflug wert. Und der Energieberg in Georgswerder hat es besonders in sich: Er ragt nicht nur 40 Meter über Normalnull in die Höhe und bietet einen Blick von den Harburger Bergen bis zur Hamburger Innenstadt und auf die Elbphilharmonie. Dieser Hügel bietet nicht nur ungewohnte Perspektiven, er bewahrt auch ein besonderes Geheimnis. Sieben Millionen Kubikmeter Müll lagern unter der begrünten Schutzabdeckung. Die Stadtreinigung bietet hier ein Infozentrum, das die Besucher nach der Erkundung des Horizontwegs rund um den Gipfel nutzen können.

In einer aufwendig produzierten Multimediashow wird die Geschichte des Ortes gezeigt, er ist ein Kind des Wirtschaftswunders in den 1950er-Jahren, als nicht nur das Einkommen der Deutschen, sondern auch deren Müllmenge beginnt, rasant zu steigen. Der Film spannt den Bogen bis zu erneuerbaren Energien, die moderne Abfallwirtschaft und Recyclingmethoden. Immerhin versorgt der Berg mit seinen Windkraftanlagen und der Nutzung der Abwärme des Berges Tausende umliegende Haushalte mit Strom aus alternativen Energiequellen.
Infozentrum Georgswerder: Fiskalische Straße 2, Infos: www.stadtreinigung.hamburg

Bier brauen

Filterkaffee war früher, heute startet der Tag mit Latte macchiato (meist noch mit Sojamilch), mittags erfrischt die Rhabarberschorle aus dem Alten Land, und abends – ja, wenn die Sonne langsam über der Elbe untergeht, dann greift der Hamburger zum Craft Beer, dem Kultkaltgetränk aus kleinen Kupferkesseln. Dass dieses Genießergebräu auch bei großen Herstellern angekommen ist, beweist Holsten. In seiner Craft-Brauerei lädt der Konzern zu Bierseminaren und Braukursen ein. Dabei kann jeder Gerstengourmet sein persönliches Bier brauen, ein eigenes Etikett gestalten und sich die Flaschen nach Abschluss der Reifung nach Hause schicken lassen.
Brau- und Bierseminare: Carlsberg, Holstenstraße 224, www.holsten-brauwelt.de

Alles aus Alu

Im Jahr 2006 hat die Essener Trimet- Gruppe die stillgelegte Hamburger Aluminiumhütte übernommen. Seither produziert das Werk wieder mit voller Auslastung in 270 Elektrolyseöfen und beschäftigt mehrere Hundert Menschen. Faszinierend: Alu ist in allen möglichen Alltagsgegenständen verarbeitet, von der Milchtüte bis zur italienischen Espressokanne. Die Fabrik ist nach Voranmeldung zu besichtigen.
Werksbesichtigung: Aluminiumstraße, Info: www.trimet.eu

Windpark

Sind Sie seefest? Wenn ja, lohnt sich ein Besuch der beiden Offshore- Windparks „Meerwind Süd“ und „Meerwind Ost“, die 23 Kilometer nördlich der Insel Helgoland in der Nordsee betrieben werden. Das Projekt versorgt bis zu 360.000 Haushalte durch saubere Energiegewinnung und spart damit bis zu einer Million Tonnen CO2 pro Jahr gegenüber Kohlekraftwerken ein. Von Hamburg aus fährt der Katamaran „Halunder Jet“ in die windige Gegend.
Besuch der Offshore-Windparks: Infos: www.globe-tours.de

Elbe und Apfel

Einen Steinwurf von der Elbe entfernt, auf den Wiesen im Alten Land, leben die Bauern seit mehr als 150 Jahren vom Obst. Hier reifen heute auf gut 10.000 Hektar Äpfel, Kirschen, Birnen und andere Früchte. Viele Landwirte öffnen ihre Betriebe für die Besucher, zeigen alte Sorten und verraten, wie sie die Wildschweine von den Feldern fernhalten. Eine besondere Idee hat sich Hein Lühs im idyllischen Jork einfallen lassen. Er lässt die Sonne verschiedene Motive auf die Äpfel brennen. Besonders beliebt ist der Apfel mit Herzen. Er wird für Heiratsanträge und andere Gelegenheiten der Beziehungsanbahnung genutzt. Sein Erfinder war bereits in mehreren Talkshows zu sehen. Auf der Obstanlage in Hofnähe können sich Besucher die Produktion der Herzäpfel anschauen und viel über die vitaminreichen Früchte erfahren.
Hofbesichtigung: Herzapfelhof Lühs, Osterjork 102, 21635 Jork, Infos: www.herzapfelhof.de

Schöne Uhren

Wempe, dieser Name steht in Hamburg seit mehr als 100 Jahren für Uhren und Juwelen. Am Stammsitz der Firma an der Steinstraße in der City präsentiert der Schmuckhändler ein kleines, feines Museum. Von 1878 bis heute reichen die Ausstellungsstücke in den 14 Vitrinen. Zu den Exponaten gehören etwa Uhren Schweizer und deutscher Manufakturen wie Rolex, Cartier und A. Lange & Söhne, die Hellmut Wempe in Deutschland als erster Einzelhändler verkauft hat. „Bei den Museumsstücken habe ich auch ein besonderes Augenmerk auf die gestalterischen Veränderungen in den Bereichen Ladenbau, Verpackung und Werbung gelegt“, sagt Unternehmer Hellmut Wempe, dessen Tochter Kim-Eva ebenfalls persönliche haftende Gesellschafterin der Firma ist.
Wempe-Museum: Steinstraße 23, IInfos: www.wempe.de

Abendblatt Spezial

Ein Werk für alle, die tief eintauchen wollen in die Welt am Wasser. Das Buch „Hamburger Schiffe – Was schwimmt denn da?“ ist ein Muss für jeden Hafenfan. Ob Kreuzfahrer, Tanker oder Containerschiff – hier findet man alles über den Hafen und die Schiffe, die man in Hamburg zu Gesicht bekommen kann. Ein Buch voller unbekannter Details und ein Führer für alle, die zum Schiffegucken nach Hamburg kommen.

Buchtipp: „Hamburger Schiffe – Was schwimmt denn da?“, 128 Seiten, vierfarbig, broschiert, 15 Euro, zu bestellen unter www.abendblatt.de/shop oder per Telefon 040/333 66 999 (Preis zzgl. Versandkosten).

Die Expertin

Wirtschaftsredakteurin Melanie Wassink schreibt seit Jahren über die Unternehmen der Stadt, ist aber meilenweit davon entfernt, alles gesehen zu haben. Denn die Vielfalt ist das Faszinierende an Hamburgs Firmen, findet die hier als Quiddje lebende Diplomkauffrau. Heute in der Montage von Mercedes, morgen auf dem Melkschemel beim Milchbauern, übermorgen in der Manufaktur von Montblanc. Wirtschaft ist spannend .