Die Autobahn 7 ist nach der Vollsperrung wieder offen - die Brückenarbeiten waren sogar mehr als eine Stunde früher fertig als geplant.

Schnelsen. Nach 55 Stunden Vollsperrung ist die Autobahn 7 zwischen der Anschlussstelle Schnelsen und dem Dreieck Nordwest wieder freigegeben worden. „Die Arbeiten waren um 3.33 Uhr beendet, eigentlich sollte es sogar bis 5 Uhr dauern“, sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale am Montag in Hamburg.

Wegen der Brückenarbeiten war der Abschnitt seit Freitagabend voll gesperrt. Das hatte vor allem am Sonnabend zu erheblichen Behinderungen geführt. Autofahrer mussten bis zu zwei Stunden mehr Zeit einplanen. Der Verkehr staute sich nach Norden und Süden bis zu sechs Kilometer lang. Am Sonntag bildeten sich noch zwischen drei und vier Kilometer lange Staus.

Grund war das Einsetzen der neuen Brücke, die im Zentrum von Schnelsen über die A 7 führt: Dabei dauerte der Vorgang selbst keine 30 Minuten. Langsam, aber stetig drehte sich der 750-Tonnen-Kran und bugsierte die Stahlbrücke dabei so, dass diese quer über den vier Fahrspuren der Autobahn 7 hing. Dann ließ der Kranfahrer die knapp 100 Tonnen schwere Fracht über die vorbereiteten Widerlager sinken.

Die Schaulustigen, die sich am Sonntag das Schauspiel in Schnelsen angeschaut haben, sind beeindruckt. „Wie elegant das Ganze ablief“, sagt ein älterer Mann und fügt lächelnd hinzu: „Gut, dass die Brücke passt, sonst wäre es peinlich geworden.“ Auch Caspar Hamel, Sprecher der für die A-7-Erneuerung zuständigen Projektgesellschaft Via Solutions Nord ist zufrieden. „Die Ersatzbrücke wurde exakt auf die vorbereiteten Widerlager aufgesetzt.“

Die Erleichterung über das Gelingen stand allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. Schließlich musste für den Ersatz der Brücke die viel befahrene Strecke ein Wochenende lang gesperrt werden. Auf der Strecke sind am Tag im Durchschnitt 120.000 Fahrzeuge unterwegs.

Am Freitag, Punkt 22 Uhr, hatten die Mitarbeiter der Via Solutions Nord die Verkehrszeichen aufgestellt und so die wichtigste Straßenverbindung Nordeuropas mit dem europäischen Kontinent zwischen dem Kreuz Nordwest und der Anschlussstelle Schnelsen gesperrt. Der Zeitplan hatte es in sich. In den ersten zwölf Stunden sah dieser den Abriss der Brücke vor. Dann mussten zwei Ersatzbauwerke – eines für den Autoverkehr und eines für Fußgänger – installiert werden. Die „Deadline“ war Montagmorgen 5 Uhr - die dann um knapp eineinhalb Stunden übertroffen wurde.

Die beiden Provisorien sind für den Bau des Lärmschutztunnels notwendig

Abriss und Ersatz der Brücke Frohmestraße waren nötig, weil hier die Autobahn in einem 530 Meter langen Lärmschutztunnel verschwinden wird. Um diesen errichten zu können, müssen die beiden Provisorien etwa einen Meter höher liegen. Provisorisch sind sie, weil die Frohmestraße nach Fertigstellung des Tunnels im Jahr 2018 zu einem Teil der Tunneldecke wird.

Am späten Freitagabend ging es zunächst darum, möglichst rasch die Vorbereitungen für den Brückenabriss hinzubekommen. Unter dem Bauwerk wurde Sand bis zu einer Höhe von 1,50 Meter aufgeschüttet, damit herunterfallende Betonteile die Fahrbahn nicht beschädigten. Auf der Brücke frästen unterdessen schwere Maschinen den Asphalt ab. „Dann lassen sich die unterschiedlichen Materialien, aus denen die Brücke besteht, besser recyceln“, sagte Hamel.

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Am Sonnabendmorgen um 3 Uhr war es vorbei mit der Ruhe im Stadtzentrum von Schnelsen. Vier schwere Baggerraupen – in einer Acht-Stunden-Schicht verbraucht jede von ihnen 225 Liter Diesel – rückten mit Greifzangen und Stahlmeißeln dem Brückenbeton zu Leibe. Was für ein Hämmern, Knarzen und Rütteln! Die Erschütterungen des Bodens waren noch in 50 Meter Entfernung zu spüren.

Doch rohe Gewalt allein genügte nicht. Mit filigranen Bewegungen, die man den Baggerführern und ihrem Gefährt gar nicht zugetraut hätte, legten sie die vielen Stahlkabel frei, denen die Brücke ihre Tragfähigkeit verdankte. Der Beton musste sozusagen herausgepult werden. „Die Brücke war vom Umfang relativ schmal“, sagte Bauleiter Stefan Feldmann. „Deshalb wurde bei ihrem Bau viel Stahl verwendet.“

Gut zwölf Stunden dauerte das Hämmern und Stoßen. Abgesehen von zwei Essenpausen haben Menschen und Maschinen rund um die Uhr gearbeitet. „Alles lief gut“, sagte Feldmann. Bis auf die Sache mit den Brückenpfeilern in der Mitte der Autobahn. Weil diese überraschenderweise aus massivem Stahl bestünden und man den Zeitplan nicht habe gefährden wollen, habe man sie zunächst stehen lassen, sagte Christian Rohde von der Projektgesellschaft Deges. „Sie werden in zwei Wochen beseitigt, wenn die Brücke Heidlohstraße abgerissen und die A 7 erneut gesperrt wird.“

Auf der A 7 stauten sich die Fahrzeuge zeitweise auf acht Kilometer Länge

Am Sonntagfrüh lief alles komplikationslos. Dem schweren Kran machte die Stahlbrücke – sie war in den vergangenen Tagen neben der Autobahn montiert worden – nicht viel zu schaffen. Ähnlich problemlos verlief die Installation der Fußgängerbrücke. Hamburgs Verkehrskoordinator Gerhard Fuchs zog am Sonntag zufrieden eine erste Bilanz: „Alles, was geplant war, wurde eingehalten.“ Wenn nur der Stau nicht wäre: „Die Staus waren länger als im Februar vor zweieinhalb Jahren.“ Damals war die A 7 gesperrt worden, um die Brücke der Güterumgehungsbahn auszutauschen. „Das lag offenbar auch an der Jahreszeit. Jetzt im Sommer sind mehr Urlauber und Ausflügler unterwegs.“

Fuchs sagte eine genaue Analyse dieses Wochenendes zu. „Wenn es negative Bewertungen gibt, müssen wir überlegen, wie wir das abstellen können.“ Die A 7 wird vom 3. Juli (22 Uhr) bis zum 6. Juli (5 Uhr) in Schnelsen wieder für ein Wochenende gesperrt.

Ein Zwischenfall ereignete sich am Rande der Baustelle: Ein 40 Jahre alter Porsche-Fahrer attackierte einen Baggerführer an der Frohmestraße und verletzte ihn. Die Polizei ermittelt.