Hamburg. Viele Hauseingänge auf St. Pauli sind verziert mit kunstvollen Graffitis. Die Bilder sind das kreative Gesicht des Stadtteils.

Türen sind oft ein Spiegel für das Leben der Hausbewohner. Auf St. Pauli finden sich an Eingängen besondere Kunstwerke, die dem Stadtteil ein Gesicht geben. Einige von ihnen stammen von dem Graffiti-Künstler Ray de la Cruz. Seine Bilder sind an vielen Ecken auf dem Kiez zu sehen, zum Beispiel am Park Fiction, am Lampedusa-Küchenwagen vor der St. Pauli Kirche oder an der Antonistraße. Erst kürzlich hat Ray seine Serie „Urban Romance“ abgeschlossen, eine Reihe von Kuss-Bildern, etwa an der Paul-Roosen-Straße/Ecke Talstraße. „Da ging es um Liebe, nach dem Motto: Lovely – verliebt in Hamburg“, sagt er.

Ray de la Cruz – Mama stammt aus El Salvador, Papa aus Österreich – ist auf dem Kiez aufgewachsen und verschönert Häuserwände und Garagen schon seit 20 Jahren. Die wechselnden Großformate an seinem Wohnhaus in der Talstraße gehören längst zu den Sehenswürdigkeiten von St. Pauli Nord, aber am wichtigsten ist die Art ihrer Entstehung: Viele Bilder hat Ray zusammen mit Kids aus der Nachbarschaft gestaltet. Für seine Kunstwerke holt er sich die Erlaubnis der Hausverwaltung.

Mehr Bilder von den Graffitis gibt es hier!

Aber auch andere Künstler machen die Türeingänge und Häuserwände auf St. Pauli zu Leinwänden der Straßenkunst. Meer und Seefahrt spiegeln sich auf den Türen an der Simon-von-Utrecht-Straße. Zu sehen sind ein Kapitän mit markigem Blick und eine Möwe vor einer Hafenkulisse.

Der Wandel der Schifffahrt lässt sich an der Hein-Hoyer-Straße betrachten. Die Fassade eines Erdgeschosses zeigt rechts einen historischen Segler und links ein modernes Containerschiff. Eine Waldszene ziert ein Garagentor an der Wohlwillstraße. Der Paulinenplatz ist bei Sprayern beliebt.

Graffitis, Tags und andere Formen der Street Art machen viele Hauseingänge auf dem Kiez einzigartig. Manche werden zu einem Kunstwerk, andere einfach nur farbenfroh. Manch ein Bewohner freut sich über die Bemalung, andere schimpfen über die Verunstaltung.

Diese Kultur hat viele Vorbilder. Türen in der Nähe von Küsten erzählen durch architektonische Besonderheiten oft von der Seefahrervergangenheit der Menschen, andernorts sind sie Bildnis bäuerlicher Tradition. Im Alten Land nahe Hamburg gibt es in vielen traditionellen Bauernhäusern sogenannte Brauttüren, die nur von innen geöffnet werden konnten. Sie sind bunt bemalt und verziert und wurden meist nur zwei mal im Leben benutzt: Bei der Hochzeit und nach dem Tod. In der irischen Hauptstadt Dublin gibt es viele bunte Türen, um deren Geschichte sich viele Legenden ranken.

Auf dem Hamburger Kiez erzählen viele der Bilder und Zeichen vom Leben auf St. Pauli – und sind das kreative Gesicht des Stadtteils.