Hamburg. Laut Nabu gibt es zu wenig Kreuzfahrtschiffe mit umweltfreundlicher Abgastechnik. Viele Reeder halten an giftigem Schweröl fest.

Im Ranking um die umweltfreundlichste Abgastechnik von Kreuzfahrtschiffen liegt das Unternehmen Aida Cruises mit seinen Ozeanriesen erneut an der Spitze. Das teilte der Naturschutzbund Nabu am Donnerstag in Hamburg mit.

Bereits im vergangenen Jahr waren die Schiffe "Prima" und "Mia" die beiden Neubauten mit der besten Abgastechnik. Nun habe Aida vor Kurzem angekündigt, dass zwei noch namenlose Neuzugänge erstmals komplett auf Schweröl verzichten und stattdessen mit umweltfreundlicherem Flüssiggas (LNG) betrieben werden sollen, das nahezu ohne die Entstehung schädlicher Luftschadstoffe wie Feinstaub, Ruß und Schwefeloxiden verbrannt werden könne.

Allein die vom italienischen Mutterkonzern Costa in Auftrag gegebenen, baugleichen Schiffe können hier mithalten und teilen sich dementsprechend die Führungsposition mit Aida.

Viele halten am Betrieb mit Schweröl fest

Abgesehen davon würden alle anderen Anbieter nach wie vor am Betrieb mit giftigem Schweröl festhalten und allenfalls dann in Abgastechnik investieren, wenn gesetzliche Bestimmungen sie dazu zwingen würden. So würden fast alle Reeder in Abgaswäscher - so genannte Scrubber - investieren, um auch nach Inkrafttreten verschärfter Schwefelgrenzwerte weiterhin mit Schweröl fahren zu können.

Mit selbstlosem Einsatz für den Umwelt- und Gesundheitsschutz, wie es entsprechende Pressemeldungen gerne verlauten lassen, habe diese Maßnahme laut Nabu hingegen nichts zu tun. Nach Angaben des Naturschutzbundes müsse die Schifffahrt insgesamt weg vom Schweröl, weil dieses nicht nur zum massiven Ausstoß von Luftschadstoffen führe, sondern im Falle von Havarien auch Umweltkatastrophen gewaltigen Ausmaßes verursachen könne.

Insbesondere die Schlusslichter wie MSC Cruises, Royal Caribbean, Viking Ocean oder Norwegian Cruises würden dennoch keine Veranlassung geben, ihre Neubauten mit Systemen zur Abgasreinigung auszurüsten oder auf schwefelarmen Kraftstoff umzusteigen.

Laut Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller befindet sich die Branche derzeit am Scheideweg. "Spätestens jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer heute noch die Investitionen in Abgastechnik und höherwertigen Kraftstoff scheut, handelt absolut fahrlässig. Es kann nicht sein, dass weite Teile der Industrie ein gutes Geschäft auf Kosten von Umwelt, Klima und menschlicher Gesundheit machen und sich wegducken, wenn es um die Übernahme von Verantwortung geht."

Bei dem Nabu-Ranking wurden neu geplanten Schiffe bis 2020 untersucht. Die Wertung beruht auf Analysen jüngster Entwicklungen auf dem europäischen Markt mit Blick auf die Umweltverträglichkeit einzelner Schiffe. Maßgeblich dafür waren neben der verwendeten Treibstoffart auch die geplante Abgastechnik sowie andere schadstoffreduzierende Maßnahmen.