Hamburg. “Sea Watch“, das Schiff einer privaten Initiative, soll im Mittelmeer kreuzen, um Hilfe für Flüchtlinge in Seenot zu organisieren.

Ein 1917 gebauter Fischkutter ist am Freitag auf Finkenwerder von einer privaten Flüchtlingshilfe auf den Namen „Sea Watch“ getauft worden. Ab Mai soll das Schiff mit einer Crew aus bis zu acht Ehrenamtlichen im Mittelmeer Ausschau nach Flüchtlingen halten und humanitäre Hilfe leisten. „Wir wollen mit unserer Initiative auf Missstände aufmerksam machen und versuchen zu helfen“, sagte Harald Höppner, der die Idee gemeinsam mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar hatte und das Schiff Anfang des Jahres aus privaten Mitteln kaufte.

Die Sea Watch werde keine Flüchtlinge aufnehmen, sagte Höppner. „Wir sind eher eine Telefonzelle auf See.“ Die Crew werde Ausschau halten und beobachten. Wenn ein Flüchtlingsboot entdeckt wird, werde man die Küstenwache alarmieren. Dafür wurde die „Sea Watch“ mit Satellitensystemen ausgestattet.

Wenn sie wirklich auf eine Notsituation stoßen sollten, seien Rettungswesten, Trinkwasser und Rettungsinseln für bis zu 500 Menschen an Bord. Die Crew wird ausschließlich aus Ehrenamtlichen bestehen. Es haben sich bereits Ärzte, Sanitäter und Anwälte sowie Kapitäne und Ingenieure gemeldet. Derzeit stünden etwa 60 Helfer auf seiner Liste, so Höppner, „doch es werden täglich mehr.“

Stefan Schmidt, der 2004 mit der „Cap Anamur“ Flüchtlinge vor der Küste Italiens rettete, bezeichnete das Projekt als „Signal“. „Ich hoffe, dass Brüssel sich schämt, weil sie diese Aufgabe Privatpersonen überlassen“, sagte der Kapitän, der für seine Rettungsaktion eine Woche in Italien inhaftiert wurde. Derzeit ist er Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein.

Das Projekt ist vorerst auf drei Monate begrenzt. „Wir haben keinen exakten Fahrplan für unseren Einsatz“, sagte Höppner. Vieles werde sich unterwegs ergeben. „Und wenn wir Erfolg haben, werden wir hoffentlich weitere Unterstützer gewinnen, so dass wir neue Ausrüstung anschaffen können.“

epd