Hamburg. Hamburg eröffnet ein drittes Kreuzfahrtterminal. Reedereien halten 6,60 Euro Pflichtabgabe pro Gast allerdings für zu hoch.

Ein Kreuzfahrtterminal ohne Kreuzfahrtschiff ist wie ein Wurstbrot ohne Wurst. Deshalb wunderten sich nicht wenige Besucher über den leeren Anleger, als sie zur Einweihung des dritten Hamburger Kreuzfahrtterminals am Dienstag im Hafen eintrafen. Zumal nur wenige 100 Meter entfernt ein Kreuzfahrtschiff von Aida am Terminal in der HafenCity lag.

Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) lüftete das Geheimnis: Man habe halt keinem Kreuzfahrtunternehmen bei diesem feierlichen Akt den Vorzug geben wollen. „Wir wollen ja Monopole abbauen und das Terminal diskriminierungsfrei allen Reedereien zur Verfügung stellen“, sagte Horch auf Nachfrage. Die haben nach dem Anleger in der HafenCity und dem in Altona nun eine dritte Pier und dazu eine riesengroße Halle zur Abfertigung der Passagiere.

Senator Horch schließt Bau eines vierten Terminals nicht aus

Das neue Terminal liegt im südlichen Hafengebiet am Kronprinzkai auf Steinwerder. An der Anlage können pro Schiffsanlauf mehr als 8000 Passagiere an und von Bord gehen – über getrennte Bereiche für die An- und Abreise. „Mit dem Terminal haben wir die Voraussetzungen für steigende Anlaufzahlen und Schiffsgrößen geschaffen“, sagte Horch im Rahmen der Eröffnungszeremonie. Diese entpuppte sich dann als große Show: Gesangseinlagen einer Musical-Crew wechselten sich mit Ansprachen ab. Dazu emotionale Bilder von Hamburg, die selbst einer Olympiabewerbung zur Ehre gereicht hätten. Und im Hinblick auf die Olympiabewerbung griff Horch dann auch eine Idee auf, die kürzlich der Aida-Chef Michael Ungerer aufgebracht hatte: Im Abendblatt-Interview hatte dieser gesagt, man sollte im Rahmen der Olympiapläne auch über den Bau eines vierten Kreuzfahrtterminals in Hamburg nachdenken. Noch sei nichts geplant, sagte Horch. „Aber im Zuge des Konzepts zur Nachnutzung des Olympiageländes besteht die Möglichkeit, ein weiteres Terminal zu berücksichtigen.“ Dieses müsse nicht notwendigerweise am Kleinen Grasbrook entstehen.

Das Kreuzfahrtterminal Steinwerder
Das Kreuzfahrtterminal Steinwerder © dpa

Von den 300 Gästen gab es Lob für den Neubau. Nach nur 198 Tagen Bauzeit ist das Terminal fertig geworden. Mit Kosten in Höhe von 64 Millionen Euro blieb es rund 20 Prozent unter den ursprünglich veranschlagten Ausgaben. Dadurch habe man auch die Passagiergebühr auf 6,60 Euro pro Kopf senken können, hieß es. Diese soll von den Reedereien entrichtet werden und dient – wie auch die Parkgebühren vor dem Terminal – zur Refinanzierung.

Das letzte Wort scheint in dieser Hinsicht aber immer noch nicht gesprochen: Die Kreuzfahrtunternehmen wollen nachverhandeln, zumal sich die Höhe der Gebühr nach der Anzahl der zu erwartenden Passagiere richtet. Werden diese geringer, steigt die Gebühr. „Hamburg ist ein teurer Hafen“, sagte der Vizepräsident der Reedereigruppe Carnival Corporation, Giora Israel, am Rande der Veranstaltung. „Wir werden darüber noch mit den Behörden sprechen müssen.“

Erstmals haben bei dem Bau des Kreuzfahrtterminals Hamburg Port Authority (HPA) und der Flughafen zusammengearbeitet. Symbolisch für die gemeinsame Arbeit schlugen der Geschäftsführer der HPA, Jens Meier, und Flughafenchef Michael Eggenschwiler auf der Bühne einen Achterknoten. Einen Schönheitspreis erwarten die beiden für die schlichte neue Halle nicht. Sie solle vor allem funktional sein, und das sei sie, lobte Carnival-Manager Israel. Die Testanläufe – mit und ohne Proviantbelieferung der Schiffe – hätten funktioniert, sagte Eggenschwiler. Einige Punkte könnten aber noch verbessert werden, fügte Hafenchef Meier hinzu. Kräftigen Applaus gab es für das Rahmenprogramm, bei dem Kreuzfahrt-Kapitäne aus aller Welt in Einspielfilmen ihre Glückwünsche entrichteten.

Auf dem Dach der Sicherheitskontrolle spielte ein Orchester

Ein schwarzer Flügel mit blinkenden LED-Lichtern, der von Gabelstaplern hoch angehoben durch die Halle geschoben wurde, setzte die ersten Akkorde zur Rockballade von John Miles „Music was my first love“, die auf „Hamburg was my first love“ umgedichtet worden war. Den anschließenden Klangteppich lieferte ein komplettes Orchester auf dem Dach der Sicherheitskontrolle des neuen Terminals. „Das Haus ist gerockt“, sagte danach Sacha Rougier. Als Geschäftsführerin des Cruise Gate Hamburg ist sie für den Betrieb aller drei Terminals in Hamburg zuständig.

2015 sollen rund 160 Schiffe die Hamburger Terminals anlaufen und insgesamt 525.000 Gäste bei An- und Abreise abgefertigt werden. Damit ist die Zahl der Schiffsanläufe zwar etwas geringer als im Vorjahr. Die Prognosen sprächen aber dafür, dass diese Indus­trie ihren dynamischen Wachstumspfad fortsetzen werde, sagte Horch. 2016 erwartet die Branche in Deutschland über zwei Millionen Passagiere.