Hamburg. Bei Blohm + Voss wurde Donnerstagabend zum dritten Mal in Hamburg der Echo Jazz verliehen. Die Zukunft der Veranstaltung ist ungewiss.
Ob aller guten Dinge drei sind und bleiben sollen, oder ob da nicht doch mehr geht: Diese Frage blieb gestern Abend in der Maschinenbauhalle 2 von Blohm + Voss unbeantwortet. Bürgermeister Olaf Scholz hätte die Gelegenheit seines Grußworts bei der vereinbarungsgemäß letzten der drei in Hamburg ausgerichteten Echo-Jazz-Galas vielleicht gern genutzt, um eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Musikindustrie zu verkünden, die sich die Stadt seit 2013 pro Jahr 100.000 Euro kosten ließ.
Doch die Kulturbehörde befindet sich darüber noch, wie es heißt, in „sehr konstruktiven Gesprächen“ mit den Beteiligten (neben dem Bundesverband Musikindustrie auch der NDR), und die letzten dieser Gespräche sollen erst nach der diesjährigen Preisverleihung geführt werden. Am guten Willen fehlt es nicht: „In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass der Echo Jazz wunderbar nach Hamburg passt und eine Bereicherung für das vielfältige Jazzleben in der Stadt ist“, sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler. Die Kulturbehörde sei daher „gerne bereit, den Echo Jazz als Teil der vielfältigen Jazzszene in Hamburg auch weiter zu fördern“.
Scholz griff in seinem launigen Grußwort die Jazzkonzertreihe des NDR und das Birdland als Fackelträger der Szene in Hamburg heraus und beschwor im Übrigen den „Groove“ der Hamburger Hafenarbeiter, der in Ermangelung von Baumwollfeldern und afroamerikanisch beeinflusster Musikkultur den „eigenen Takt“ der Stadt geprägt habe.
Die beiden Jazzsänger Gregory Porter und Roger Cicero moderierten den Abend, wobei Porters Kommen sich für das Publikum doppelt lohnte, denn er sang auch zwei seiner Songs. Dass es sich bei Jazz made in Germany um eine zugleich krumme wie groovende Angelegenheit handeln kann, machte Klaus Doldinger mit seiner Band Passport und dem Stück „Seven To Four“ klar, das im 7/4-Takt in die Beine fährt. Live-Darbietungen kamen auch vom Saxofonisten Branford Marsalis, von der Sängerin Stacey Kent und zwei Duos: Michael Wollny, der gleich zwei Echos kassierte, spielte mit dem französischen Akkordeon-Virtuosen Vincent Peirani, und der Lokalmatador Nils Wülker (Trompete) lud den Gewinner der Kategorie „Holzbläser national“, Niels Klein, auf die Bühne.
Die Verleihung fand auf einer improvisierten Bühne in der alten Maschinenhalle von Blohm + Voss statt. Links und rechts stapelten sich je drei hübsch von der Patina langjährigen Gebrauchs gezeichnete Container, über dem Geschehen prangte ein Propeller, der mit seinen fünf goldfarben gestrichenen Schaufelblättern das Bild einer überdimensionierten Blüte aus einem Maschinenpark abgab. Als hätte man dem Glamourfaktor der Arbeitsjacken- und Stiefel-Anmutung der Location nicht getraut, war an der Bühne ein mit LED-Lämpchen beleuchtetes, schwarz glänzendes Showtreppchen aufgebaut worden, das eher an eine Kleinstadtdiskothek denken ließ.
Bürgermeister Scholz übrigens ließ es beim Grußwort nicht bewenden: Er hielt auch die Laudatio auf Christof Lauer und die NDR Bigband. Weitere Laudatoren waren Jan Hofer, Udo Jürgens’ Orchesterleiter Pepe Lienhard, Anna Maria Sturm und Helmut Zerlett.
Echo-Jazz-Gala im Hörfunk: Sa, 30.5., 22.05, NDR Info, im TV: 30.5., 23.15 NDR