Frankfurt. Beschäftigte streiten für Kündigungsschutz. Nach den Aktionen in Ostdeutschland soll es auch im Westen Proteste geben

Im festgefahrenen Tarifkonflikt bei der Deutsche-Bank-Tochter Postbank haben die angekündigten flächendeckenden Streiks begonnen. Etliche Postbank-Filialen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen blieben für zunächst drei Tage geschlossen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Ver.di am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Rund 600 Beschäftigte seien zu Protestkundgebungen auf den Straßen. Im Laufe der Woche sollen auch Berlin und der Westen der Republik folgen. „Wir machen das in einer Art Wellenbewegung. Die Kollegen sind verunsichert, weil es kein klares Bekenntnis zum Kündigungsschutz gibt", betonte der Sprecher. Die Postbank wollte sich zu den groß angelegten Aktionen zunächst nicht äußern.

Ver.di hatte am Sonntagabend mitgeteilt, dass 94,8 Prozent ihrer Mitglieder in einer Urabstimmung für einen unbefristeten Ausstand votiert haben. Warnstreiks hat es in den vergangenen Wochen bereits gegeben, nachdem mehrere Verhandlungsrunden für die 9.500 Beschäftigten des Filialvertriebs sowie die 2.700 Mitarbeiter von Postbank AG, Firmenkunden AG und der BHW-Gruppe ohne Annäherung geblieben waren.

Gestritten wird weniger um die Gehaltsforderungen, sondern vielmehr um eine allgemeine Job-Garantie. Ein Großteil der Postbank-Mitarbeiter sind allerdings ohnehin Beamte und damit unkündbar. Die Postbank hat wiederholt erklärt, ein genereller Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen sei angesichts des anhaltenden Drucks auf die Margen sowie des Strukturwandels in der Branche nicht umsetzbar. Vor dem Hintergrund der aktuellen Strategiedebatte bei der Deutschen Bank hat das Thema für die Postbank-Beschäftigten aber besondere Brisanz, argumentiert Ver.di.

Das Bonner Institut gehört seit 2010 mehrheitlich zur Deutschen Bank, die damit in der Finanzkrise ihr Privatkundengeschäft stärkte. Inzwischen tüftelt Deutschlands größtes Geldhaus jedoch an einer neuen Strategie, die Finanzkreisen zufolge wegen der strengeren Regulierung mit einer deutlichen Schrumpfkur verbunden sein wird. Als wahrscheinlichstes Szenario gilt Insidern zufolge eine Trennung von der Postbank. Die Bundesregierung hält sich nach eigener Darstellung aus dem Ringen um die Zukunft der Postbank heraus. „Die Deutsche Bank hat das Bundesfinanzministerium unterrichtet, dass es verschiedene Überlegungen für die Postbank gibt“, sagte eine Sprecherin von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Montag in Berlin.

Die Postbank könnte womöglich über eine Aktienplatzierung an die Börse zurückkehren. Ein Verkauf an eine andere Bank oder sogar einen Finanzinvestor stehe ebenfalls zur Debatte, sagten Insider. Bisher können nur sechs Prozent ihrer Aktien gehandelt werden, der Rest liegt bei der Deutschen Bank. Rechnerisch ergibt sich aus dem Kurs von 35,75 Euro ein Unternehmenswert für die frühere Post-Tochter von 7,8 Milliarden Euro. Doch dieser fußt vor allem auf der Hoffnung von Spekulanten, dass die Deutsche Bank ein Übernahme-Angebot für den Streubesitz vorlegen würde. Bei einem Verkauf oder einem Börsengang dürfte der erzielbare Preis unter den sechs Milliarden Euro liegen, mit denen die Postbank in den Büchern der Deutschen Bank steht.