Klein Flottbek. Die als schwerste der Welt bekannte Springreitprüfung und ein Polo Jugend Camp begeisterten Prominente und Eltern.

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde – oder zumindest auf einer Terrasse mit Blick auf Pferde und einer Tasse Kaffee in der Hand. Vom Außenbereich des VIP-Zeltes aus waren am Wochenende wieder viele Ferngläser auf den Derby-Park in Klein Flottbek gerichtet. Während auf der Tribüne und auf der Rasenfläche die Regenjacken über die Köpfe gezogen wurden, saßen die Besucher des Zeltes, meist Gäste der Sponsoren, unter großen Sonnenschirmen im Trockenen.

Die als schwerste der Welt bekannte Springreitprüfung, die am frühen Nachmittag in der 86. Auflage in Klein Flottbek startete, lockte auch wieder Prominenz an. Nicht alle bekannten Besucher des Derbys suchten jedoch das Glück bei den Pferden. Der Schauspieler Gustav Peter Wöhler war in seiner Funktion als Unterstützer der Hamburgischen Regenbogenstiftung, die sich für HIV-Infizierte einsetzt, im Derby-Park. Pferdeliebhaber sei er eher nicht, gab Wöhler zu. Statt der Tiere sah er sich lieber die Bilder von Rosita Engelmohr an, die ihre Kunstwerke im Erdgeschoss des Zeltes anfertigte. Für andere Besucher ging es tatsächlich mehr darum, keine Sekunde der Prüfungen zu verpassen. Neben dem früheren „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust, der mit seiner Frau Katrin auf der Terrasse Platz genommen hatte, waren auch Besucher anzutreffen, für die das Derby in Klein Flottbek nach eigener Aussage „Pflichttermin“ ist. Schauspieler Till Demtroeder war „von Kindesbeinen an dabei“. Im vergangenen Jahr zeigte sich der Jagdreiter sogar mit einer Meute Hunde im Parcours: „Da haben wir eine Schleppjagd-Einlage gezeigt“, sagte Demtroeder.

Weil der Kaffee wohl doch entscheidend ist für einen gelungenen Tag, kontrollierte Sponsor Albert Darboven um die Mittagszeit persönlich, ob alles zur Zufriedenheit lief. Der Hamburger Kaffeeunternehmer hatte sich für das Himmelfahrtwochenende gleich bei zwei Pferdesportveranstaltungen verpflichtet. Am Donnerstag besuchte Albert Darboven die Eröffnung des 9. Polo Jugend Camps der Win PoloSchule von Thomas Winter. Nur wenige Hundert Meter vom Derby-Park entfernt traten auf dem Gelände des Hamburger Polo Clubs Kinder und Jugendliche im Polo gegeneinander an, weit weniger präsent zwar als die Turnierreiter im Derby-Park – jedoch nicht weniger exklusiv.

Etwa ein Drittel der 36 insgesamt Teilnehmer aus Deutschland und der Schweiz hatte nach Auskunft von Veranstalter Thomas Winter seine eigenen Pferde mitgebracht. „Ein durchschnittlich gutes Polopferd, das in Deutschland zu haben ist, kostet etwa 10.000 bis 15.000 Euro“, sagt Winter, der auf 30 Jahre Turniererfahrung zurückblickt. In seinem Osdorfer Club gibt es derzeit rund 40 aktive Spieler und 120 Polopferde. Die Teilnehmer des Jugendcamps sind acht bis 21 Jahre alt. Dass die Mehrzahl männlich ist, ist ungewöhnlich. „Jungs haben oft keine Lust auf Reiten, weil sie dann von den Mädchen gehänselt werden. Die meisten kommen eher über Hockey oder andere Ballsportarten zum Polo“, sagt Winter, der pro Kind für einmal Training und einmal Reitunterricht pro Woche 280 Euro monatlich berechnet.

Wer ein exklusives Hobby pflegt, kann sich der Reaktion seines Umfeldes manchmal nicht sicher sein. Als Felipe vor eineinhalb Jahren anfing, Polo zu spielen, riet Stefanie Odia ihrem Sohn zunächst, in der Schule lieber erst einmal nur zu erzählen, er spiele Hockey und reite. Inzwischen wissen die Freunde des Elfjährigen, dass er viermal pro Woche Polo trainiert und fast jeden Tag im Stall ist, um nach den drei Polopferden zu sehen, die sich seine Familie inzwischen angeschafft hat. „Für Kinder ist das ein ganz faszinierender Sport“, sagt Stefanie Odia die – neben anderen Eltern, die eifrig mit dem iPhone die Kinder hoch zu Ross fotografieren – auf der Restaurant-Terrasse stehend das Spiel verfolgte.

Felipe trat mit Olympica an, dem Pferd, das seine Eltern für ihn gekauft haben und auf das er augenscheinlich stolz ist. Weil ein Pferd nicht mehr als eine Chakka – ein Spielabschnitt von normalerweise siebeneinhalb Minuten – schafft, muss ein Spieler mehrere Tiere mitbringen. Wer keine hat oder Schulpferde reiten möchte, zahlt für das viertägige Turnier 800 Euro, inklusive zwei Leihpferden.

Am Sonntagmittag ging es dann auf beiden Reitplätzen in die heiße Phase der diesjährigen Veranstaltung. Während am Polo Club die Kinder das Endspiel bestritten, traten am Derby-Park Springreiter wie Rasmus Lüneburg und André Thieme an. Auf den Terrassen herrschte Einigkeit: Die Kaffeetasse blieb ein wichtiges Accessoire.