Hamburg. Hamburg will seine Bürger zu mehr Bewegung anregen. Dafür wurden Schriftzüge verteilt, die zu mehr Sport im Alltag anregen sollen.
Treppensteigen statt Rolltreppe: Die Hansestadt Hamburg will ihre Bürger zu mehr Bewegung im Alltag anregen - an Ampeln, auf Bänken und in Fußgängerzonen. Auffallende Markierungen mit Schriftzügen sollen dort die Aufmerksamkeit auf einfache Übungen lenken, zum Beispiel an einer Ampel die Aufforderung: „Auf den Zehenspitzen stehen fördert die Durchblutung!“. An einer Rolltreppe wird auf die Effektivität des Treppensteigens hingewiesen. „Das gibt die Möglichkeit, sich sportlich zu engagieren, ohne einen Trainingsanzug anziehen zu müssen“, sagte Sportstaatsrat Christoph Holstein am Mittwoch in Hamburg. Das Projekt soll ein Jahr lang laufen.
Der zweite Mann hinter Sportsenator Michael Neumann (SPD) verwies darauf, dass die Initiative nicht Folge der geplanten Olympia-Bewerbung, sondern Folge längerer Vorarbeiten sei. „Es wäre schlimm, alles was im Sport passiert, unterzupflügen unter die Olympia-Bewerbung“, sagte Holstein. Dennoch räumte er ein: „Gleichzeitig schärft es das Sportprofil der Stadt“. Hamburg will sich um Olympische Spiele 2024 oder 2028 bewerben.
Die Begeisterung, die die Zuschauer bei Hamburgs Marathon oder Triathlon versprühten, sollte sich nach den Wünschen des Sportstaatsrats nun auch auf die neuen Übungsangebote übertragen. Sie wurden vom Hamburger Urban Sports Lab (USL) entwickelt, ein Team aus Sportwissenschaftlern, Psychologen und Designern.
„Es wäre toll, wenn sich die Angebote in Hamburg etablieren würden“, sagte der Sportmediziner Klaus-Michael Braumann von der Universität Hamburg. „Bewegung hat für viele Krankheiten eine präventive und therapeutische Bedeutung.“ Das Umdenken im Kopf - zum Beispiel vor der Rolltreppe - sei aber das Wichtigste. „Fahrstühle sind nichts für gesunde Menschen“, mahnte er. Vielmehr könne das Gefühl, Treppenstufen bewältigt zu haben, zu mehr Wohlbefinden führen. Oder die Empfehlung vor dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe: „Grinsen aktiviert 78 Gesichtsmuskeln!“
Noch steckt das Projekt im Anfangsstadium. Vorerst gibt es sechs Übungsstellen in der Innenstadt. Das USL soll die Mitmach-Bereitschaft an den Stationen beobachten und weitere Angebote für den öffentlichen Raum entwickeln - beispielsweise einfache Übungen an Geländern, vor Schaufenstern oder auf Sporttribünen. Hamburg sei der erste öffentliche Versuchsaufbau, berichtete der Designer und USL-Initiator Arne Schultchen. Hamburgs Sportstaatsrat hat wenig Zweifel, dass die Angebote mit ihrer niedrigen Hemmschwelle nicht flächendeckend auf die Stadt ausgeweitet werden. „Wenn etwas gut läuft, wollen alle das haben“, ergänzte er. Nur zum Budget dafür konnte er noch keine Angaben machen. (dpa)