Hamburg. Christoph Holstein geht in die Innenbehörde. Der passionierte Kite-Surfer ist einer von fünf neu ernannten Staatsräten. Wer noch berufen wurde.

Die vorläufig letzten Personalentscheidungen im engeren Führungszirkel des rot-grünen Bündnisses sind gefallen. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat 15 Staatsräte berufen, die als Nummer zwei in den Behörden an der Seite der Senatoren stehen. Auch hier setzt Scholz in erster Linie auf Kontinuität: Zehn Senatssyndici, wie die Staatsräte auch genannt werden, waren schon während der SPD-Alleinregierung im Amt.

Der Bürgermeister befördert zwei seiner Vertrauten zu Staatsräten: Der bisherige Senatssprecher Christoph Holstein ist neuer Staatsrat für Sport und soll sich besonders um die Hamburger Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 kümmern. Der 51 Jahre alte Sozialdemokrat und passionierte Kite-Surfer ist auch ein enger Vertrauter von Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD). Holstein war Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion zu Oppositionszeiten, als Neumann deren Vorsitzender war.

Auch die Innenbehörde kennt Holstein gut, weil er bis 2001 Sprecher des damaligen Innensenators Hartmuth Wrocklage (SPD) und dessen kurzzeitigen Nachfolgers Olaf Scholz war. Neuer Senatssprecher wird der bisherige Stellvertreter Jörg Schmoll. Wen die Grünen als neuen Stellvertreter in die Senatspressestelle schicken, ist noch nicht entschieden.

Der zweite Vertraute, den Scholz als Staatsrat berufen hat, ist der bisherige Chef des Planungsstabs der Senatskanzlei, Rolf Bösinger. Der 49 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler ist neuer Wirtschaftsstaatsrat. Scholz kennt Bösinger aus seiner Berliner Zeit. Der Staatsrat war seit 2002 zunächst Leiter der Politikabteilung in der SPD-Parteizentrale, als Scholz SPD-Generalsekretär war. Dann wechselte Bösinger in das Bundesarbeitsministerium und wurde 2007 Leiter der Grundsatzabteilung, als Scholz Arbeitsminister geworden war. Vor drei Jahren hatte der Bürgermeister den Parteifreund nach Hamburg geholt und zum Chef des Planungsstabs gemacht. Bösinger war auch Protokollführer auf Seiten der SPD während der rot-grünen Koalitionsverhandlungen.

Scholz hat mehrere Mitarbeiter aus seiner Berliner Zeit auf zentralen Positionen der Hamburger Administration platziert. Dazu zählt Staatsrat Wolfgang Schmidt, seit 2011 der Bevollmächtigte Hamburgs beim Bund und der Europäischen Union. Der Sozialdemokrat leitete einst Scholz’ Ministerbüro. Seit 2011 leitet Carsten Brosda das Amt für Medien in der Senatskanzlei. Der 40 Jahre alte promovierte Medienexperte war früher stellvertretender Leiter des Leitungs- und Planungsstabs im Bundesarbeitsministerium.

Neu im Kollegium der Staatsräte ist Matthias Kock, der für den Bereich Stadtentwicklung und Wohnen zuständig ist. Der 58 Jahre alte, parteilose Kock ist seit 1993 in der Stadtentwicklungsbehörde tätig und war zuletzt Abteilungsleiter im Amt für Wohnen. Der Jurist, der als einer der Architekten des Bündnisses für das Wohnen gilt, rückt als Wohnungsbauexperte an die Seite der neuen und in diesem Bereich unerfahrenen Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD).

Wie berichtet, ist die bisherige Kieler Ministerialbeamtin Katja Günther neue Justiz-Staatsrätin. Die Grünen-Politikerin und Juristin, die in der Kieler Ratsversammlung Fraktionsvorsitzende war, verantwortete zuletzt in der Kieler Staatskanzlei das Zentrale Personalmanagement. Als Staatsrätin in die Wissenschaftsbehörde wechselt die bisherige Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Eva Gümbel.

Auf den dritten Grünen im Staatsräte-Kollegium muss Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) noch ein paar Wochen warten. Michael Pollmann, der bereits von 1997 bis 2001 Umwelt-Staatsrat war, berät derzeit das peruanische Umweltministerium und muss erst seinen Umzug von Lima nach Hamburg organisieren. Bis zu Pollmanns Rückkehr bleibt Umwelt-Staatsrat Holger Lange im Amt.

Staatsrat Horst-Michael Pelikahn, bislang auch für Wissenschaft zuständig, konzentriert sich auf die Kulturbehörde. Alle anderen Staatsräte behalten wie zum Beispiel Senatskanzlei-Staatsrat Christoph Krupp (SPD) ihren Aufgabenbereich. Bis auf einen: Für den einzigen Christdemokraten, Nikolas Hill, zuletzt Justiz-Staatsrat, gab es offensichtlich keinen Platz mehr im Syndikat. Doch aus dem Rathaus ist zu hören, dass Scholz die Arbeit Hills sehr schätzt. Es ist zu erwarten, dass der Jurist in anderer Funktion auch in Zukunft für die Stadt tätig sein wird.