Hamburg. Nachfolger für 66-jährigen Günter Elste gesucht. Als einer der Kandidaten gilt S-Bahn-Geschäftsführer Kay Uwe Arnecke.
Die Liste der Kandidaten ist streng geheim, denn bei der Nachfolge für Günter Elste geht es nicht um irgendeinen Posten, sondern um den des Vorstandsvorsitzenden der Hamburger Hochbahn AG. Sie betreibt die U-Bahn und einen Großteil des Hamburger Linienbusnetzes.
Das stadteigene Unternehmen hat einschließlich der Töchter rund 7000 Mitarbeiter. Der 66 Jahre alte Elste leitet die Geschicke des Konzerns seit zwei Jahrzehnten. Ende des Jahres hört Elste auf – und die Findungskomission der Stadt wird nach Abendblatt-Informationen voraussichtlich im Mai dem Hochbahn-Aufsichtsrat einen Nachfolger vorschlagen.
Nach Abendblatt-Informationen gibt es fünf bis sechs Kandidaten. Gut unterrichtete Quellen wissen zu berichten, dass unter ihnen auch Kay Uwe Arnecke, Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg, ist.
Das Abendblatt bat den Volkswirt um eine Stellungnahme, aber Arnecke wollte sich dazu nicht äußern. Verständlich, denn schließlich hat Arnecke noch einen laufenden Vertrag mit der S-Bahn Hamburg, einer Tochter der Deutschen Bahn.
Nach Abendblatt-Informationen soll Arnecke aber bereits vor der Findungskomission in der federführenden Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation vorgesprochen haben. Damit gehört er wohl zum engeren Kreis der Kandidaten.
Arnecke ist seit 2008 Chef der S-Bahn Hamburg und arbeitet seit langem für den DB-Konzern. So war er unter anderem Personalvorstand im Bereich Personenverkehr.
Auf der Suche nach einem neuen Hochbahnchef hatte die Stadt sogenannte Headhunter beauftragt, die nach potenziellen Nachfolgern auf dem deutschen Markt Ausschau hielten. Dabei kommen unter anderen die Chefs anderer Verkehrsunternehmen in deutschen Großstädten, aber auch deren Stellvertreter in Frage. Oder hochrangige Mitarbeiter und Vorstände, die zum Beispiel für Bus- oder Fahrzeughersteller arbeiten.
Nachdem eine Vorauswahl getroffen wurde, hat die Findungskomission unter der Leitung von Verkehrs-Staatsrat Andreas Rieckhof (SPD) nun ihre Favoriten eingeladen. Rieckhof ist auch Mitglied des Hochbahn-Aufsichtsrats, der das letzte Wort bei der Personalentscheidung hat und dessen Vorsitzender Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) ist.
Der Job dürfte begehrt sein, denn die Verantwortung ist groß: Allein im vergangenen Jahr beförderte das Verkehrsunternehmen in seinen Bussen und Bahnen mehr als 430 Millionen Fahrgäste – Tendenz weiter steigend.
Der neue Vorstandsvorsitzende wird außerdem Großbauvorhaben wie den Neubau der Linie U 5 verantworten. Auch die Politik stellt konkrete Anforderungen an die Neubesetzung des Postens: „Einen Nachfolger für Günter Elste zu finden ist eine Herausforderung, denn der neue Vorstandsvorsitzende tritt in große Fußstapfen. Auf diesem Posten brauchen wir jemanden, der sich exzellent in der Verkehrsbranche auskennt und in der Lage ist, solche zukunftsweisenden Projekte wie die neue Linie U 5 umzusetzen“, sagt SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen.
Für Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, steht fest: „Günter Elste hat wie kaum ein anderer die Geschicke der Hochbahn geprägt und hinterlässt ein gut aufgestelltes Unternehmen.“ Der neue Vorstandsvorsitzende stehe vor der großen Aufgabe, den Hamburger Nahverkehr fit für die Zukunft zu machen. Das Angebot müsse den steigenden Fahrgastzahlen gerecht werden und die heutige hohe Qualität halten , sagt Bill.
Unterdessen forderte der FDP-Verkehrsexperte Wieland Schinnenburg: „Es braucht an der Spitze des Unternehmens einen Manager mit nationalen und internationalen Erfahrungen, der über den Tellerrand der ideologisch geprägten Verkehrspolitik von Rot-Grün gucken kann.“ Die FDP-Fraktion erwarte eine möglichst politikunabhängige Besetzung.