Hamburg. Runder Tisch zu den finanziellen Risiken der Hamburger Bewerbung. Einig sind sich Politik und Wirtschaft über die Chancen.
Trotz bundesweiter Unterstützung und viel Begeisterung in der Stadt hat der olympische Funke im Hafen noch nicht gezündet. Hier stehen viele Firmen der Hamburger Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024 eher skeptisch gegenüber. Das wurde beim dritten runden Tisch der Olympia-Initiative in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt und dem Fernsehsender Hamburg 1 deutlich.
Bei der live übertragenen Expertendiskussion unter der Moderation von Herbert Schalthoff zeigte sich auch, dass die Hafenunternehmen von den Veränderungen, die die Olympia-Pläne mit sich bringen, am meisten betroffen sind: Sie müssen den Kleinen Grasbrook und angrenzende Flächen räumen, wenn Hamburg 2017 den Zuschlag für die Ausrichtung der Spiele erhält. Das rund eine Million Quadratmeter große Hafengebiet soll das olympische Dorf, das große Stadion und weitere Sportstätten beherbergen und für den Bau von rund 3000 neuen Wohnungen herhalten.
Das bedeutet für die Firmen, die dort ihren Sitz haben: Sie müssen umziehen. In der Vergangenheit hat das für erhebliche Konfrontationen mit der Stadt gesorgt. Bei der Olympia-Sendung wurde deutlich: Einiges konnte aus dem Weg geräumt werden, andere Fragen sind weiter offen.
Der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, sagte, den Hafenfirmen sei inzwischen zugesichert worden, dass für sie im Falle einer Verlagerung Ersatzflächen zur Verfügung stünden. Zudem klappe die Einbindung der Unternehmen in die Olympia-Pläne der Stadt durch die Unterstützung von Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) besser als in der Vergangenheit.
Der so Gelobte erklärte noch einmal, dass er bei der Hafenentwicklung auch in Zukunft keine Abstriche machen wolle. Die für Olympia notwendigen Verlagerungen würden auch die Chance eröffnen, den Hafen voranzubringen. „Wir wollen den Hafen in Zukunft an seiner Wertschöpfung und an seinen Arbeitsplätzen messen, nicht an der Größe der Flächen“, sagte Horch. Rückendeckung bekam der Senator vom Oberbaudirektor der Stadt, Jörn Walter, der erneut betonte, dass allein der Infrastrukturausbau im Zuge der Olympischen Spiele dem gesamten Wirtschaftsstandort Hamburg einen Aufschwung bescheren werde – auch dem Hafen.
Obwohl Moderator Schalthoff drängte, wiederholte Walter nicht seine Ankündigung aus einer früheren Diskussion, wonach der Wohnungsbau auf dem Kleinen Grasbrook auch dann realisiert werde, wenn Hamburg den Zuschlag nicht erhält. Das hatte damals für einen Aufschrei im Hafen gesorgt. Jetzt sagte er: „Wir reden über den Kleinen Grasbrook nur im Zusammenhang mit Olympia.“
So hätte die Diskussion munter vor sich hinplätschern können, wenn nicht der hafenpolitische Sprecher der Linksfraktion in der Bürgerschaft, Norbert Hackbusch, die kritische Haltung seiner Partei zur Hamburger Bewerbung deutlich gemacht hätte. Hackbusch sagte, dass sicher die Wirtschaft und der Tourismus von der olympischen Vision profitieren könnten, nicht aber die normalen Menschen, die in der Stadt leben. Da sich das Olympische Komitee heraushalte, müsse die Stadt alle Risiken schultern. „Allein die Verlagerung der Hafenbetriebe wird mindestens eine Milliarde Euro verschlingen, ohne dass auch nur ein neues Gebäude steht.“
Bonz schätzte die Kosten der Verlagerung sogar auf 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro, und er sagte: „Nach meiner Kenntnis soll diese Summe die Hamburg Port Authority (HPA) allein schultern.“ Moderator Schalthoff wollte das genau wissen und bohrte bei Senator Horch nach. Der geriet an dieser Stelle unter Druck, sprach von allgemeiner Kostenteilung. Die Frage, ob die HPA die Verlagerungskosten übernehmen soll, beantwortete er aber nicht.