Hamburg. 73-Jähriger sucht Ehrenamtliche und Pensionäre, um nach dem Erdbeben zu helfen. Es ist ein ehrgeiziges Projekt.
Gut zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal mit mehr als 8000 Toten und mehr als 17.000 Verletzten möchte der Niendorfer Purushottam Pande den Menschen in seinem Heimatland helfen. Der 73-Jährige plant, ein Dorf außerhalb der Hauptstadt Kathmandu zu adoptieren. Damit seine Vision wahr wird, sucht er jetzt ehrenamtliche Mitstreiter.
Es ist ein ehrgeiziges Projekt: Pande sieht in der Katastrophe die Chance, das zerstörte Dorf Jaisigaon im Distrikt Nuwakot 25 Kilometer außerhalb von Kathmandu völlig neu aufzubauen.
„Dort ist kein einziges Haus stehen geblieben. Einige sind zusammengefallen, andere sind unbewohnbar, weil sie zu stark beschädigt sind“, sagt er im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. Zuletzt war er mit seiner Frau Usha und seinen erwachsenen Kindern in den Frühjahrsferien in Nepal. Erst kurz vor dem Erdbeben sind sie wieder nach Hause geflogen. „Wir wollten eigentlich zwei Wochen länger bleiben. Zum Glück haben wir das nicht gemacht“, sagt er.
Pande hat in dem Dorf ein Stück Land und war früher dort immer im Winter. „Deswegen kenne ich das Dorf und die Bewohner dort“, erzählt er am Esstisch in seiner Niendorfer Wohnung. Der frühere Sprachlehrer und Reiseveranstalter lebt seit 1972 in Deutschland und seit zwei Jahren in Hamburg.
Seine Idee ist, das Dorf so aufzubauen, dass es als Modell für andere Dörfer in Nepal dienen könnte. Zunächst sollten die zerstörten Lehmhäuser so weit wie möglich wieder mit eigenen Materialien, vor allem aus Lehm und Stein, aufgebaut werden, am besten erdbebensicher: „Ich habe mit einigen Dorfbewohnern sprechen können: Das Baumaterial kann noch verwendet werden.“ Strom soll in Zukunft durch Wasser- und Windkraft erzeugt werden, Wege und Straßen müssen instandgesetzt werden. Statt die Wälder weiterhin zu roden, sollten sie wieder aufgeforstet werden. „Ich möchte das Dorf als Farm konzipieren, die Kinder aus der Großstadt besuchen können“, so der Nepalese. Das Vieh der Dorfbewohner soll nicht nur Nahrung liefern, sondern auch Energie (Methan) und Dünger. „Noch kochen die Leute dort mit Holz, doch es gibt auch modernere Methoden, von denen sie nur nichts wissen“, sagt er. Er plant ein modernes Modelldorf für ökologische Landwirtschaft, für erneuerbare Energien – gemeinsam mit den dortigen 160 Dorfbewohnern. Ein Kindergarten, eine Schule müssen gebaut werden, gegebenenfalls auch für Kinder aus Kathmandu, die dort die Natur erfahren sollen. Die Idee dazu ist ihm in einer schlaflosen Nacht nach dem Beben gekommen.
Tausende Opfer bei Jahrhunderterdbeben in Nepal
Wie er das Ganze realisieren möchte? Mithilfe von pensionierten Experten, die fit genug sind, sich dafür unentgeltlich einzusetzen. Gesucht werden Ingenieure, Agraringenieure, Mediziner – auch Studenten aus diesen Bereichen. „Statt die Gelder in die hohen Gehälter von Experten zu stecken, hoffe ich, dass es genügend Rentner und ehrenamtliche Helfer geben wird, die mich bei meiner Idee unterstützen.“ Der Wieder- und Neuaufbau von Jaisigaon soll im November nach der Regenzeit beginnen. „Anhand dieses Dorfes soll man sehen, dass mit wenig Aufwand Großes geleistet werden kann“, sagt Pande. Die nächsten Schritte: Finden sich Mitstreiter, soll zunächst ein Verein gegründet werden. Er rechnet mit 500.000 Euro Kapital, die für das Projekt notwendig sind. Purushottam Pande: „Die Regierung in Nepal hat kein Geld übrig, um so etwas aufzubauen.“ Wichtig ist ihm: Er möchte den Bauern dort Hilfe zur Selbsthilfe geben.
Wer bei dieser Idee dabei sein und mithelfen möchte, kann sich direkt an Purushottam Pande wenden, unter der Telefonnumer 57 00 29 45 oder 0171- 9077250 oder per Mail an: nepal.tours@t-online.de.