Hamburg. Hamburgs Linke sehen Bostons Rückzug als Vorbild. DOSB-Präsident Hörmann: “Wir müssen uns auf eigene Bewerbung konzentrieren.“
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sieht den Ausstieg von Boston aus der Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 als Ansporn für die eigene Kandidatur mit Hamburg. "Wir nehmen die aktuelle Entwicklung in den USA naturgemäß mit großem Interesse zur Kenntnis", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Dienstag. "Sie zeigt, wie wichtig es ist, die Kräfte in der Ausrichterstadt und im ganzen Land zu bündeln."
Deshalb tue man nun gut daran, sich "voll auf die eigene Bewerbung zu konzentrieren und weiter an unserem Konzept zu arbeiten, das aus Betroffenen aktive Beteiligte macht", ergänzte Hörmann. "Auf diesem Weg sollte es gelingen, die erkennbar positive und breite Unterstützung für unser Konzept von Olympischen und Paralympischen Spielen 2024 in Hamburg zu sichern."
Linke: Hamburg sollte von Boston lernen
Die Hamburger Linken lobten die Entscheidung der Stadt Boston: „Ich weigere mich, die Zukunft unserer Stadt zu verpfänden“ – unter anderem mit diesen Worten begründete Marty Walsh, Bürgermeister von Boston, den Rückzug der Olympia-Bewerbung seiner Stadt. „Diese Worte würde ich auch gern vom Hamburger Bürgermeister hören“, erklärt dazu Mehmet Yildiz, sportpolitischer Sprecher der Fraktion "Die Linke" in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Boston hat nicht aus Angst vor Hamburg zurückgezogen oder weil die Stadt nicht in der Lage wäre, Olympische Spiele auszurichten. Sondern weil die Menschen und der Bürgermeister dort ganz klar erkannt haben, dass die Stadt sonst in ein enormes finanzielles Desaster geschlittert wäre. Die Gewinne streicht das IOC ein, die Kosten tragen die SteuerzahlerInnen – so ist es bei allen Spielen bisher gewesen, so wäre es in Boston gewesen, so wird es in Hamburg sein.“
Auch die Hamburger NOlympia-Gruppe begrüßte die Entscheidung Bostons:
Nach dem Rückzug von Boston sind zurzeit noch Budapest, Rom, Paris und die Hansestadt im Olympia-Rennen. Offizieller Meldeschluss beim Internationalen Olympischen Komitee ist der 15. September. Die Hamburger entscheiden am 29. November in einem Referendum, ob sie Olympia-Gastgeber werden wollen.
Boston galt als Favorit
Der Hamburger Konkurrent Boston hatte seine Entscheidung am Montag bekannt gegeben. "Wir waren nicht dazu in der Lage, die Mehrheit der Bevölkerung für die Bewerbung zu begeistern", sagte Scott Blackmun, Geschäftsführer des USOC.
Zuvor hatte Bostons Bürgermeister Martin Walsh auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz bereits angekündigt, er werde eine geforderte Garantieerklärung zur Übernahme der Kosten nicht unterschreiben und damit das Ende der Bewerbung eingeleitet. "Wenn diese Unterschrift am heutigen Tag gefordert wird, um weiterzumachen, dann wird Boston die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele nicht weiterverfolgen", sagte Walsh: "Ich werde nichts unterschreiben, wodurch das Geld der Steuerzahler für die Kosten der Olympischen Spiele benutzt werden kann."
Seit der Ankündigung der Kandidatur galt Boston als Favorit. Vor allem, weil der US-Mediengigant NBC dem IOC für die Medienrechte an Olympia 7,65 Milliarden Dollar für den Zeitraum von 2021 bis 2032 bezahlt hat und die USA bereits seit 1996 in Atlanta keine Sommerspiele mehr ausgerichtet haben.
Als Ersatz für Boston könnte nun Los Angeles einspringen. "Ich glaube nach wie vor daran, dass Los Angeles eine ideale Olympia-Stadt ist", sagte Los Angeles' Bürgermeister Eric Garcetti in einer ersten Stellungnahme. Er werde nun das Gespräch mit dem USOC suchen, um die "stärkste und finanziell verantwortungsbewusste Bewerbung unserer Stadt und unseres Landes" zu präsentieren.