Altstadt. Modeschöpferin Bettina Schoenbach ist seit 40 Jahren Teil der internationalen Modewelt. Die Kanzler-Designerin über Familie und Beruf.

So zu arbeiten, wie Bettina Schoenbach es tut, ist nicht ohne Risiko: erstens qualitätsbewusst und zweitens zeitlos. Wobei sie das Zeitlose bereits seit Jahrzehnten durch die Modewelt trägt. Und die Qualität ihr die Kunden beschert.

Denn Schoenbach designt ihre Jacken, Kleider, Mäntel und Röcke, Schals und Taschen so, dass die Bundeskanzlerin ebenso wie Damen der Gesellschaft oder gesellige Damen ihre Kreationen lieben. Und immer wieder kommen – weil die Kleidungsstücke qualitativ hochwertig und zeitlos sind. „Das hält“, sagt Schoenbach, auf einen schlichten Blazer mit dicken Knöpfen und kleinem Kragen angesprochen. „Manche Kundinnen kommen mit zwanzig Jahre alten Jacken, die gut gepflegt immer noch toll aussehen“, sagt sie. Jacken, so möchte sie ihre berühmten Blazer lieber benannt wissen, das träfe es eher.

Vor allem, weil ihre Arbeit für die Ewigkeit mit diesem einen Oberbekleidungsstück verknüpft ist: Trägt doch Kanzlerin Angela Merkel, die nicht gerade als Fashion Victim bekannt ist, oft und gern die mittlerweile berühmten Drei-Knopf-Jacken.

„Kanzler-Designerin“ wird oft kopiert

Im renommierten London Design Museum wurde für die Ausstellung „Women Fashion Power“ ein echter Schoenbach ausgestellt, ausgewählt von Merkel persönlich, die eine von 27 einflussreichen Frauen weltweit war, deren Kleidungsstil behandelt wurde. Eine Auszeichnung, sicher. Aber auch Attribut. Schoenbach ist seitdem die „Kanzler-Designerin“. Für manche ist sie erst seitdem ein Begriff. Vielleicht auch, weil sich nur wenige Jacken ab 500 Euro leisten können.

Gleichwohl ist die Hamburgerin seit den 70er Jahren dabei, arbeitete bei Valentino, Armani und Ungaro. Ist es nun also Fluch und Segen zugleich, bekannte Frauen in Machtpositionen einzukleiden? „Nein“, sagt die zierliche, blonde Frau mit der dunklen Brille. „Natürlich ist Schoenbach viel mehr als nur diese eine Jacke, aber ich habe diese Jobs aufgrund meiner Expertise bekommen“, sagt sie. Dazu gehört auch, nicht über ihre Erfahrungen mit der Bundeskanzlerin zu sprechen.

Dass ihre Modelle oft kopiert werden, lässt sie nur kurz die Schultern heben: „Kupfern ist Bestätigung.“ Ihre Entwürfe erkenne sie immer, an den Proportionen, der Güte der verwendeten Stoffe. „Eben unverwechselbar.“

Schoenbach jettet zwischen der Familie in den USA und em Geschäft in der Neuen ABC-Straße

Bettina Schoenbach ist mit ihrer geraden, klaren Linie Teil der internationalen Modewelt. Seit 30 Jahren lebt sie in New York und momentan nahe der Alster, jettet mehrmals im Monat zwischen ihrer Familie und den drei Kindern in Amerika und ihrer Boutique in der Neuen ABC-Straße 1 hin und her. Viel Aufhebens macht sie darum nicht. Sie ist eher ein leiser Superstar, macht ihre Geschäfte, mittlerweile zu 50 Prozent in den USA, online. „Wir leben sehr international, das ist schon etwas anders als in anderen Familien“, sagt sie zögerlich. Sie ist eine von denen, die Pilates schon praktizierten, als der Durchschnitt noch annahm, das sei ein neuer Brotaufstrich. Herausposaunen würde sie das nie. Würde auch lieber ausschließlich über Schnittführung und Produktion in Deutschland sprechen als über ihre erwachsenen Kinder oder den Ehemann.

Doch zu den beiden Metropolen, die ihr Leben prägen, hat sie etwas zu sagen. „Die Menschen verschiedener Kulturen leben in New York viel selbstverständlicher miteinander. Die Stadt ist aber auch laut, stressig, stinkend. Auf der anderen Seite dann wieder hochelegant und sehr sportlich.“ In Hamburg spüre sie Geborgenheit, wohne gern in den Elbvororten. „Ich schätze hier sehr die Wertevermittlung und Tradition“, sagt sie.

Wollte man sticheln, könnte man sagen, dass alle Adjektive, die sie als Person und ihre Werke bezeichnen, auch auf die Stadt Hamburg und den (gehässig als langweilig verschrienen) Modegeschmack der Hanseatinnen zuträfen: klassisch bis konservativ, schlicht, elegant, zeitlos. Das Ganze in beige und dunkelblau.

An Bettina Schoenbach kann so etwas abperlen. Schließlich ist eben diese Kritik ihr Erfolg. Sie propagiert Frauenpower durch zurückhaltende Mode. Wo andere Designer mit Prints oder auffälligen Nieten, Fransen oder Textilien die Individualität der Trägerin zum Ausdruck bringen möchten, ist es bei Schoenbach die Rocklänge. Zwei Zentimeter mehr oder weniger Saum sind ein Statement. Die Käuferin kann entscheiden. „Was oft untergeht, ist, dass wir eine Maßkonfektion haben, woraus Teile den Wünschen der Kundin entsprechend angepasst werden können.“ Kaum verwunderlich, dass Merkel und Schoenbach modisch so gut miteinander harmonieren.