Hamburg. Die unbekannten Maurer der Gruppe “Moses & Taps“ haben einen Making-of-Film veröffentlicht. Hier können Sie ihn sehen.

Die Hamburger S-Bahn-Maurer haben am Montag ein Video ihrer Arbeit auf der Internetplattform YouTube hochgeladen. In dem rund fünf Minuten langen Clip zeigen drei Personen, wie sie die Fahrgasttür einer S-Bahn Ende April dieses Jahres zugemauert haben.

In aller Ruhe zeigen sie, wie sie die Steine zur S-Bahn geschleppt haben, wie der Mörtel angerührt und dann in Handwerkskunst die Mauer errichtet wird. Anschließend zeigen die Macher zudem Reaktionen der Fahrgäste, die verdutzt vor der Tür stehen und nicht in die Bahn kommen. Manche Fahrgäste zückten ihre Mobiltelefone und machten Fotos.

So sieht die S-Bahn-Mauer aus

Unbekannte hatten Anfang April eine Tür der S-Bahn zugemauert
Unbekannte hatten Anfang April eine Tür der S-Bahn zugemauert © Bundespolizei | Bundespolizei
Die Mauer in der S-Bahn
Die Mauer in der S-Bahn © Bundespolizei | Bundespolizei
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Allerdings dürften die Macher auch auf zahlreichen Überwachungsvideos aus dem Waggon zu sehen sein. Die Aktivisten zählen sich zu dem deutschen Graffiti-Kollektiv Moses & Taps, das in den letzten Jahren mehrfach mit spektakulären Aktionen an die Öffentlichkeit getreten war. Ihre Arbeit nennen sie "Konzept-Vandalismus". Wer und wie viele Sprayer Moses & Taps sind, ist nicht bekannt. Gerade haben sie in Paris die Einzelausstellung "§Plash -Rules of Vandalism" präsentiert. In Hamburg sorgten sie im Herbst 2014 für Aufmerksamkeit. Damals hatten sie unter dem Namen "Just Paint" S-Bahn-Züge mit Farbbomben beworfen und die Fotos ins Netz gestellt. Kürzlich ist der Bildband "International Topsprayer: Moses & Taps" (29,90 Euro) erschienen. Die Firma Nofugazi hat das Video auf ihre Seite gestellt – als Werbeelement.

Die Bundespolizei, die bisher erfolglos mit eigenen Fotos nach der Tätergruppe gefahndet hatte, ist alarmiert: "Wir werden uns das Video, das die maskierten U-Bahn-Maurer zeigt, sehr intensiv anschauen. Damit haben wir neue Anhaltspunkte für die Fahndung, die wir nun noch einmal forcieren werden, um den Tätern auf die Spur zu kommen", sagte der Sprecher der Bundespolizei, Rüdiger Carstens dem Abendblatt.

Das Interesse, der Täter habhaft zu werden, sei riesengroß: Die Meldung über die zugemauerte S-Bahn in Hamburg habe im Internet einen regelrechten Hype ausgelöst. Sie sei weltweit von New York bis Peking wahrgenommen worden und habe mehr als 2,4 Millionen Treffer im Netz erzeugt.

Ausgangspunkt der Aktion war offenbar der Betriebsbahnhof Barmbek. Dort hatten die Aktivisten die Bausteine aufeinander gestapelt, mit einem Kleber befestigt und auch den Eingangsbereich zusätzlich zugeleimt. Um unerkannt zu bleiben, sprühten sie die Überwachungskameras im Zug mit Lackfarbe zu. Wie zusätzliche Videoaufnahmen aus dem Bahnhofsgelände außerdem zeigten, schleppten zwei weitere die jeweils zehn bis 20 Kilo schweren Steine, Bauschaum und Betonkleber an den Tatort. Dann errichteten sie wie Profi-Handwerker eine passgenaue Mauer. Die 17 Steine waren laut Bundespolizei exakt auf den Eingangsbereich zugeschnitten und abgemessen.

Der Triebfahrzeugführer war am 28. April gegen 15.10 Uhr mit der S-Bahn vom Abstellgleis in Barmbek bis zum S-Bahnhof Blankenese gefahren – und anschließend zurück bis Altona. Erst dort wurde die zugemauerte Eingangstür entdeckt, der Zug an der Sternschanze gestoppt und komplett evakuiert. Die S-Bahn war dann ausgesetzt worden und ins Betriebswerk Ohlsdorf gefahren.

„Was so aussieht wie ein Scherz ist eindeutig eine Straftat“, hatte eine Sprecherin der Deutschen Bahn die Aktion damals kommentiert. Der Schaden soll sich auf mehrere 10.000 Euro belaufen. Den Unbekannten droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine hohe Geldstrafe. (lem/JR/mik)