Hamburg. Logistikunternehmen Hermes eröffnet Shops an zehn Hamburger Stationen. Pilotprojekt könnte auf weitere Großstädte ausgeweitet werden.
Der Mitbewerber Deutsche Post und seine Paketsparte DHL machen sich wegen des unbefristeten Streiks bei Kunden derzeit unbeliebt, da geht der Paketdienst Hermes in die Offensive. Am heutigen Donnerstag eröffnet Hermes Paketshops in neun Hamburger U-Bahnhöfen sowie in einem Busbahnhof und weitet sein Netz damit auf 264 Annahme- und Abholstellen in der Stadt aus. Bundesweit sind es mehr als 14.000.
Die Standorte an den Bahnhöfen sollen ein zusätzlicher Service vor allem für Berufstätige sein. „Die neuen Shops liegen für viele Menschen auf dem täglichen Weg zur Arbeit. Es müssen also keine Umwege mehr eingeplant werden, wenn ein Paket verschickt oder abgeholt werden muss“, sagt Thomas Horst, Geschäftsführer Sales bei der Hermes Logistik Gruppe Deutschland (HLGD) mit Sitz in Hamburg. Sie sieht in den erstmals eingerichteten Bahnhofs-Shops ein Pilotprojekt. Thomas Horst hält eine Ausweitung auf weitere U- und Busbahnhöfe in Hamburg ebenso für möglich wie eine Übertragung des Modells auf weitere deutsche Großstädte und Metropolregionen – etwa Berlin und das Rhein-Ruhr-Gebiet.
Auch die Hochbahn verspricht sich Vorteile von der Zusammenarbeit mit Hermes. „Mit dem Angebot Paketshops machen wir die Fahrt für unsere Kunden noch attraktiver und komfortabler. Mit der Schaffung von zunächst zehn Shops ergänzen wir das Waren- und Dienstleistungsangebot an unseren Haltestellen“, sagt Andreas Ernst, Bereichsleiter für Unternehmenssteuerung und Systementwicklung bei der Hochbahn.
Die Hermes-Shops wurden in schon ansässigen Läden eingerichtet
Angesiedelt sind die neuen Paketshops in den U-Bahnhöfen Feldstraße, Kiwittsmoor, Lohmühlenstraße, Lübecker Straße, Ochsenzoll, Ohlsdorf, Rathaus, Straßburger Straße und Wandsbek-Gartenstadt sowie am Busbahnhof Poppenbüttel. Sie wurden nach dem Shop-in-Shop-Prinzip bei schon ansässigen Einzelhändlern eingerichtet, etwa in Kiosken und Zeitschriftenläden. „Statt werktags von 9 bis 18 Uhr haben die Shops auch am frühen Morgen, am späten Abend und sogar am Wochenende geöffnet“, sagt Hermes-Geschäftsführer Horst. Das komme den Bedürfnissen von Berufstätigen besonders entgegen.
Der Service entspricht dem in allen anderen Shops des Unternehmens: Sie nehmen private Päckchen, Pakete und Reisegepäck an, aber auch Rücksendungen an Versandhandelsunternehmen wie Otto, H&M und Bonprix. Wenn der Versender das vorsieht, können online bestellte Waren auch direkt an den jeweiligen Shop adressiert und vom Kunden dort abgeholt werden.
Hermes-Manager Thomas Horst ist davon überzeugt, dass der stetig wachsende Internethandel und die damit einhergehende Paketflut viele Kommunen in den nächsten Jahren vor wachsende Herausforderungen stellen wird. „Gemeinsam mit Politik und Wirtschaft müssen wir deshalb schon heute an alternativen Konzepten arbeiten. Die Einbeziehung öffentlicher Nahverkehrsnetze liegt da natürlich auf der Hand“, sagt er.
Bis 300.000 Pakete pro Tag zusätzlich wegen des Streiks bei der Post
Das sieht auch Thomas Strothotte, der Präsident der Hamburger Kühne Logistics University (KLU), so, geht aber noch einen erheblichen Schritt weiter. Strothotte erregte unlängst mit Gedankenspielen Aufsehen, während der Ausrichtung Olympischer Spiele die Hamburger Straßen vom Lieferverkehr zu entlasten, indem an U-Bahnen spezielle Frachtwaggons angehängt werden. In ihnen könnten Pakete durch die Stadt zu Bahnhöfen transportiert werden, die von den Paketempfängern per Auto gut zu erreichen sind. Strothotte sprach sich dafür aus, solchen neuen Transportsysteme zumindest zu prüfen.
Für Hermes allerdings geht es derzeit eher darum, die zusätzliche Arbeit zu erledigen. Wegen des Streiks bei der Post ist die Paketflut schon da. „Es gibt eine deutlich spürbare Steigerung des Aufkommens“, sagt Ingo Bertram, einer der Sprecher des Unternehmens in Hamburg. Bundesweit seien pro Tag etwa 100.000 bis 300.000 Pakete zusätzlich zu verarbeiten. Für gewöhnlich bewegt Hermes in Deutschland jeden Tag etwa eine Million Pakete. Bertram: „Wir spüren eine deutliche Steigerung bei privaten Paketen. Und große Versandhändler fragen an, ob Hermes einen größeren Anteil von Lieferungen übernehmen kann