Hamburg. Die Schwerpunkte liegen in der Innenstadt und auf St. Pauli. Dort stiegen die angezeigten Fälle in einem Jahr um mehr als 20 Prozent.

Die Polizei in Hamburg will mit einer groß angelegten Offensive massiv gegen Taschendiebe vorgehen. Ab 15. Juni wird eine Sondergruppe aus Zivilfahndern von Landes- und Bundespolizei im besonders stark betroffenen Gebiet zwischen St. Georg und St. Pauli eingesetzt. „Eine solche konzertierte Aktion hat es noch nicht gegeben“, sagt Morten Struve, Leiter des Innenstadtkommissariats, dem Abendblatt.

Die Zahl der Taschendiebstähle hat hamburgweit stark zugenommen – mehr als die Hälfte der Straftaten wird laut Polizei im erweiterten Innenstadtgebiet registriert. Die Zahl der im Rahmen der Offensive eingesetzten Fahnder liege im „guten zweistelligen Bereich“, heißt es. Aus einsatztaktischen Gründen will Struve die genaue Zahl der Ermittler nicht nennen. Die Aktion soll laut Polizei „mehrere Wochen“ dauern.

Die „Besondere Aufbauorganisation“ (BAO) wird von wechselnden Dienstgruppenleitern der Bundes- oder Landespolizei einheitlich geführt. Personal stehe nur zur Verfügung, weil die Beamten in den kommenden Wochen nicht durch Großereignisse wie Fußballspiele gebunden seien, so Struve. Bei innerstädtischen Großereignissen haben die Diebe im Juni und Juli Hochsaison. Anlass für die Aktion ist die seit Jahren steigende Zahl von Taschendiebstählen. Seit 1995 hat sich deren Zahl mehr als verdoppelt. 2014 verzeichnete die Polizei in Hamburg einen Anstieg um 4000 auf über 20.000 Fälle, ein Plus von 23 Prozent. Mit dem Problem steht Hamburg nicht alleine da: In Berlin gab es 2014 sogar 54 Prozent mehr Taschendiebstähle als im Jahr zuvor.

Die meisten Delikte, 12.000 Fälle, wurden auf St. Pauli, in St. Georg sowie rund um die Mönckebergstraße angezeigt. Die neue Task Force wird deshalb in diesem Areal eingesetzt. Die Polizei spricht von höchst unterschiedlichen Tätergruppen, „die es in den meisten Fällen auf wertige Handys und Geldbörsen absehen“, sagt Struve.

Durch die Aktion erhofft sich die Polizei neben Fahndungserfolgen neue Erkenntnisse. Aktuell löst sie nicht mal jeden 20. Fall. So sollen die Haupt-Tatgebiete besser eingegrenzt werden, und unter Taschendieben soll sich herumsprechen, dass Hamburg ein heißes Pflaster ist. Geplant sind zudem Warnhinweise auf den Webseiten von Hotels und Kreuzfahrtzentren. „Taschendiebstahl ist eine Straftat, gegen die man sich mit einfachen Mitteln hervorragend schützen kann“, sagt Kriminalhauptkommissarin Frauke Hannes.

Durch die Aktion erhofft sich die Polizei neben Fahndungserfolgen auch Erkenntnisse für die Zukunft. Aktuell löst die Polizei nicht mal jeden 20. Fall, bei der Bundespolizei liegt die Quote bei 10,7 Prozent. Nach Beendigung der Offensive will die Polizei die schwerpunktmäßigen Tatbereiche besser eingrenzen können. Zudem hofft die Polizei, dass sich unter Taschendieben herumspricht, dass Hamburg für sie ein heißes Pflaster ist und sich die „Zahl der Tatgelegenheiten“ rapide verschlechtert.

Die zweite Säule der Offensive ist eine stark ausgebaute Präventionsarbeit, die bis zum Jahresende läuft. Dabei sollen Plakate angebracht und eine große Zahl von Informationsflyern verteilt werden. Die Polizei plant zudem, Warnhinweise auf den Webseiten von Hotels und Kreuzfahrtzentren zu platzieren, um auch Touristen zu erreichen. „Taschendiebstahl ist ein Deliktfeld, gegen das man sich mit einfachen Mitteln hervorragend schützen kann“, sagte die Kriminaloberkommissarin Frauke Hannes.