Hamburg. Siemens chartert die „Esvagt Faraday“ für die Wartung von Offshore-Windparks. Am Donnerstag wurde der Stahlkoloss in Hamburg getauft.
Am Donnerstag um 21.00 Uhr ging es los für den Kapitän und seine Crew. Die „Esvagt Faraday“ stach in See zu ihrer ersten Fahrt von Hamburg aus Richtung Nordsee. Der leuchtend rote Stahlkoloss, der zuvor an den Landungsbrücken feierlich getauft wurde und mit seiner eigentümlich lang gezogenen Bugnase die Blicke der Hafenbesucher auf sich zog, ist das weltweit erste Spezialschiff für die Wartung von Offshore-Windparks.
Die Siemens AG, die von der Hansestadt aus das internationale Geschäft mit Windkraft steuert, nahm das Schiff vom Eigner Esvagt A/S in Empfang. Der Elektronikkonzern chartert die „Esvagt Faraday“ für zehn Jahre und betreibt damit den Service des Windparks Butendiek in der Nordsee. Für den Windpark EnBW Baltic II in der Ostsee nutzt der Konzern künftig das Schwesterschiff „Esvagt Froude“.
Die laut informierten Kreisen 40 Millionen Euro teure „Esvagt Faraday“ ermöglicht es mit ihrer hydraulisch gesteuerten Zugangsgangway, dass Techniker auch bei mehr als zwei Meter hohen Wellen vom Schiff aus die Service-Plattform der Windkraftanlage trockenen Fußes betreten können. Mit traditionellen Crewschiffen konnten die Ingenieure ihren Arbeitsplatz mitten im Meer bisher nur bei geringem Seegang erreichen.
„Die neuartigen Service-Schiffe sind Teil der Offshore-Versorgungslogistik für einen präzisen, effizienten und sicheren Service der Windkraftanlagen“, sagte Randy Zwirn, Leiter der Siemens-Sparte Power Generation Services. Mit den neuen Technologien könne der Konzern die Kosten der Windenergie auf ein wettbewerbsfähiges Niveau bringen.
Der Aufwand für die auf See erzeugte Windenergie macht den Betreibern derzeit noch Sorgen. Die oft kilometerweiten Entfernungen zum Land und die Komplexität bei der Leitung des Stroms stellen große Herausforderungen dar. In den nächsten Jahren sollen die Kosten der Energieerzeugung aus deutschen Offshore-Parks von derzeit 14 Cent je Kilowattstunde – mehr als doppelt so viel wie an durchschnittlichen Landstandorten – auf unter zehn Cent gesenkt werden.
Rund 8000 Megawatt Leistung aus Offshore-Windparks sind bislang in Europa installiert – das ist die Nennleistung von acht Großkraftwerken. Von Hamburg aus werden zwei Drittel der Offshore-Projekte in Deutschland gemanagt, von den in der Umsetzung befindlichen Projekten sind es über 80 Prozent, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) anlässlich der Taufe.
Die „Esvagt Faraday“ wird künftig dafür sorgen, dass bis zu 40 Siemens-Techniker sicher zu ihrem Arbeitsplatz auf See kommen. Und dafür, dass sie dort während ihrer oft wochenlangen Einsätze genug Abwechslung haben: Das Schiff bietet Kinos, Computerspielräume und ein Fitnessstudio.