Hamburg. Gewerkschaften fordern Kostentransparenz , „gute Planung“ und Investitionen im Sozialbereich. Studenten lehnen Spiele in Hamburg ab.

Unter bestimmten Bedingungen wollen die Gewerkschaften in Hamburg und Schleswig-Holstein die Bewerbung der Hansestadt für die Olympischen Spiele 2024 unterstützen. „Wir sehen die Chancen und Risiken von Olympia“, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier des DGB Hamburg und des DGB Nord, das dem Abendblatt exklusiv vorliegt.

Als mögliche positive Faktoren sehe man die „Belebung der Konjunktur, Stärkung der Infrastruktur in der Me­tropolregion Hamburg, Steigerung der Bekanntheit Hamburgs und des gesamten Nordens“. Andererseits, so heißt es, „gibt es erhebliche Risiken ökonomischer, sozialer und ökologischer Art“. Olympia werde umfassende Auswirkungen auf die Austragungsorte, deren Struktur sowie die Bewohner haben. „Diejenigen, die von Veränderungen betroffen sein werden, dürfen nicht zu Verlierern der Spiele werden.“

Transparenz bei Finanzierung als Bedingung

Als Bedingung nennt der DGB erstens Transparenz bei der Finanzierung: Die Kosten müssten vor dem Referendum im November „so umfassend wie möglich“ offengelegt werden. Und die Spiele dürften nicht zu einer Einschränkung öffentlicher Dienstleistungen führen. Die zweite Bedingung ist „gute Arbeit“. Bei Vorbereitung, Planung und Durchführung der Spiele dürften zum Beispiel nur Unternehmen beauftragt werden, die an Tarifverträge gebunden sind, Mindestlöhne zahlen und Arbeitnehmerstandards einhalten. Drittens müsse die Durchführung der Olympischen Spiele „mit einer Stärkung der öffentlichen wie sozialen Infrastruktur einhergehen – insbesondere in den Bereichen Verkehr, Wohnen, Betreuung“. Investitionen dürften nicht nur einseitig in Stadien und Sporteinrichtungen erfolgen.

Diese Bedingungen möchten die DGB-Chefs Katja Karger (Hamburg) und Uwe Polkehn (Nord) im Falle einer Mehrheit für Olympia beim Referendum schriftlich mit dem Deutschen Olympischen Sportbund sowie den Regierungschefs in Hamburg und Schleswig-Holstein vereinbaren.

410 Stimmen für Hamburgs Olympia-Bewerbung

Selfie nach der einstimmigen Abstimmung für Hamburg: Hockey-Olympia-Sieger Moritz Fürste ist mit nach Frankfurt gereist
Selfie nach der einstimmigen Abstimmung für Hamburg: Hockey-Olympia-Sieger Moritz Fürste ist mit nach Frankfurt gereist © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Die DOSB-Vollversammlung kürt  Hamburg während der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Paulskirche in Frankfurt am Main zum deutschen Olympia-Bewerber für die Olympischen Spiele 2024
Die DOSB-Vollversammlung kürt Hamburg während der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Paulskirche in Frankfurt am Main zum deutschen Olympia-Bewerber für die Olympischen Spiele 2024 © dpa | Christoph Schmidt
Willi Lemke (Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, v.l.), Peter Beuth (Hessischer Minister des Innern und für Sport), Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport Hamburg), Michael Müller (Regierender Bürgermeister von Berlin), Olaf Scholz (Erster Bürgermeister Hamburg), Kirsten Bruhn (Schwimmen, Behindertensport) Deutscher Olympischer Sportbund bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche
Willi Lemke (Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, v.l.), Peter Beuth (Hessischer Minister des Innern und für Sport), Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport Hamburg), Michael Müller (Regierender Bürgermeister von Berlin), Olaf Scholz (Erster Bürgermeister Hamburg), Kirsten Bruhn (Schwimmen, Behindertensport) Deutscher Olympischer Sportbund bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche © WITTERS | ThorstenWagner
Gruppenfoto mit Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund), Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport), Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Olaf Scholz (Erster Bürgermeister Hamburg) Deutscher Olympischer Sportbund bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche
Gruppenfoto mit Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund), Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport), Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Olaf Scholz (Erster Bürgermeister Hamburg) Deutscher Olympischer Sportbund bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche © WITTERS | ValeriaWitters
DOSB-Präsident Alfons Hörmann (l-r), Hamburgs Senator für Inneres und Sport, Michael Neumann, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Nationalen Paralympischen Komitees, halten in der Paulskirche in Frankfurt am Main (Hessen) während der außerordentlichen Mitgliederversammlung des DOSB symbolisch ein Paddel mit dem Wappen von Hamburg (r) und dem DOSB (l) in den Händen
DOSB-Präsident Alfons Hörmann (l-r), Hamburgs Senator für Inneres und Sport, Michael Neumann, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Nationalen Paralympischen Komitees, halten in der Paulskirche in Frankfurt am Main (Hessen) während der außerordentlichen Mitgliederversammlung des DOSB symbolisch ein Paddel mit dem Wappen von Hamburg (r) und dem DOSB (l) in den Händen © dpa | Christoph Schmidt
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) spricht während der Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) spricht während der Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche © WITTERS | ThorstenWagner
Ausserordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds in der Frankfurter Paulskirche
Ausserordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds in der Frankfurter Paulskirche © WITTERS | ThorstenWagner
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) plädiert für die Hamburger Bewerbung - natürlich
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) plädiert für die Hamburger Bewerbung - natürlich © WITTERS | ThorstenWagner
Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport) ist einer der führenden Promoter der Hamburger Olympia-Bewerbung
Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport) ist einer der führenden Promoter der Hamburger Olympia-Bewerbung © WITTERS | ThorstenWagner
Generaldirektor Michael Vesper (Deutscher Olympischer Sportbund, v.l.), Claudia Bokel, Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund), Ole Bischof (Vizepräsident Leistungssport, DOSB) auf dem Podium in der Paulskirche
Generaldirektor Michael Vesper (Deutscher Olympischer Sportbund, v.l.), Claudia Bokel, Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund), Ole Bischof (Vizepräsident Leistungssport, DOSB) auf dem Podium in der Paulskirche © WITTERS | ThorstenWagner
Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund) mit den fünf Olympischen Ringen
Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund) mit den fünf Olympischen Ringen © WITTERS | ThorstenWagner
Willi Lemke (Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung) hält eine flammende Rede für die deutsche Olympia-Bewerbung
Willi Lemke (Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung) hält eine flammende Rede für die deutsche Olympia-Bewerbung © WITTERS | ThorstenWagner
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Politik kommt wichtigen Schritt voran

Unterdessen hat sich an der Universität Hamburg ein „Anti-Olympisches Komitee“ gegründet. Es will am Montag Pläne vorstellen, wie es Spiele in Hamburg verhindern möchte.

Auf dem Weg zum Olympia-Referendum am 29. November ist die Politik einen wichtigen Schritt vorangekommen: Der Sportausschuss der Bürgerschaft hat mit den Stimmen von SPD, CDU, Grünen, FDP und AfD die Textvorlage für die Volksabstimmung (siehe links) und deren Termin beschlossen. Das letzte Wort hat die Bürgerschaft am 8. Juli. „Die breite Zustimmung fast aller Fraktionen bedeutet großen Rückenwind für das Olympia-Referendum. Wir wollen die Hamburger überzeugen“, sagte SPD-Sportpolitikerin Juliane Timmermann.