Hamburg. Hamburgs Kultursenatorin genießt in der Szene einen hervorragenden Ruf. Jetzt wird die Politikerin Präsidentin des Deutschen Bühnenvereins.

Sie gilt als charmant, zielstrebig und durchsetzungsstark: Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos). Die elegante Powerfrau mit der grauen Kurzhaarfrisur hat schon viele Hürden gemeistert, nicht zuletzt das Millionenprojekt Elbphilharmonie. Jetzt wird die erfahrene Kulturpolitikerin Präsidentin des Deutschen Bühnenvereins - als erste Frau in einer langen Reihe von zahlreichen Männern in der mehr als 150 Jahre langen Geschichte des Vereins.

Für die 65-Jährige ist Kulturpolitik Gesellschaftspolitik. Die daher nicht in der Vermeidung von Debatten bestehe, „sondern darin, sie anzustoßen, vielleicht sogar, sie zu erzeugen“, wie sie einmal sagte. Es gehe darum, den „Eigensinn, die Subversion, die produktiven Zweifel in den Künsten“ für die Gesellschaft zu nutzen. Die mehr als 470 Mitglieder im Bühnenverein, darunter Stadt- und Staatstheater einschließlich aller Opernhäuser, dürften mit ihr eine starke Fürsprecherin bekommen.

Kisseler genießt in der Kulturszene einen hervorragenden Ruf und ist ausgezeichnet vernetzt. In der Kulturverwaltung hat sie ihr gesamtes berufliches Leben zugebracht. Nach dem Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Köln leitete sie zunächst das Kulturamt in Hilden, dann in Düsseldorf. 1993 wurde Kisseler zur Abteilungsleiterin für Kultur im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur berufen. Zehn Jahre später wechselte sie als Staatssekretärin für Kultur nach Berlin. Als erste Frau stieg sie im Herbst 2006 an die Spitze der Berliner Senatskanzlei unter dem damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf.

Im März 2011 übernahm sie in Hamburg das schwere Erbe von Reinhard Stuth (CDU), der durch Kürzungen und Schließungen die Hamburger Kulturszene gegen sich aufgebracht hatte. Innerhalb kürzester Zeit schaffte es die welt- und wortgewandte Senatorin, Vertrauen zurückzugewinnen und sich Respekt zu verschaffen.

Sie holte Stardirigent Kent Nagano als Nachfolger von Simone Young an die Elbe, verlängerte den Vertrag von Ballettintendant John Neumeier (73) und sicherte zugleich sein Erbe für Hamburg. Für die Intendanten der beiden Staatstheater, Joachim Lux am Thalia Theater und Karin Beier am Deutschen Schauspielhaus, handelte sie gute Konditionen aus.

Ihr größter Coup war jedoch - gemeinsam mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) - die Einigung mit dem Baukonzern Hochtief beim Millionenprojekt Elbphilharmonie, das durch schwere Fehler des CDU-Senats völlig aus dem Ruder gelaufen war und vor Gericht zu enden drohte. Tatsächlich wurden seit dem Deal Ende Dezember 2012 alle Bauabschnitte eingehalten. Das spektakuläre Konzerthaus soll nun drei Monate früher als geplant im Januar 2017 eröffnet werden.