Hamburg. Das Internetportal Triprebel sucht für Kunden bis zum Reisebeginn nach dem besten Angebot. Zum Start-up 2015 gewählt.

Die Idee kam Carlos Borges während einer Reise durch Brasilien. Mit mehreren Freunden tourte er durch seine Heimat und stellte irgendwann fest, dass der Trip zwar toll war, die Organisation aber unglaublich viel Zeit gekostet hatte. Für acht Personen Hotels buchen und immer wieder die Preise vergleichen, so mühsam hatte sich der Südamerikaner seinen Plan nicht vorgestellt. „So etwas wollte ich nie wieder machen“, erinnert sich Borges. Der Brasilien-Urlaub ist Jahre her. Doch heute beschäftigt sich der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Tourismus-Experte mit nichts anderem mehr. Borges ist Gründer von Trip­rebel, einem Internetportal für die Suche nach dem besten Reisepreis.

Aus seinem Büro in der HafenCity sieht Borges aus den bodentiefen Fenstern gleich auf mehrere Hotels in dem neuen Hamburger Touristenmagnet an der Elbe. Dies ist der Markt, den der 34-Jährige aufmischen will, Hotels für Städtetrips, Hotels für Geschäftsleute, aber auch Unterkünfte für den Urlaub am Meer. Und so funktioniert die Reiseplanung mit dem Hamburger Start-up: Triprebel überprüft die Hotelbuchung seiner Kunden jeden Tag zwischen Buchung und Check-in und holt dem Verbraucher sein Geld zurück, wenn der Preis für den Aufenthalt im Nachhinein sinkt. Die Alternative: Trip­rebel sichert dem Kunden zusätzliche Upgrades, sobald diese Angebote ohne Mehrkosten auftauchen.

„Vom Zeitpunkt der Buchung bis 48 Stunden vor Reiseantritt schauen wir uns die Preisentwicklung an“, beschreibt Borges die Funktion seiner Software. Diese wähle in dem gesamten Zeitraum für die Kunden den günstigsten Tarif aus, anstatt nur einen Tagespreis zu ermitteln. „Das heißt, Sie buchen zunächst ganz normal ein Hotel über unsere Seite, danach suchen wir für Sie das Netz nach besseren Angeboten ab“, erklärt der junge Mann, der nach einem Auslandsstudium in Deutschland hiergeblieben ist. Dabei bedeute besser nicht nur günstiger. Das Internetportal schaue beispielsweise auch, ob es für den gleichen Preis ein besseres Hotel gibt.

Triprebel macht sich bei der Suche die Leistungen von Anbietern wie Expedia, Booking.com oder HRS zunutze. Hier kann der Verbraucher tagesaktuell sehen, wie sich die Preise je nach Angebot und Nachfrage für die Zimmer verändern. „Die Preise schwanken im Zeitablauf etwa um 17 Prozent“, weiß Borges. Dies ist also auch die Einsparung, die Kunden bei Triprebel im Schnitt für das gebuchte Hotelzimmer erreichen.

Für die Hoteliers bedeutet der Mechanismus bei Triprebel, dass sie ihre Mischkalkulation mit höheren und niedrigeren Preisen für ein und dasselbe Zimmer nicht mehr durchsetzen können. Die Strategie, beispielsweise drei Monate vor der Buchung noch hohe Tarife durchzusetzen, um sie später zu reduzieren und so die Auslastung des Hauses zu erhöhen, geht durch das Geschäftsmodell der Hamburger Firma für die Anbieter nicht mehr auf.

Steht Triprebel hierfür in der Kritik bei den Gastgebern? „Die Hoteliers sind sich bewusst, dass der Markt immer transparenter wird und dass diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist“, sagt Borges über seine Erfahrungen mit der Branche. Bisher habe sich noch kein Hotelbetreiber beschwert und sein Angebot von Triprebel ausgeschlossen. Im Gegenteil. Etliche Hotels hätten sich für eine Listung bei Triprebel.de interessiert.

Triprebel bietet Hotels weltweit an, mit einer Auswahl wie bei den großen Anbietern, die bisher schon einen wichtigen Anteil des Reisemarktes erobert haben. So läuft ein Drittel der Buchungen von Hotels bereits über Portale wie HRS oder Booking.com. Grundsätzlich gibt es in der Hotellerie schon länger Vorbehalte gegen die neue Preistransparenz durch die Onlineseiten. So hatte sich der Hamburger Unternehmer Eugen Block, Inhaber des Elysée, gegen die Praxis des Suchportals HRS gewandt, immer den besten Preis bieten zu wollen und zugleich von den Hoteliers hohe Provisionen zu fordern. Der Unternehmer beklagte, er sei damit nicht mehr Herr über seine Preisgestaltung.

Bei Triprebel halten sich die Hotels nach Angaben von Borges bisher mit Kritik zurück. Bisher hat das Portal aber auch noch nicht die Marktmacht wie andere Anbieter, etwa Trivago. Für viel Werbung fehlte den Gründern das Geld, die Bekanntheit der Seite ist nicht sehr hoch. „Pro Monat buchen derzeit etwa 100 Kunden ihre Zimmer über unsere Webseite“, sagt Borges. Im nächsten Jahr will der Gründer für seine Firma mit derzeit fünf Mitarbeitern aber die Gewinnschwelle erreichen. Seine Einnahmequelle ist eine Provision, die er sich mit den Buchungsportalen wie expedia.de teilt. Aber nicht nur finanziell ist Triprebel auf Erfolgskurs. Seit dem 17. Juni dieses Jahres darf sich die Hamburger Firma offiziell „Start-up 2015“ nennen. Die Rebellen haben sich dafür im Wettbewerb der europäischen Kommission bei den EU Tech All Stars gegen 250 Bewerber durchgesetzt. Bei der Auszeichnung für die besten Start-ups Europas konnten die Gründer von Triprebel, neben Borges gehört dazu der Hamburger Neurowissenschaftler Gernot Supp, den begehrten Preis mit nach Hause nehmen.

Apropos nach Hause: Borges ist zwar Brasilianer, aber nach Ausbildung und mehreren Berufsjahren bei Colgate in Hamburg, fühlt er sich hier so wohl wie daheim oder fast so: „Mir fehlen zwar die Offenheit der Menschen und die Natur in Brasilien“, sagt Borges. Aber für die Firmengründung schätzt er die bekannten Vorteile der Deutschen: „Hier sind die Leute zuverlässig und pünktlich.“