Die Serie für alle, die Hamburg schon gut kennen, aber immer wieder neu oder anders entdecken wollen. Rund 100 Tipps in elf Folgen.
S-Bahn-Abenteuer
Unkompliziert und fast umsonst: Für verschiedene S-Bahnstrecken bietet der HVV Audiotouren. Einfach zu Hause die Datei herunterladen und auf das iPhone oder den MP3-Player spielen – und ab in die S1 oder S11 zum Altonaer Bahnhof. Auf dem Weg nach Blankenese erfährt der S-Bahn-Kunde über seine Kopfhörer Wissenswertes über die Stationen unterwegs – über Otto von Bahren zum Beispiel, der im heutigen Bahrenfeld einst große landwirtschaftliche Flächen besaß. Damals war Bahrenfeld nicht mehr als ein Bauerndorf. Ab den 1920er-Jahren verlegte das Unternehmen Reemtsma seinen Sitz nach Bahrenfeld. Man erlebt das Treppenviertel in Blankenese und erfährt, von wo aus man den besten Elbblick hat. Eine der 16 „Hörstationen“ behandelt den Strandweg – direkt an der Elbe, mit seinen Restaurants und Cafés ist er ein idealer Ort, um sich zu entspannen.
Man erfährt, was es mit der „Bergziege“ in Blankenese auf sich hat oder woher der Waseberg seinen Namen
hat. Nämlich: Wasen heißt so viel wie verwesen. Zur Abschreckung
von Feinden ließen Burgherren auf dem Waseberg einen Galgen stellen
und ließen die Leichen dort hängen und verwesen. Für die S3 und S31
gibt es eine Audiotour nach Harburg. Der Bahnhof Harburg, 1897
eröffnet, ist nicht nur zentraler Verkehrsknotenpunkt – er sei ein
wahrer Kulturbahnhof, heißt es aus den Kopfhörern. Jazzclub und
Kunstverein sind dort im ehemaligen Südwartesaal untergekommen.
Ticket: HVV-Tagesticket für 6 Euro. Infos unter www.hvv.de
Hafentour
Eine Spritztour zwischen Containern und Kränen ist natürlich streng
verboten. Nicht aber für die Busfahrer der Firma Jasper. Mit
Sondergenehmigung und Begleitfahrzeug geht es mit dem Reisebus zum
Container-Terminal Altenwerder. Das ist auch für alle, die glauben,
den Hafen bereits zu kennen, ein ungewöhnlicher Blick hinter die
Kulissen.
Sonnabends 9.30 und 13.30 Uhr, sonntags 13.30 Uhr,
mittwochs und freitags 16 Uhr. Dauer: 3 Stunden, Preis: 32/15 Euro.
www.jasper.de
Fernweh
Man wird ja wohl noch träumen dürfen – von einer Reise in den Süden oder über den großen Teich. Am besten lässt sich das Fernweh am Flughafen zelebrieren, nicht in der Schalterhalle, sondern bei einem Kaffee, einem Kaltgetränk, Eis oder einem Snack im Coffee to fly mit Aussichtsplattform. Diese liegt nur 300 Meter von der Start- und Landebahn entfernt. Kerosingeruch und Turbinendröhnen gibt es inklusive. Affenfelsen heißt dieser Treffpunkt der „ Planespotter“, der Flugzeuge-Gucker, in Langenhorn.
An sonnigen
Tagen stehen Hobbyfotografen mit der Leidenschaft für große Flieger
hier dicht an dicht. Für Familien mit Kindern ist ein Ausflug zum
Affenfelsen der Urlaub im Kleinen, ohne lange Anreise, aber mit
viel Spannung, zumindest für diejenigen, die sich für Flugzeuge
begeistern. Und Eis essen geht ja ohnehin immer. Für die
Erwachsenen gibt es Filterkaffee aus einer Hamburger
Privatrösterei, im Hintergrund läuft Lounge-Musik. Die Fenster sind
groß genug, sodass auch aus der zweiten Reihe genügend Sicht frei
bleibt. Über dem Tresen laufen Videos von Aufnahmen aus Cockpits
und dem weiten Himmel und vielen, sehr vielen Wolken. Flieger, grüß
mir die Sonne!
Coffee to fly. Holtkoppel 100, Infos unter
www.coffee-to-fly.de. Zu erreichen mit der U1 Richtung Norderstedt
Mitte, Haltestelle Fuhlsbüttel Nord, 18 Minuten zu Fuß weiter.
Partytörn
Mit dem Partyboot MS „Hedi“ geht es seit zwölf Jahren auf die Elbe,
unter der Köhlbrandbrücke, durch die Speicherstadt, vorbei an
Containern und Kränen – und das alles, während gefeiert wird. Das
Ganze heißt zwar Frau Hedis Tanzkaffee, hat aber mit einer
gemütlichen Fahrt bei Kaffee und Kuchen nichts zu tun. Die bis zu
119 Passagiere dürfen tanzen, allerdings nicht auf den Bänken. Denn
die Gefahr, dabei über Bord zu fallen, wäre zu groß. Das Programm
ist vielseitig. Mal gibt es Hip-Hop, mal Punk und Soul, dann wieder
Discomusik. Meist zwischen 17 Uhr und Mitternacht. Nicht erwünscht
sind auf der Barkasse übrigens Junggesellenabschiede.
Frau Hedis Tanzkaffee und die Schwesternschiffe „Frau Claudia“, „
Christa“ liegen an den St.-Pauli-Landungsbrücken, Brücke 10. Infos
über Tickets gibt es unter www.frauhedi.de
Abendblatt Spezial
Von Bäumen bis zu Wintervögeln: Mit 30 thematischen Touren in die
Natur Hamburgs und des näheren Umlands ist „Natur in Hamburg“
Bestimmungsbuch und Naturführer in einem. Hier werden die
klassischen Themen naturkundlicher Streifzüge verarbeitet und
ergänzt durch Themen an der Schnittstelle von Natur und Kultur –
ein neuartiger Fokus auf die Ökologie der Großstadt. Dazu gibt es
bebilderte „Steckbriefe“ zu Pflanzen und Tieren.
„Natur in Hamburg – 30 thematische Touren“: 256 Seiten
Klappenbroschur, ca. 350 farbige Abbildungen, 14,90 Euro. Zu
bestellen im Internet unter www.abendblatt.de/shop oder per Telefon
040/333 66 999, Preis zzgl. Versandkosten
Mediterranes Flair
Die Parkanlage oberhalb der Elbe zählt zu den kleinen Perlen der
Stadt, die selbst manche Hamburger noch nicht kennen: der Römische
Garten. Für viele ist der terrassenförmige Park ein kleines Stück
Italien, und das mitten in Blankenese. Seinem mediterranen Flair
verdankt die Parkanlage wohl auch ihren Namen. Bis man sie
erreicht, gilt es noch 128 Steinstufen vom Falkensteiner Ufer aus
hochzusteigen. Belohnt wird man am Ziel mit einer tollen Aussicht
über die Elbe bis zu den Harburger Bergen. In den Sommermonaten
gibt es in dem Freilicht-Hecken-Theater, das 1924 eingeweiht wurde,
Aufführungen. Mehr als 200 Besucher haben dort Platz. Dann muss nur
noch das Wetter mitspielen.
Römischer Garten: Informationen über Aufführungen gibt es unter
www.theater-nn-hamburg.de Lage und Anfahrt: zwischen Elbhöhenweg und
Falkensteiner Ufer. Zu erreichen mit der S1, S11 Haltestelle
Blankenese. Buslinie 48, Haltestelle Falkentaler Weg
Natur Pur
Mit der U-Bahn in den Märchenwald: Das Naturschutzgebiet Rodenbeker
Quellental ist für lärmgeplagte Großstädter eine Oase, geprägt von
Wasser und Wald. Durch das Tal fließen Rodenbek und Bredenbek,
bevor sie in die Alster münden. Teiche und Quellen (daher der Name)
gibt es außerdem. Das Gasthaus Quellenhof lädt zu einer schönen
Rast ein – häufig mit musikalischer Begleitung mit den Jazz Nuggets.
Gasthaus Quellenhof: U1, Ohlstedt, von dort Richtung
Bredenbekstraße in den Haselknick, Rodenbeker Straße 126.
Kaffeeklappe
Als Hamburg-Fortgeschrittener hat man davon bereits gehört, aber
die wenigsten haben es tatsächlich ausprobiert: die Kanutour mit
Kaffeeklappe. Das Café Canale am Mühlenkampkanal in Winterhude hat
ein Herz für Paddler. Klingeln genügt, und es werden Kaffee und
Kuchen ins Tret-, Ruder- oder Paddelboot gereicht. Oder auch auf
das wackeligere SUP (Stehpaddelboot).
Café Canale. Poelchaukamp 7. Mit Bus 6 oder 25 bis
Mühlenkamp/Gertigstraße oder mit dem Boot über den Mühlenkampkanal.
Bootsverleih (eine Auswahl nur): www.cafe-isekai.de,
www.barca-hamburg.de, www.bootshaus-silwar.com
Wo die Heide blüht
Hamburg hat mehr als Elbe und Alster zu bieten, nämlich eine
richtige Heidelandschaft: die Fischbeker Heide, Hamburgs
drittgrößtes Naturschutzgebiet (770 Hektar). Dort blüht bis in die
ersten Herbsttage im Süden die Besenheide und legt einen lila
Teppich aus. Auch danach lohnt sich hier eine Wanderung – für alle
Altersgruppen! Sehenswert ist auch die letzte Heidschnuckenherde in
diesem Gebiet. Eine Schäferin führt sie jeden Tag mit ihrem
Hütehund in die Heide und nachmittags zurück in den Stall. Dort ist
auch das Naturschutz-Informationshaus „Schafstall“ am Fischbeker
Heideweg. Die Stiftung Naturschutz in Hamburg (Loki Schmidt
Stiftung) bietet Führungen und Veranstaltungen an. Infos unter
www.loki-schmidt-stiftung.de
Fischbeker Heide: Das Informationshaus ist zu erreichen mit der
S-Bahn-Linie 3 bis Neugraben, von dort mit dem Bus 250 bis Fischbeker
Heideweg (Endhaltestelle) sowie fünf Minuten Fußweg. Adresse:
Fischbeker Heideweg 43.
Die Autorin
Abendblatt-Redakteurin Geneviève Wood lebt seit 14 Jahren in der Stadt, sie kommt ursprünglich aus Niedersachsen.
Aber als Reporterin ist sie überall in Hamburg unterwegs und freut sich, dass diese Stadt weit mehr zu bieten hat als Elbstrand und Alsterufer.