Hamburg . Die Designerin Tanja Stoltenberg fertigt edle Bekleidung. Nicht nur Gäste im Hotel Atlantic können sie erwerben.
Tanja Stoltenberg ist ein Allroundtalent. Sie hat ihren Meistertitel als Friseurin gemacht, ist Stylistin und seit zwei Jahren auch Designerin. Eigentlich wollte sie nur eine Alternative zu den üblichen dicken und schweren Bademänteln entwerfen. Doch daraus entstand eine eigene Kollektion, die sie nun in ihrem Geschäft am Mittelweg und auch im Hamburger Luxushotel Atlantic verkauft. Ihre Edel-Mäntel wiegen 1,3 Kilo, normale Frotteeprodukte hingegen bringen es schnell auf zwei bis drei Kilo. Der Clou: Den Designermantel kann man notfalls sogar als Kleid tragen.
Das Geschäft im Atlantic ist bereits gut angelaufen. Rund 100 der außergewöhnlichen Mäntel konnte sie bisher an Gäste veräußern. „Einige Bademäntel von mir sind sogar an Hotelgäste aus den Niederlanden, Marokko und der Ukraine gegangen“, berichtet sie stolz. 279 Euro kostet ein Mantel in allen gängigen Größen, der in einer kleinen Tasche aus Frottee, die sie als Comfort Bag bezeichnet, verkauft wird.
Nicht nur in der Hansestadt gibt es interessierte Hotels. So verhandelt sie derzeit unter anderem mit einer Luxusherberge auf Sylt. Der elegante Bademantel unterscheidet sich unter anderem durch einen besonderen Stoff, der nicht knittert. Für Herren hat Stoltenberg zum Beispiel einen Mantel aus Baumwolle und Bambus entworfen.
Die Mäntel sind meist weiß und mit einer von insgesamt sieben verschiedenen Bordüren in unterschiedlichen Farben verziert. Die normalen Mäntel sind mit einfachen Knöpfen versehen. Neben den üblichen Stücken fertigt Stoltenberg auch Unikate, die sich von den anderen Modellen unter anderem in der Farbe der Bordüren und der Art der Knöpfe unterscheiden. „Ich hatte zum Beispiel einen Bademantel mit einem Knopf von Jil Sander. Der ging schnell weg“, sagt sie. Zur Zeit prüft Stoltenberg, ob Diamenten oder andere Schmuckstücke ihre Kreationen noch interessanter und wertvoller machen können.
Gefertigt wird ihre Mode ausschließlich in Deutschland. In Hamburg arbeitet eine Schneiderei für sie – und auch in Niedersachsen werden Aufträge abgearbeitet. „Ich musste Lehrgeld bezahlen. Zuvor habe ich nämlich in der Türkei fertigen lassen. Doch das ging schief.“ Die gewünschte Qualität fehlte. „Ich habe so viele Ideen“, sagt die Frau, die auch einen Ausgeh-Mantel mit Stoffen von Armani im Angebot hat. Doch Tanja Stoltenberg konzentriert sich nicht nur auf Bademäntel, sie ist vielseitig aktiv.
„Ich habe schon vieles in meinem Leben gemacht, Stylistin für diverse Werbeagenturen, für das Fernsehen habe ich Prominente wie Berlins Ex-Bürgermeister Klaus Wowereit schick gekleidet und Frauen unterrichtet, wie man zumindest für einen Tag oder Abend zum Vamp wird“, erzählt sie. „Deswegen wurde ich auch schon mal vom Norddeutschen Rundfunk in einem kleinem Film porträtiert, als es darum ging, wie Frauen zum Vamp werden“, so Stoltenberg, die allein im vergangenen Jahr nahezu 30 Seminare mit jeweils fünf bis sechs Frauen zum Thema Vamp organisiert hat.
Die gelernte Friseurin wird auch oft engagiert, wenn sich Hotelgäste vom East, dem Grand Elysée oder dem Atlantic frisieren lassen wollen. „Viele Kollegen fangen sofort mit der Beratung der Kunden an. Ich lasse die Frauen als Erstes über ihre Wünsche für die neue Frisur reden und erarbeite gemeinsam mit den Kundinnen, was machbar ist“, sagt sie.
Frisieren, Stylen und Designen von exklusiven Bademänteln – doch damit nicht genug. Stoltenberg macht ihr Geschäft am Mittelweg sogar zu einer Art Modeberatung. „Ich betreue Menschen beim Einkaufen von Kleidung. Zuvor schaue ich mir manchmal deren Kleiderschrank an, um zu erfahren, was ihnen fehlt. Oft entdecken die Kundinnen mit mir schöne Stücke im eigenen Schrank, die sie vergessen und über Jahre nicht getragen haben.“ Stoltenberg bietet somit ein Komplettprogramm an. Vom exklusiven Styling der Haare und des Gesichts bis hin zur passenden Mode. Offenbar kann sie davon recht gut leben.
Denn als sie vor zwei Jahren von Rendsburg zurück nach Hamburg kam, benötigte sie keinen Kredit, um ihr Geschäft zu eröffnen. Die Friseurmeisterin war der Liebe wegen in die Stadt in Schleswig-Holstein gezogen, wo sie damals eine alte Villa zum Wohlfühl-Salon umgestaltete. Doch das ist für die Power-Frau längst Vergangenheit. Nach ihrem Neustart in Hamburg ist Stoltenberg, die am Bodensee aufgewachsen ist, offensichtlich noch kreativer geworden. Weitere Geschäftsideen sind nicht ausgeschlossen.