Hamburg . JokaH Tululu hat Hamburger gebeten, für ihn eine fremdenfeindliche Nachricht zu übersetzen. Wie sie reagierten.

Wie würden Sie reagieren? An den Landungsbrücken spricht Sie ein dunkelhäutiger Mann an. Auf Englisch. In der Hand hat er einen Zettel mit einigen deutschen Sätzen, den er offensichtlich nicht lesen kann. Deshalb bittet er um Hilfe bei der Übersetzung. Klar, das ist ja wohl kein Problem – oder?

Doch auf dem Zettel stehen keinesfalls freundliche Worte, sondern: „Ey VERPISS dich aus unserem Land du verdammter NEGER!!!“ Der 25-Jährige Youtuber JokaH Tululu, der eigentlich Michael Winter heißt, wollte wissen, wie die Menschen in seiner Heimatstadt Hamburg auf die rassistischen Aussagen reagieren. Das Ergebnis ist auf einem Video auf Facebook und Youtube zu sehen und wurde inzwischen schon fast fünf Millionen Mal geklickt. „Ich wollte zeigen, dass Klischees und Vorurteile nicht immer zutreffen“, sagt JokaH Tululu, dessen Eltern aus Ghana stammen.

Vorbild für das Rassismus-Experiment ist ein Video des Litauischen Zentrums für Menschenrechte, dass seit einigen Monaten im Netz kursiert. Auch in dem Fall bittet ein dunkelhäutiger Mann um Hilfe bei einer Übersetzung. Die Szene spielt vor einem vermeintlichen Casting für einen Werbefilm. Seine Konkurrenten reagieren zumeist erschrocken auf das, was Sie übersetzen sollen. Unter anderem geht es um Sätze wie „Affe, geh’ zurück nach Afrika“. Einige lehnen es komplett ab, andere versuchen es mit Erklärungen. „Das ist sehr demütigend“, sagt einer. Eine junge Frau fragt fassungslos, von wem die Nachricht stamme. Das Video wurde inzwischen millionenfach geklickt und kommentiert.

Für JokaH Tululu ein Grund zu prüfen, wie das Experiment in Hamburg ausgehen würde. Er selbst, sagt der professionelle Mediengestalter, der an der Erich-Kästner-Stadtteilschule in Farmsen Abitur gemacht hat, sei nie rassistisch angemacht worden. „Sogar bei der Bundeswehr habe ich nichts Negatives erlebt.“

Auch in seinem Video reagieren die Menschen entsetzt, betreten und beschämt, als sie den Zettel lesen. „It’s nothing really nice“, sagt eine junge Frau. Ein Mann gibt ihm den Zettel zurück: „Das willst du gar nicht wissen.“ Andere wollen den Text nicht übersetzen, reden drumherum. „Das ist kein guter Freund.“ Eine Frau übersetzt schließlich stockend: „Er will, dass du zurückgehst zu deinen – Entschuldige – Affen.“

Für JokaH Tululu haben die Hamburger sein soziales Experiment bestanden. „Ich finde die Reaktionen sehr berührend. Das war pures Herz“, sagt er. Er betont, dass er für sein 3.27-Minuten-Stück nichts rausgeschnitten habe. Es sei der Beweis, dass die Deutschen nicht so fremdenfeindlich seien, wie es manchmal dargestellt werde. „Es gibt keine Nationen, die rassistisch sind, sondern nur Menschen.“