Hamburg. Insgesamt 960 statt 1400 Entlassungen. Auch Hamburg ist davon betroffen. 2,5 Millionen Euro in Fonds für soziale Härtefälle.

Bei der Sanierung der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt soll es deutlich weniger Kündigungen geben als ursprünglich geplant. Karstadt-Finanzvorstand Miguel Müllenbach schrieb in einem Mitarbeiterbrief, das Unternehmen habe in den vergangenen Wochen intensiv nach einvernehmlichen und sozialverträglichen Lösungen für möglichst viele Mitarbeiter gesucht. Dadurch sei es gelungen, die Zahl der notwendigen betriebsbedingten Kündigungen auf 960 zu verringern. Noch im Februar waren nach Gewerkschaftsangaben 1400 Entlassungen geplant.

„Der Stellenabbau gehört zu den schmerzhaften, aber im Zuge unserer Sanierung notwendigen Maßnahmen, Karstadt langfristig gesunden zu lassen“, schrieb Müllenbach. Die Kündigungen seien am vergangenen Sonnabend versandt worden. Es werde eine enorme Menge an Administration abgebaut, Prozesse würden vereinfacht und Hierarchien abgeschafft. Daneben gebe es aber auch erhebliche Veränderungen im Sortiment und im Vertrieb, die dem Unternehmen wieder Auftrieb geben sollten.

Auch Hamburg ist von den Kürzungen betroffen. Die Filiale in Billstedt wird geschlossen, und in Wandsbek sollen zwischen 30 und 40 Stellen gestrichen werden, dies wären rund 20 Prozent des Personals. Mit den Plänen zieht sich der Konzern weiter aus Hamburgs Osten zurück. Bereits in einem Mitarbeiterbrief zum Jahreswechsel hatte Finanzchef Müllenbach seine Mitarbeiter auf ein Jahr mit harten Einschnitten eingestimmt. Demnach waren die Aussichten des krisengeschüttelten Unternehmens nicht besonders gut. So war unter anderem der Umsatz im wichtigen Weihnachtsgeschäft um sechs Prozent gesunken. Besonders stark von dem Rückgang soll das wichtige Textilgeschäft betroffen gewesen sein.

Nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di zahlt Karstadt nun insgesamt 2,5 Millionen Euro in einen Fonds für von Kündigungen betroffenen Mitarbeiter. Das sehe ein Tarifsozialplan vor, den das Unternehmen mit der Gewerkschaft vereinbart habe. Karstadt-Beschäftigte, die im Rahmen der derzeit laufenden Kündigungen in den nächsten Monaten in eine Transfergesellschaft wechseln, sollen aus dem Fonds einen Betrag in Höhe von jeweils 2300 Euro erhalten, um besondere soziale Härten abzufedern.

Ver.di-Verhandlungsführer Arno Peukes betonte: „Wir wissen, dass wir die Folgen der Erwerbslosigkeit nicht vollständig abfedern können.“ Der Tarifsozialplan könne aber zumindest einen Teil der entstehenden Härten abmildern. Nach Angaben des Gewerkschafters haben inzwischen rund 900 Mitarbeiter Kündigungen erhalten. Zahlreich weitere Stellen seien sozialverträglich abgebaut worden. Insgesamt würden so rund 2400 Arbeitsplätze wegfallen. „Wir wollen, dass Karstadt zu einem erfolgreichen Zukunftswarenhaus wird. Die Entscheidung der Arbeitgeber, insgesamt 2400 Stellen zu streichen, steht dazu im Widerspruch und ist nicht der richtige Weg“, sagte Peukes. Die Kunden erwarteten „gute Beratung“, dafür werde „ausreichendes und motiviertes Personal“ gebraucht. Dabei dürfe es keine Kompromisse geben

Die Tarifverhandlungen für Karstadt sollen in der kommenden Woche fortgesetzt werden. Ver.di fordert in den Verhandlungen unter anderem eine Standortsicherung für alle rest­lichen Karstadt-Häuser und Beschäftigungsgarantien für alle verbliebenen Arbeitsplätze.