Hamburg . 200 Hamburger Mitarbeiter protestieren für eine Verlängerung des Kündigungsschutzes und für mehr Lohn. Auch in der Region wird gestreikt.

Tausende Kunden der Postbank stehen an diesem Donnerstag bei den meisten Filialen in Hamburg vor geschlossenen Türen. Die Gewerkschaft Ver.di hat die rund 200 Beschäftigten zu einem dreitägigen Streik aufgerufen. "29 von 36 Filialen in Hamburg bleiben bis Sonnabend geschlossen", sagte Alexandra Just von Ver.di in Hamburg dem Abendblatt. Auch in Schleswig-Holstein, Niedersachsen legten zahlreiche Mitarbeiter die Arbeit nieder. Die üblichen Post- und Paketdienstleistungen gibt es in den nächsten Tagen nur in den 157 Hamburger Postagenturen und Partnerfilialen der Deutschen Post.

Mit Trillerpfeifen und Transparenten demonstrierten am Donnerstagvormittag etwa 200 Mitarbeiter für die Verlängerung des Kündigungsschutzes und fünf Prozent mehr Lohn. Vor der Hamburger Zentrale der Deutschen Bank am Adolphsplatz 1 gab es schließlich eine Kundgebung. "Der Kündigungsschutz ist für uns ein kostbares Gut. Wir fordern gerade angesichts der Strukturveränderungen bei der Deutschen Bank die Verlängerung bis 2020", sagte die Fachbereichsleiterin Ira Gloe-Semler. "Dass uns dies in den Tarifverhandlungen verwehrt wird, ist eine Riesensauerei." Die Deutsche Postbank ist eine Tochter der Deutschen Bank. Das Thema ist für die Beschäftigten deshalb besonders aktuell, da am morgigen Freitag der Aufsichtsrat der Deutschen Bank voraussichtlich über die Zukunft der Postbank entscheiden wird. Dabei ist auch ein Verkauf nicht ausgeschlossen.

Die Hamburger Mitarbeiter zeigten sich kampfbereit. "Hier geht es schließlich um unsere Zukunft", sagte eine Streikende, die bereits seit 32 Jahren bei der Postbank arbeitet. "Zum ersten Mal habe ich Angst um meinen Arbeitsplatz." Der Arbeitskampf ist zugleich der erste Erzwingungsstreik in der Hamburger Finanzbranche überhaupt. "Es ist eine Premiere in unserem Fachbereich", sagte Gloe-Semler. Die Mitarbeiter hatten sich bundesweit in einer Uranstimmung für unbefristete Streiks ausgesprochen. Bundesweit soll es bis in die nächste Woche in mehreren Städten weitere Arbeitsniederlegungen geben. Hamburg ist in der kommenden Woche nicht betroffen. "Doch für Mai schließen wir weitere Streiks in Hamburg nicht aus", so die Fachbereichsleiterin.

Insgesamt betreibt die Postbank bundesweit rund 1100 Finanzcenter und bietet ihre Bankdienste auch in zusätzlichen 4500 Post-Agenturen an. "Online- und Telefonbanking sind von den Arbeitskampfmaßnahmen derzeit nicht betroffen. Wir bedauernd dies und bemühen uns, die Auswirkungen auf die Kunden so gering wie möglich zu halten", sagte Ralf Palm, Sprecher der Postbank. Das gleiche gelte für die meisten Selbstbedienungsgeräte wie Geldautomaten. Auch bei der Wertpapierabwicklung und bei Ordergeschäften würden aktuell keine Auswirkungen erwartet. Die Postbank empfiehlt ihren Kunden dennoch, zeitkritische Zahlungen möglichst per Online- oder Telefon-Banking in Auftrag zu geben.

Auch die üblichen Postdienstleistungen wird es in den Postbankfilialen in den nächsten Tagen in den betroffenen Filialen nicht geben. Hier müssen die Kunden auf die Postagenturen der Deutschen Post ausweichen. Dieses sind unter www.postfinder.de zu finden. Die Postbank hat zudem eine gesonderte Service-Hotline unter der Nummer 0228 / 55 00 55 87 eingerichtet, die den Kunden dabei helfen soll, Anlaufpunkte für die Erledigung ihrer Finanz- oder Postgeschäfte zu finden.